Tesla Semi mit eigener 1,2-MW-Ladeinfrastruktur

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Tesla

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Tesla treibt sein Projekt für elektrische Schwerlaster weiter voran. Auf der ACT Expo stellte Dan Priestley, Programmleiter des Tesla Semi, aktuelle Entwicklungen und Pläne für die kommenden Jahre vor. Trotz Rückschlägen bei anderen Herstellern hält Tesla an seinem Kurs fest. Das Ziel bleibt, 2026 mit der Serienproduktion des E-Lkw in Nevada zu starten.

Das Werk soll jährlich bis zu 50.000 Einheiten liefern. Die Halle mit rund 158.000 Quadratmetern Fläche steht bereits. Aktuell laufen Vorbereitungen für die Fertigungslinien und die Ausstattung mit Maschinen. Die ersten Lkw werden intern bereits eingesetzt. Tesla nutzt sie für die eigene Logistik, um Praxiserfahrungen zu sammeln und das Produkt weiter zu verbessern. Erst danach beginnen die Auslieferungen an Kunden.

Die bisherigen Testfahrzeuge haben zusammen fast acht Millionen Meilen zurückgelegt. 26 der Lkw sind über 100.000 Meilen unterwegs gewesen. Die Flotte war in unterschiedlichen Bereichen im Einsatz, etwa bei der Lebensmittellogistik, im Verteilerverkehr und im Autotransport. Zwei Varianten des Tesla Semi sind geplant: eine mit rund 480 Kilometern Reichweite und eine mit etwa 800 Kilometern. Dabei sei nicht nur die Reichweite bemerkenswert, sondern auch die Energieeffizienz und das Verhältnis von Nutzlast zu Gewicht.

Auf Grundlage der Erfahrungen wurden zahlreiche Verbesserungen umgesetzt. Ein neues Spiegelkonzept etwa soll die Sicht verbessern, eine zusätzliche Seitenscheibe die Kommunikation an Schranken und Hafentoren erleichtern. Tesla kündigte außerdem eine neue Batteriegeneration an. Sie ist günstiger in der Herstellung, leichter und dennoch leistungsfähig. Der Trick liegt in einem Effizienzgewinn von über sieben Prozent, wodurch sich trotz geringerer Kapazität die gleiche Reichweite ergebe.

Tesla Semi künftig mit 1,2 MW-Ladeleistung

Ferner wird der Elektro-Lkw mit einem leistungsstarken Ladeanschluss ausgestattet. Mehr als ein Megawatt Ladeleistung sollen möglich sein. Das ist vor allem für die geplanten langen Touren entscheidend. Tesla hat auch ein neues Batteriesystem mit hoher Effizienz vorgestellt, das im Semi zum Einsatz kommt. Die Zellen stammen laut Unternehmen vollständig aus den USA.

Ein weiteres Thema: die Stromversorgung von Anhängern. Tesla plant ein elektrisches Nebenaggregat namens ePTO. Damit lassen sich zum Beispiel Kühlauflieger direkt vom Lkw versorgen. Bislang sind solche Systeme meist dieselbetrieben. Das neue System unterstützt sowohl Gleich- als auch Wechselstrom und erlaubt eine Spitzenleistung von über 25 Kilowatt. Gerade bei Kühltransporten, die oft über längere Zeiträume bei niedriger Leistungsaufnahme laufen, ist das relevant.

Neben dem Auto selbst rückt Tesla auch die Ladeinfrastruktur in den Fokus. Eine neue Generation von Ladesäulen mit bis zu 1,2 Megawatt Leistung entsteht. Die Technik basiert auf Teslas Version 4 der Supercharger, ist aber für den Schwerlastbereich angepasst. Der Platzbedarf verringert sich im Vergleich zu bestehenden Systemen um über die Hälfte. Das senkt Kosten, spart Fläche und verbessert die Planbarkeit für Logistikunternehmen. Bis zu acht Lkw können sich künftig eine Station teilen.

Für den Service soll das gleiche Team zuständig sein, das bereits die Pkw-Supercharger wartet. Tesla verspricht eine hohe Zuverlässigkeit – ähnlich wie im Pkw-Bereich, wo über 99,95 Prozent Betriebszeit erreicht werden. Diese Stabilität will Tesla auf den Schwerverkehr übertragen.

Langsames Laden über Nacht im Fokus

Neben der Schnellladung arbeitet Tesla an einem System für das langsame Nachladen über Nacht. Dies sei ideal für Unternehmen, deren Einsatzzeiten dies zulassen. Zusätzlich entstehen erste öffentliche Ladepunkte für Lkw. 46 Standorte sind bereits in Planung, darunter auch solche in der Nähe von Truck Stops. Insgesamt entstehen über 300 Schnellladepunkte, die ab diesem Jahr gebaut werden. Weitere folgen 2026. Tesla sieht öffentliche Ladeangebote nicht nur als Ergänzung, sondern als zentrale Säule für eine flächendeckende Elektrifizierung im Transportsektor.

