Richter Gruppe will 160 Wasserstoff-LKW von Nikola einflotten

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Mehr als 160 Wasserstoff-LKW in den kommenden vier bis fünf Jahren will ein deutsches Logistikunternehmen einflotten: Der Wasserstoff- und Elektro-LKW-Hersteller Nikola, das Energieunternehmen Eon und der Logistikdienstleister Richter haben eine Absichtserklärung über die Bestellung von zunächst 20 Nikola Tre Wasserstoff-LKW und des zu ihrer Versorgung benötigten Wasserstoffs unterzeichnet.

Die Richter Group ist ein Anbieter von individuellen Logistikdienstleistungen, die Hub- und Direkttransportlösungen für Kurier-, Express- und Paketkunden umfassen. Das Unternehmen mit Sitz in Wesel verfügt derzeit über eine Flotte von mehr als 160 dieselbetriebenen LKW mit Be- und Entladestellen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Nikola und Eon beabsichtigen, die Richter Group bei der Dekarbonisierung ihrer Fahrzeugflotte zu unterstützen, indem sie im Rahmen ihres bereits angekündigten Joint Ventures, das in den kommenden Wochen gegründet werden soll, neben den wasserstoffbetriebenen Elektro-LKW auch den benötigten grünen Wasserstoff und die Betankungsinfrastruktur bereitstellen.

Die ersten 20 Wasserstoff-Trucks des Typs Nikola Tre sollen 2024 an die Richter Group geliefert werden. Der Logistiker plant, seine gesamte Flotte in den kommenden vier bis fünf Jahren durch Wasserstoff-LKW von Nikola zu ersetzen. Die Richter Group hat darüber hinaus laut eigener Aussage die Absicht, mit ihren Logistikpartnern zusammenzuarbeiten, um auch deren Flotten auf die emissionsfreien Fahrzeuge von Nikola umzustellen. Das könnte zu einer Abnahme von bis zu 750 weiteren Wasserstoff-Trucks im gleichen Zeitraum führen.

Der Nikola Tre in der europäischen 6×2-Variante wird von dem Joint Venture zwischen Nikola und der Iveco Group in deren Werk in Ulm gebaut. Die Richter Group und ihre Partner können einen Teil oder auch den gesamten Fuhrpark der Wasserstoff-LKW über ein All-Inclusive-Modell für wasserstoffbetriebene Elektro-LKW von Iveco erwerben oder leasen. Iveco übernimmt in diesem Rahmen die Wartungs- und Serviceleistungen.

Eon werde die Versorgung mit grünem Wasserstoff übernehmen und die Betankungsinfrastruktur entwickeln, um die Anforderungen der auf den Markt gebrachten Wasserstoff-Elektrofahrzeuge zu erfüllen. Die erste Betankungslösung im Rahmen dieses Projekts werde auf dem Gelände der Richter Group in Wesel errichtet. Sowohl die Wasserstoffversorgung als auch die Logistik werden durch das geplante Joint Venture von Eon und Nikola bereitgestellt.

„Diese Absichtserklärung ist nur der Anfang“

Wir planen, die wasserstoffbetriebenen Elektro-LKW von Nikola und Eon auch bei vielen unserer Partner einzuführen, um die Dekarbonisierung des europäischen Schwerlasttransportsektors weiter voranzutreiben. Diese Absichtserklärung ist nur der Anfang“, sagt Sylvio Richter, Gründer und CEO der Richter Group. Über die Technologietochter Sundronix will die Richter Group mit Nikola und Eon zudem an technologischen Lösungen für die Planung und den Bau einer 700-bar-Betankungsinfrastruktur, der Wasserstoff-Transportlogistik und der Wasserstoffversorgung arbeiten.

