VW-Chef Schäfer: Europa braucht keine Range Extender

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Volkswagen

Tobias Stahl
Tobias Stahl
  —  Lesedauer 4 min

Reichweitenverlängerer für Elektroautos, sogenannte Range Extender, erleben in China eine Renaissance: Extended Range Electric Vehicles oder EREVs sind dort aktuell die am schnellsten wachsende Antriebsart. Neu ist das Prinzip nicht: E-Autos werden dabei mit einem benzinbetriebenen Generator ausgestattet, der Strom erzeugen und damit den Antriebsakku aufladen kann. Der Generator bietet also zusätzliche Reichweite, weshalb die EREVs teils mit kleineren und somit günstigeren Akkus zurechtkommen. Weil die Range Extender dauerhaft im optimalen Drehzahlbereich arbeiten, sind sie in der Regel auch sparsamer als Plug-in-Hybride, denen häufig vorgeworfen wird, dass sie nahezu ausschließlich im Verbrennermodus gefahren werden.

Chinesische Autobauer wie BYD oder Li Auto, aber auch japanische Hersteller wie Nissan und Mazda setzen in Fernost seit geraumer Zeit auf Range Extender. Zuletzt zeigte auch Volkswagen sein erstes EREV-Fahrzeug – auf der Auto Shanghai stellte das Joint Venture Volkswagen-SAIC seine Fahrzeugstudie ID. Era vor: Ein elektrischer Full-Size-SUV mit drei Sitzreihen, der über einen benzinbetriebenen Reichweitenverlängerer verfügt. Dieser soll VW zufolge für eine zusätzliche Reichweite von „mehr als 700 Kilometern“ sorgen, zusammen mit den 300 Kilometern rein elektrischer Reichweite käme der ID. Era also auf Reichweiten von über 1000 Kilometern.

Nur für große SUVs: EREVs nicht die passende Lösung für Europa

Martin Sander, Vorstand für Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw, erklärte bei der Vorstellung des ID. Era, dass die Range-Extender-Technik einen „sehr guten Zwischenschritt für viele Verbraucher“ darstellen könnte. „Range Extender sind in China schon heute eine sehr große Sache“, so Sander laut einem Bericht von Autocar. „Sie werden in Nordamerika von Bedeutung sein, und wir sind überzeugt, dass sie auch in Europa von Bedeutung sein werden.“

VW-Markenchef Thomas Schäfer scheint allerdings weniger überzeugt davon zu sein, dass Range Extender in Europa eine große Bedeutung einnehmen werden. In einem aktuellen Interview mit Autocar erklärt Schäfer, dass Reichweitenverlängerer vor allem in größeren Modellen wie dem ID. Era sinnvoll seien und in der europäischen Strategie von Volkswagen keine große Rolle spielen werden.

„Die Technologie ist nicht wirklich neu. Sie ist wieder aufgetaucht und hat sich speziell in China durchgesetzt, aber wahrscheinlich ist sie auch in den USA anwendbar – vor allem in größeren Fahrzeugen“, so der VW-Chef. „Es macht Sinn, wenn es irgendeine Art von CO2-Vorschrift gibt und man diese einhalten muss, aber in größeren Autos.“

Bei kleineren Fahrzeugen sei es hingegen fraglich, ob man die Range-Extender-Technologie benötige, wenn man bereits Plug-in-Hybride anbietet. Volkswagen bietet nahezu jedes Modell oberhalb des VW Polo auch als Plug-in-Hybrid an. Es handle sich um eine teure Technologie, so Schäfer über die EREVs. Mit Blick auf die Nutzung und die Kosten mache es keinen Sinn, sowohl Range-Extender als auch Plug-in-Hybride im Portfolio zu haben. Stattdessen verweist Schäfer auf die großen Reichweiten und Schnellladefähigkeiten der aktuellen Plug-in-Hybride von Volkswagen. Der Austausch dieser Systeme in Fahrzeugen wie dem Golf, Passat, Tiguan und Tayron sei „wahrscheinlich nicht der richtige Weg“.