Auch private Ladepunkte bei Kunden sollen weiter ausgebaut werden. Doch nicht jede Spedition besitzt eigene Höfe oder hat genug Platz und Stromanschlüsse. Deshalb sieht Tesla öffentlich zugängliche Ladeplätze als wichtiges Bindeglied. Sie sollen als Übergangslösung dienen, aber auch Reichweitenreserven schaffen. Der Fokus liegt darauf, Ladepunkte dort zu errichten, wo Lastwagen ohnehin halten – etwa in Industriegebieten oder entlang großer Routen.

Tesla verspricht dabei niedrige Stromkosten, um gegenüber Diesel wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben. Das Unternehmen betont, dass jede Auslieferung mit einer passenden Ladelösung einhergehen soll – ob privat, öffentlich, schnell oder langsam. Priestley betonte, dass es sich nur um einen Ausschnitt der laufenden Arbeiten handelt. Viele weitere Entwicklungen seien in Vorbereitung.

Quelle: Youtube – Out of Spec Bits: Vollständige Keynote: Tesla Semi Update! Megacharger-Netzwerk, neue Batterie, e-PTO, Produktion u…

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Stefan S:

Leider hat sich alles so lange verzögert, dass bis 2026 alle anderen Hersteller ähnliche Technik am Start haben.
Vielleicht haben die Ankündigungen die anderen Hersteller angespornt, das jetzt Tesla langsamer als die anderen ist ist schon beschämend.
Wenn der LKW nicht echt super wird könnte er wieder ein Flop werden wie der Edelstahl Pickup.

Jens Wilke:

Schade das konkrete Zahlen zu Verbrauch und Akku-Kapazität fehlen.
Die Pläne von Tesla klingen wie die umgesetzten Aktivitäten in Europa in den letzten 18 Monaten. Volvo feiert seinen 5000 verkauften eTruck, Milence baut Ladeparks in Europa, Alpitronic führt MW-Lader nach dem MCS Standard in den Markt ein, Daimler und MAN beginnen dieses Jahr mit der Serien-Produktion der LKWs. Spannend was da alles passiert.

KleinFritzchen:

‚… autonomes Fahren werden die LKWs bald rund um die Uhr fahren…‘
BALD … dass ich nicht lache!

Stefan:

„Bald“? Wohl eher nicht so bald, ich will nicht von einem 30Tonner, der außer Kontrolle geraten ist, auf der Autobahn zerquetscht werden!
Autonomes Fahren funktioniert doch überall nicht richtig, kannst du doch täglich nachlesen!?

Philipp:

Tesla macht diese Ladeinfrastruktur doch nur in den USA und dort gibt es keine Fahrzeitbeschränkung am Tag. In den USA darf der Fahrer so lange fahren, wie er will.

Ist eh egal, weil Tesla das nur auf der Strecke Fremont-Texas aufbaut, steht leider nicht im Artikel.

Matv:

Durch autonomes Fahren werden die LKWs bald rund um die Uhr fahren. Da gibt es keine Ruhezeiten mehr. Dann wird Schnellladung bei LKWs die einzige Lösung sein.

Martin:

Im LKW-Bereich ist Schnellladung uninteressant. Die Standzeiten des Fahrzeugs sind ja vorwiegend durch die Ruhezeiten des Fahrers bedingt. Außerdem wird da mit spitzem Bleistift gerechnet. Wenn eine 12C-Ladung die Batterielebensdauer beeinflusst, ist sie uninteressant. Dasselbe gilt für den Ladestrompreis, der mit steigender Anschlussleistung ja gerne höher angesetzt wird.

Die 5-Minuten-Ladung ist die Antwort auf die ewige Ladezeiten- und Reichweitendiskussion im PKW-Sektor. Da aktuelle Batterietechnik Lebensdauern im mittleren sechstelligen km-Bereich verspricht (und damit schon vielfach über der Lebensdauer von modernen Downsizingverbrennern liegen), ist für viele eine potentielle Lebensdauerverringerung durch Schnellladung verkraftbar. Die Premiumspritangebote an der Zapfsäule beweisen zudem, dass für erstaunlich viele Privatleute der Preis kein Killerargument ist, von daher ein Aufschlag für eine Expressladung am Markt gut durchsetzbar ist…

Mv:

Schnellladen ist vermutlich die
Lösung. Akkus mit 12C können in 5 Minuten geladen werden. BYD und CATL haben solche Akkus. Da braucht es aber eher 12 MW Ladeleistung bei den Ladesäulen. Paxos Ladestecker kann das.

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