Wasserstoff ist das notwendige Bindeglied und eine zentrale Lösung, um auch im Schwerlastverkehr die Dekarbonisierung voranzutreiben“, sagt Gabriël Clemens, CEO Eon Green Gas und Managing Director Eon Hydrogen GmbH. „Wir planen die Lieferung von bis zu 225 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr für die ersten 20 wasserstoffbetriebenen LKW und werden diese Menge in den kommenden vier bis fünf Jahren deutlich erhöhen.“ Michael Lohscheller, Präsident und CEO der Nikola Corporation, veranschaulicht, wie viel CO2 die Wasserstoff-Lastwagen einsparen können: „Die Bestellung der ersten 20 emissionsfreien Schwerlastkraftwagen anstelle der bestehenden Diesel-LKW entspricht einer Vermeidung der jährlichen CO2-Emissionen von etwa 600 PKW.

Mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern und einer Tankzeit von weniger als 20 Minuten − basierend auf geplanten technologischen Verbesserungen − wird der Nikola Tre Wasserstofftruck voraussichtlich die längste Reichweite aller kommerziell erhältlichen abgasfreien LKW der Klasse 8 haben. Gleichzeitig bringt er im Vergleich zu batterieelektrischen LKW der Klasse 8 mit ähnlicher Reichweite Gewichtseinsparungen mit sich. Die Einsatzmöglichkeiten der Nikola Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sind vielfältig und reichen von der Beförderung von Gütern im kombinierten Verkehr über den regionalen Nahverkehr bis hin zu Spezialtransporten.

Quelle: Eon – Pressemitteilung vom 24.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Dieter Suchan:

Irgendjemand müsste damit anfangen,die BrennstoffzellenTechnologie im Schwerlastverkehr einzuführen.Die deutsche Industrie ist leider dazu offensichtlich nicht bereit.Wenn Wasserstoff das Öl der Zukunft ist,muss Deutschland,dass einmal führend in der Wasserstofftechnick war,endlich erkenne,dass Wasserstoff auch in.der Verkehrstechnik eigentlich eine große Zukunft hat.Man sollte diese Zukunftspläne nicht den Asiaten überlassen.

Aubitas:

Nikola ist führend inim E-LKW Bereich zusammen mit Iveco.

Vincent Dekker:

Ich bin gespannt wieviele FCEV Trucks tatsächlich verkauft werden. Sie werden teurer sein als die BEV Trucks und auch Wasserstoff wird pro KM teurer sein als Strom. Dazu werden Kunden wohl micht ganz froh sein mit das Image von FCEV Trucks, weil Wasserstoff benutzen für Transport wohl fast ein Klima-Verbrechen werden könnte. Reden Sie doch mal mit Auke Hoekstra, in Europa (Weltweit?) dér Experte wenn es um elektrische LKW geht: https://twitter.com/AukeHoekstra

rabo:

Sehr interessant! Es ist wahrscheinlich so, wie bei den von Anfang an fast ausschliesslich mit Dieselmotoren betriebenen LKWs: viel später erst wurden Diesel PKWs (zunächst besonders von Mercedes) salonfähig und sehr beliebt – bis jetzt der Klimaschutz neue, ökologisch nachhaltige Systeme erfordert. Dabei hat sich der in kurzer Zeit bereits rasant fortgeschrittene Elektroantrieb bewährt.
Beide Elektrosysteme – BEVs und FCEVs- haben ihre Vorzüge für jeweils spezifische Anwendungsbereiche. Die Batterie ist einfach, relativ ‚billig‘ und bereits gut etabliert – sie birgt allerdings Nachteile in der Ökologie (Ausbeutung der Wasser-Ressourcen in Entwicklungsländern) und Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien. Wasserstoff hingegen gibt es unbegrenzt! Er kann überall hergestellt werden (sicher zu unterschiedlichen Preisen, aber ohne Lieferabhängigkeit) und eignet sich für ein viel weiteres Anwendungs-Spektrum. Nachteil ist derzeit sicher noch der höhere Preis und die höhere Komplexität einer BZ mit den erforderlichen Tanks…..aber daran wird (nicht nur von Nikola) gearbeitet.

