VDA fordert massiven Ausbau der europäischen Ladeinfrastruktur

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Auf dem 22. Technischen Kongress des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) forderte VDA-Präsidentin Hildegard Müller einen massiven Ausbau des Ladenetzes in ganz Europa. „Wir setzen die Pariser Klimaziele um und sind bereits Europameister bei E-Mobilität. Die Autos kommen auf den Markt, jetzt muss das Ladenetz ausgebaut werden“, so Müller. Wenn die EU-Kommission die CO2-Werte für den Fahrzeugbereich im Juni verändern will, sagt sie mit Blick auf die Verschärfung der Abgasnorm Euro 7, müsse sie zugleich einen detaillierten Ausbauplan für eine europaweite Ladeinfrastruktur vorlegen. „Und es muss Ökostrom im Ladenetz fließen, denn niemand will sein E-Auto mit Kohlestrom betanken“, so die VDA-Chefin. Ein EU-weiter Ladenetz-Ausbauplan wäre eine wichtige Voraussetzung, um die Flottengrenzwerte zu verändern.

Bislang verfügen laut VDA von 27 EU-Staaten nur drei – Deutschland, die Niederlande und Frankreich – überhaupt über eine nennenswerte Versorgung mit Ladepunkten und diskutieren über den notwendigen Ausbau: Auf sie entfallen 82 Prozent der Ladepunkte in der gesamten EU. Müller sagt jedoch, dass selbst in diesen Ländern noch Aufholbedarf bestehe. „Für uns ist klar: Im Einklang mit den Pariser Klimazielen wollen wir klimaneutrale Mobilität bis spätestens 2050. Das ist ambitioniert, aber machbar, wenn es die richtigen Rahmenbedingungen gibt.“

Die VDA-Präsidentin wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass die deutschen Konzernmarken ihr Modellangebot an E-Autos demnächst verdoppeln werden – von derzeit 70 auf 150 bis Ende 2023: „Für die Käufer muss auch von vornherein klar sein, dass sie ihr E-Fahrzeug schnell und CO2-frei laden können, in Deutschland und in ganz Europa.“ Müller sprach sich auf dem Technischen Kongress des VDA erneut auch für Technologieoffenheit aus. Für den Klimaschütz würden alle Optionen benötigt, auch Wasserstoff und klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (E-Fuels): „Unsere Forderung ist daher, Klimaschutz und Industriepolitik zusammenzudenken. Nur so schützen wir das Klima, machen Europa zukunftsfähig, sichern Wohlstand und liefern Innovation.

Der Technische Kongress des VDA ist einer der wichtigsten Branchentreffs in Europa, der coronabedingt in diesem Jahr digital durchgeführt wird. Er steht unter dem Motto: „Mit Technologie und Innovation zur Klimaneutralität“. Zu den Rednern und Panel-Teilnehmern zählen in diesem Jahr – neben Vertretern der Automobil- und Chemieindustrie sowie der IT-Branche – Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, die Parlamentarischen Staatssekretäre Thomas Bareiß (BMWi) und Florian Pronold (BMU), Cem Özdemir, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, und Kai Bliesener, Branchenkoordinator Automobil- und Zulieferindustrie im IG Metall Vorstand.

„Eine Megaaufgabe, aber unumgänglich für Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz“

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir, MdB und Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, sagte bei dem digitalen Event, dass „die dringend notwendige ökologische Modernisierung zusammen mit den Unternehmen und den Beschäftigten“ gestaltet werden müsse. Die Umstellung auf emissionsfreie Mobilität und Digitalisierung sei „eine Megaaufgabe, aber unumgänglich für Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz“. Deshalb sei auch „eine stärkere Orientierung seitens der Politik“ geboten, so Özdemir: „Statt einzelner Autogipfel brauchen wir einen strategischen Dialog im Bund, der offen und ehrlich ausspricht, dass der fossile Verbrenner ein Enddatum hat, dann aber auch verlässlich dafür eintritt, die Transformation zum Erfolg zu machen für die Menschen, die Unternehmen und das Klima. Die Zeit drängt, und der internationale Wettbewerb wartet nicht.

