Mehr als 160 Wasserstoff-LKW in den kommenden vier bis fünf Jahren will ein deutsches Logistikunternehmen einflotten: Der Wasserstoff- und Elektro-LKW-Hersteller Nikola, das Energieunternehmen Eon und der Logistikdienstleister Richter haben eine Absichtserklärung über die Bestellung von zunächst 20 Nikola Tre Wasserstoff-LKW und des zu ihrer Versorgung benötigten Wasserstoffs unterzeichnet.
Die Richter Group ist ein Anbieter von individuellen Logistikdienstleistungen, die Hub- und Direkttransportlösungen für Kurier-, Express- und Paketkunden umfassen. Das Unternehmen mit Sitz in Wesel verfügt derzeit über eine Flotte von mehr als 160 dieselbetriebenen LKW mit Be- und Entladestellen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Nikola und Eon beabsichtigen, die Richter Group bei der Dekarbonisierung ihrer Fahrzeugflotte zu unterstützen, indem sie im Rahmen ihres bereits angekündigten Joint Ventures, das in den kommenden Wochen gegründet werden soll, neben den wasserstoffbetriebenen Elektro-LKW auch den benötigten grünen Wasserstoff und die Betankungsinfrastruktur bereitstellen.
Die ersten 20 Wasserstoff-Trucks des Typs Nikola Tre sollen 2024 an die Richter Group geliefert werden. Der Logistiker plant, seine gesamte Flotte in den kommenden vier bis fünf Jahren durch Wasserstoff-LKW von Nikola zu ersetzen. Die Richter Group hat darüber hinaus laut eigener Aussage die Absicht, mit ihren Logistikpartnern zusammenzuarbeiten, um auch deren Flotten auf die emissionsfreien Fahrzeuge von Nikola umzustellen. Das könnte zu einer Abnahme von bis zu 750 weiteren Wasserstoff-Trucks im gleichen Zeitraum führen.
Der Nikola Tre in der europäischen 6×2-Variante wird von dem Joint Venture zwischen Nikola und der Iveco Group in deren Werk in Ulm gebaut. Die Richter Group und ihre Partner können einen Teil oder auch den gesamten Fuhrpark der Wasserstoff-LKW über ein All-Inclusive-Modell für wasserstoffbetriebene Elektro-LKW von Iveco erwerben oder leasen. Iveco übernimmt in diesem Rahmen die Wartungs- und Serviceleistungen.
Eon werde die Versorgung mit grünem Wasserstoff übernehmen und die Betankungsinfrastruktur entwickeln, um die Anforderungen der auf den Markt gebrachten Wasserstoff-Elektrofahrzeuge zu erfüllen. Die erste Betankungslösung im Rahmen dieses Projekts werde auf dem Gelände der Richter Group in Wesel errichtet. Sowohl die Wasserstoffversorgung als auch die Logistik werden durch das geplante Joint Venture von Eon und Nikola bereitgestellt.
„Diese Absichtserklärung ist nur der Anfang“
„Wir planen, die wasserstoffbetriebenen Elektro-LKW von Nikola und Eon auch bei vielen unserer Partner einzuführen, um die Dekarbonisierung des europäischen Schwerlasttransportsektors weiter voranzutreiben. Diese Absichtserklärung ist nur der Anfang“, sagt Sylvio Richter, Gründer und CEO der Richter Group. Über die Technologietochter Sundronix will die Richter Group mit Nikola und Eon zudem an technologischen Lösungen für die Planung und den Bau einer 700-bar-Betankungsinfrastruktur, der Wasserstoff-Transportlogistik und der Wasserstoffversorgung arbeiten.
„Wasserstoff ist das notwendige Bindeglied und eine zentrale Lösung, um auch im Schwerlastverkehr die Dekarbonisierung voranzutreiben“, sagt Gabriël Clemens, CEO Eon Green Gas und Managing Director Eon Hydrogen GmbH. „Wir planen die Lieferung von bis zu 225 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr für die ersten 20 wasserstoffbetriebenen LKW und werden diese Menge in den kommenden vier bis fünf Jahren deutlich erhöhen.“ Michael Lohscheller, Präsident und CEO der Nikola Corporation, veranschaulicht, wie viel CO2 die Wasserstoff-Lastwagen einsparen können: „Die Bestellung der ersten 20 emissionsfreien Schwerlastkraftwagen anstelle der bestehenden Diesel-LKW entspricht einer Vermeidung der jährlichen CO2-Emissionen von etwa 600 PKW.“
Mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern und einer Tankzeit von weniger als 20 Minuten − basierend auf geplanten technologischen Verbesserungen − wird der Nikola Tre Wasserstofftruck voraussichtlich die längste Reichweite aller kommerziell erhältlichen abgasfreien LKW der Klasse 8 haben. Gleichzeitig bringt er im Vergleich zu batterieelektrischen LKW der Klasse 8 mit ähnlicher Reichweite Gewichtseinsparungen mit sich. Die Einsatzmöglichkeiten der Nikola Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sind vielfältig und reichen von der Beförderung von Gütern im kombinierten Verkehr über den regionalen Nahverkehr bis hin zu Spezialtransporten.
Quelle: Eon – Pressemitteilung vom 24.02.2023