Jakob Sperling:

Der Preis für ein Fahrzeug, das es nicht wirklich gibt, ist ziemlich egal.

Daniel W.:

Nikola und Iveco nehmen Bestellungen für europäischen Nikola Tre BEV an

Die europäische 4×2 „Artic“-Version des Nikola Tre BEV ist ein emissionsfreier Schwerlastwagen mit einer Reichweite von bis zu 530 Kilometern und einer laut dem Hersteller für eine Vielzahl von regionalen Einsätzen geeigneten Leistung.

… verfügt über neun Batterien mit einer Speicherkapazität von insgesamt bis zu 738 kWh für bis zu 530 Kilometer pro Ladung. Eine 80-prozentige Aufladung dauert bei 350 kW etwa 100 Minuten.

Der Nikola Tre FCEV Artic 6×2 in der Beta-Version … kann er etwa 70 Kilogramm Wasserstoff bei einem Druck von 700 bar aufnehmen. Diese Kapazität soll zusammen mit der Schnellbetankungszeit von unter 20 Minuten eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern ermöglichen.

(Quelle: ecomento.de – 21.09.2022)

In der EU dürfen Lkw-Fahrer nur 4,5 Stunden am Stück, dann die gesetzliche Pause.
Fahrzeit 4,5 Stunden mal 80 km/h wären 360 km, die „bis zu 530 Kilometer“ im BEV sind ausreichend.

738 kWh – brutto oder netto? – bei 640 kWh netto wären es gut 400 km reale Reichweite.
350 kW und 80-prozentige Aufladung mit 100 Minuten, beim Megawattladen dürften 45 Minuten reichen.

Zum Vergleich:

Der FCEV hat real geschätzt rund 650 km Reichweite, muss aber trotzdem nach 4,5 Stunden in der EU die gesetzliche Pause einhalten, hat also hier keinen Reichweitenvorteil.

Unterschiedliche Preise aus unterschiedlichen Quellen und zu unterschiedlichen Zeiten – siehe

Noch ist „Tre BEV“ ein Luxusfahrzeug: Je nach Abnahmemenge soll der Elektrotruck grob 350.000 Dollar kosten, heißt es.

(Quelle: Google Snippet von handelsblatt.com (Bezahlschranke) vom 12.09.2022)

—————————–.

Ende des Jahres soll der Nikola Tre FCEV bereits in den USA auf den Markt kommen – zu Preisen zwischen 240.000 und 288.000 Dollar. In Kalifornien wird fast die Hälfte des Kaufpreises vom Staat übernommen. Zum Vergleich: Für den batteriegetriebenen Tesla Semi Truck werden in der Langstreckenversion 180.000 Dollar aufgerufen.

(Quelle: edison.media – 8. März 2023)

Dass der Nikola FCEV 110.000 bis 62.000 Euro billiger sein soll als der Nikola BEV, das kann ich nicht glauben, da bei Müllwagen in der Vergangenheit die FCEV rund doppelt so teuer waren wie BEV.

Interessant wäre der direkte Preisvergleich auf der selben Webseite, möglichst auf der Nikola-Webseite und die Höhe der Wartungskosten, die in Zukunft zu erwarten sind.

Martin:

Klasse. Ich habe den BEV von Nikola schon gefahren und weiß, dass er andere Trucker begeistert bzw. begeistern wird. Der Wasserstoff-LKW dürfte ebenso überzeugend zu fahren sein, jedenfalls nach den Berichten, die ich gelesen habe. Wasserstoff für den großen Schwerlastverkehr, der zuverlässig große Entfernungen mit kurzen Tankzeiten zurücklegen kann, ist unentbehrlich; die Argumente gegen Wasserstoff greifen zu kurz; je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto klarer wird das (z.B.: Prozessinnovationen bei der Herstellung von Wasserstoff, Preisentwicklung).

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