Schäfer: „Bleibt abzuwarten, ob es sich nur um eine Spitze handelt“

„In größeren Autos, ja“, erklärt Schäfer. „Der Scout in den USA zum Beispiel wird einen Range-Extender haben. Aber es bleibt abzuwarten, ob es sich nur um eine Spitze handelt oder ob es tatsächlich ein größerer Trend sein wird.“

„In Europa ist der Markt für diese Art von großen SUVs sehr klein und premiumlastig. Es ist also schwierig, in Europa in diesen Bereich zu investieren“, so der VW-Chef weiter. „China, ja, USA, ja – wir haben in der Vergangenheit ähnliche Dinge wie den Atlas in den USA und den Terramont in China gemacht, es gibt also eine Möglichkeit, auf beiden Seiten zu arbeiten. Aber für Europa haben wir uns mit folgenden Fragen beschäftigt: Was ist das Portfolio? Wo ist der Profitpool, den wir ansprechen wollen? Und in einer Zeit, in der man mit einem knappen Budget arbeitet, muss man Entscheidungen treffen: was will man als erstes, zweites und drittes angehen?“ Der Range Extender sei nichts, das er in einem europäischen Kontext als erstes in Angriff nehmen würde, so Schäfer.

Quellen: Autocar – Volkswagen CEO questions need for range-extender EVs in Europe / Autocar – Volkswagen plots range-extender electric vehicles for Europe / AlixPartners – Range Extender: Chinesische OEMs treiben den Siegeszug der E-Mobilität voran – mit fossilen Mitteln

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Tobias Stahl

Tobias Stahl

Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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Egon_meier:

@hans***
„leider hat Peter von PHEV scheinbar keine Ahnung oder möchte hier nur provozieren.“

Du hast nicht verstanden. Das war bitterste Ironie … mit der der Begriff „gutes PHEV“ hinterfragt wurde. Aber nicht jeder versteht sowas.

„VW wartet und wartet …… bis andere Hersteller VW abgehängt haben.“
VW beobachtet den Markt und rollt ihn dann auf – wie so oft in der Vergangenheit
VW hat weder die Kompaktklasse, noch Minivan, SUV xxx erfunden oder als erster auf den Markt gebracht aber später den Markt in Europa dominiert – und das bis heute.
So war es übrigens auch mit dem up! in seinem Segment.

Aber es gibt eben Leute, die den weder Sprach- noch Marktverständnis haben.

Hans-im-Glück:

leider hat Peter von PHEV scheinbar keine Ahnung oder möchte hier nur provozieren.
Aber wie kann man hier so unschön lesen?
Schäfer: „Bleibt abzuwarten, ob es sich nur um eine Spitze handelt“ (…..)
Klar und VW wartet und wartet …… bis andere Hersteller VW abgehängt haben.

Heribert-2:

Stimme Jakob zu 100% zu. Er beschrieb exakt mein Profil. Zu > 90% fahre ich mit dem Hybriden elektrisch und lade den Wagen an einer Ladesäule auf, dauert nicht lange.
Bei einer Urlaubsfahrt muss ich nicht lange überlegen, wo ich Sicherheitsstopps einlegen muss. Am Zielort angekommen, fahre ich erneut bis 100km mit Strom, bevor ich zum nächsten Dorf oder Sehenswürdigkeit die nächste Ladesäule anfahre. Gibt es dort keine öffentliche Ladesäule, so fahre ich eben ein paar Kilometer mit dem Verbrenner bis zur Ladesäule. Ich bin begeistert von den 80 KW eMotor, das Geknatter benötige ich nicht mehr, sofern ich keine Langstrecken zurücklege.
Ok, mit etwas mehr Disziplin würde das sicher auch mit dem reinen Stromer funktionieren. Dennoch gibt es immer wieder Berichte von entnervten BEV-Fahrer.
Ein Haus wird sicher auch nicht in Flammen aufgehen, trotzdem kündige ich die Feuerversicherung nicht. Im Urlaub bin ich noch nie erkrankt, trotzdem habe ich eine internationale Reisekrankenversicherung.
Wenn jemand gerne auf Nummer sicher geht, warum lässt man ihn nicht?
Im Juni 2026 steht ein neues Auto an. Meine Frau liebt es elektrisch zu fahren, aber einen reinen Stromer möchte auch sie nicht. Bislang wechselt meine Euphorie vom reinen Verbrenner über Plugin Hybrid manchmal kurzfristig zum Vollstromer, wobei die letzte Variante meist schnell verworfen wird. Auch ein Grund ist der miserable Wiederverkaufswert. Die Preise für reine Verbrenner steigen und steigen ….
Viel geschrieben, knapp zusammengefasst: Ich würde den EREV auch in kleineren Fahrzeuge begrüßen und mich von PHEV verabschieden.

Jakob Sperling:

„Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“, Göthe

Hast du schon mal eine PHEV-Antriebseinheit gesehen?
Hinweis: Google.