Dr. Joachim Damasky, VDA-Geschäftsführer, sagte, dass die Digitalisierung der Autobranche „für Unternehmen, Straßenverkehr und Kunden enorme Chancen“ biete: „Mobilität wird dadurch ökologischer, flexibler, effizienter und sicherer“. Die Technologieführerschaft bei digitalen Angeboten werde „immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor“, und Damasky würde es begrüßen, wenn Deutschland ein Vorreiter im Bereich Autonomes Fahren werden würde.

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 24.03.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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bergfex:

@Wolfgang Gösebrecht: Sie irren. Wikipedia ist nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Es geht letztlich doch nicht darum, ob man die Aktivitäten des Bunds der Steuerzahler für gut oder schlecht hält.

Es geht darum, dass von Ionity 300 Mio Steuergelder für den Aufbau eines Ladenetzes kassiert worden sind und Ionity nun astronomische Ladepreise verlangt. Meine Frage war: Wo bleibt der Bund der Steuerzahler? Das sagt doch gar nichts darüber aus, ob ich diesen für gut oder schlecht halte.

Was ich für schlecht halte, ist das katastrophale Geschäftsgebaren von Ionity. Und dabei bleibe ich und dazu werde ich auch hier nicht mehr weiter diskutieren.

Wolfbrecht Gösebert:

„Der Bund der Steuerzahler ist das Finanzgewissen der Bundesrepublik.“

Tja, so kann man sich irren (folgendes Zitat aus Wikipedia PKT de):

Nach Meinung von Beobachtern vertritt der Bund der Steuerzahler entgegen seinem Namen nicht die Interessen aller Steuerpflichtigen, sondern nur die der Reichen. Zu diesem Schluss kam man unter anderem, weil 22 % der Leser der Mitgliederzeitschrift über ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 5.000 Euro im Monat verfügen im Gegensatz zu nur 8 % der Bevölkerung. Auch SPD-Vertreter äußerten die Ansicht, dass der Verband vor allem Interessenpolitik für Einkommensreiche und Vermögende macht. [Quellen siehe ebendort]

bergfex:

@Wolfgang Gösebrecht: Der Bund der Steuerzahler ist das Finanzgewissen der Bundesrepublik. Er prangert seit 70 Jahren Steuergeldverschwendung und Ausgabenwut an. Und wenn 300 Mio Steuergelder für das Ionity-Ladenetz ausgegeben werden, das dann die E-Autofahrer in unverschämter Weise abzockt, dann ist das ein Fall, der angeprangert werden muss.

Wolfbrecht Gösebert:

„Das muss die Industrie regeln, in erster Linie die Energieversorger. Die wollen auch die Erträge einstreichen.“

+1

Wo bleibt der Bund der Steuerzahler?

Da würde ich mich ja erstmal informieren, WER das eigentlich ist (= wessen Interessen da eigentlich vertreten werden!)?

Mancher wird womöglich überrascht sein, dass es der „kleine Arbeitnehmer“ jedenfalls nicht ist!

bergfex:

Warum schreit der VDA nach der EU bzw. dem Staat? Die Ladestationen aufzubauen ist keine Staatsaufgabe. Das muss die Industrie regeln, in erster Linie die Energieversorger. Die wollen auch die Erträge einstreichen. Der Weg von Ionity, erst 300 Mio Steuergelder kassieren und dann die E-Autofahrer wie Weihnachtsgänse auszunehmen ist schändlich!
Wo bleibt der Bund der Steuerzahler?

Tom:

…IONITY… natürlich

Tom:

…doch ;-)
Ich hoffe Frau Müller hat das vor allem auch an ihre Vereinsmitglieder gerichtet!
Ich sag nur IONTY….upps

Anonymous:

Dem ist nichts hinzuzufügen :-)

Robert:

„Deutschland ein Vorreiter“ dazu sollte Deutschland erstmal den Rückstand zu den Mitbewerbern aufholen und nicht ständig von Technologieoffenheit faseln (weniger reden mehr handeln)

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