Jeder Automechaniker kann einen simplen BEV zu einem leidlichen EREV ausbauen.
Aber keiner von denen kann eine PHEV-Antriebseinheit bauen.

Egon_meier:

Eine dieser sperglingschen Seifenblasen-Thesen die frei in der Luft schweben – keinerlei substanziellen Inhalt, keinerlei Boden- (d.h. Realitäts-) bezug

Was ist an PHEV Wunderwerk?

Peter:

„Ein gutes PHEV ist ein technisches Wunderwerk, das nur die ganz starken Hersteller hinkriegen.“
Was ist denn ein gutes PHEV ???
Also ich möchte ein PHEV haben was die gleichen Eigenschaften wie ein BEV und ein Verbrenner hat, also ca. 500km rein elektrisch + 1000km mit Verbrenner, mit min. 250kW Ladeleistung und auch im reinen Verbrennerbetrieb sollte dieser, wie rein elektrisch, maximal 20kWh/100km Verbrauchen. Die Möglichkeit der Energieverschwendung, also laden mit dem Verbrenner, darf es nicht geben und natürlich möchte nur ich entscheiden wann der Verbrenner genutzt wird also sollte der Verbrenner niemals automatisch gestartet werden.
Alle PHEV die das nicht bieten können sind technische Fehlkonstruktionen für Petrolheads di durch blaue Propaganda verängstigt sind.

Egon_meier:

Das ist der klassische Unsinn dieses Forenteilnehmers.

Der PHEV- oder EREV-Nutzer handelt sich für diese Milchmädchenrechnung eine extrem komplexe und fehleranfällig Technik ein. 2 Antriebe, komplettes Abgassystem, Tank UND Akku, hoher Wartungs- und Reparaturbedarf, hohe TOC … und das dafür das er 2x im Jahr sich das Laden während der Urlaubsfahrt erspart.
Einfach lächerlich …

BEV ist für fast jeden Usecase optimal: simple Technik, geringere Reparatur- und Wartungsaufwand, geringe laufende Kosten …

Seitdem das Thema h2 endgültig durch ist verbreitet J. S. vermehrt Hybrid-Unsinn.

Peter:

2 Probleme sehe ich da:

„Er reduziert seinen CO2-Ausstoss um etwa 80% und braucht dazu nur 1/4 der Batterie eines Langstrecken-BEV.“
Unter der Voraussetzung das man so ein Fahrzeug wie ein BEV fährt, also 90% der Zeit elektrisch, steht er dann läd er, jetzt rate mal was die Patrolheads nicht mögen, desweiteren wenn du NICHT 90% elektrisch fährst, säuft dich die Karre tot da diese Fahrzeuge untermotorisiert sind und gut das 4-6 fache des WLTP brauchen, auch nur 1x im Jahr tanken ist unmöglich da der Verbrenner nur den Motorschutz gestartet wird um den alten Sprit zu Verbrauchen.

„Wenn er die ca.15% Langstrecke dann noch mit grünem Treibstoff fährt“

Guter Witz, so was gibt es nicht und wird es nicht geben im privat Bereich, jetz schon tankt niemand HVO100 da der Quatsch zu teuer ist und die E-Fuels oder andere Fantasieprodukte sollen laut E-Fuel Allianz im Jahr 2050 3€/l kosten ohne staatl. Subventionen.

Jakob Sperling:

Ein gutes PHEV ist ein technisches Wunderwerk, das nur die ganz starken Hersteller hinkriegen.

Ein EREV ist technisch wesentlich einfacher, erfüllt aber in etwa den gleichen Zweck; mit minimen Vor- und Nachteilen.

Klar, dass es die PHEV-Hersteller mag, dass es eine gleichwertige Lösung gibt, die alle hinkriegen.

Jakob Sperling:

Bekanntlich fährt der Standard-Benutzer im Normalfall unter 100 km im Tag, ein Dutzend mal im Jahr eine etwas längere Strecke und 2 mal im Jahr eine sehr lange Strecke (so ungefähr).

Für so einen Standard-Benutzer ist ein PHEV oder EREV eine sehr gute Lösung.
Er reduziert seinen CO2-Ausstoss um etwa 80% und braucht dazu nur 1/4 der Batterie eines Langstrecken-BEV.

Wenn er die ca.15% Langstrecke dann noch mit grünem Treibstoff fährt, spart er wegen der viel kleineren Batterie sogar noch mehr CO2 als ein Langstrecken-BEV mit grosser Batterie.

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