Bei Porsche stehen tiefgreifende Einschnitte bevor. Vorstandschef Oliver Blume hat in einem Schreiben an die Belegschaft deutlich gemacht, dass das Unternehmen „mit massiven Herausforderungen“ zu kämpfen hat. Absatz und Ergebnis sind rückläufig. Die bisherigen Maßnahmen reichen laut Blume nicht aus. Nun wird über ein zweites Strukturpaket verhandelt, wie unter anderem der Business Insider und die Automobilwoche berichten.
Im Schreiben heißt es: „Die Verhandlungen für Sofortmaßnahmen zur Sicherung des Ergebnisses 2025 sind abgeschlossen.“ Gleichzeitig kündigt er an: „Im zweiten Halbjahr 2025 verhandeln Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung von nun an über ein zweites Strukturpaket, um die Leistungsfähigkeit des Unternehmens langfristig abzusichern.“
Bereits Anfang des Jahres hatte Porsche bekannt gegeben, 1900 Stellen im Großraum Stuttgart zu streichen. Dazu kam der Verzicht auf die Verlängerung von rund 2000 Leiharbeitsverträgen. Blume macht jetzt klar, dass das nicht genügt. Über die Größenordnung der nächsten Einsparrunde äußerte er sich nicht. Branchenbeobachter erwarten, dass der neue Stellenabbau umfangreicher ausfallen wird. Der Verband der Automobilindustrie geht davon aus, dass durch die Transformation in den kommenden Jahren rund 20 Prozent der Jobs verloren gehen könnten.
Aktuell sind bei Porsche rund 23.600 Menschen in Deutschland beschäftigt. Blume betont jedoch, dass betriebsbedingte Kündigungen weiterhin ausgeschlossen bleiben – zumindest bis Ende 2029. Ein Stellenabbau sei daher nur über Altersteilzeit, Vorruhestand oder freiwillige Abfindungen möglich.
Die wirtschaftliche Lage beschreibt Blume als angespannt. Die derzeitigen Ergebnisse seien nur dank früherer Investitionen erreichbar: „Dass wir im Moment die Zahlen schreiben können, die wir schreiben, liegt an unseren umfangreichen Investitionen der Vergangenheit.“ Porsche habe ein starkes Produktportfolio, aber: „Die aktuelle Performance ist nicht unser Anspruch. Unsere Porsche-Ambitionen liegen weit höher.“
Im ersten Quartal 2025 sank der operative Gewinn um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf knapp 800 Millionen Euro. Auch der Umsatz schrumpfte, von 9 auf rund 8,7 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr erwartet Porsche eine Rendite von 6,5 bis 8,5 Prozent. Das liegt deutlich unter dem strategischen Ziel von 15 bis 17 Prozent, das langfristig sogar auf 20 Prozent gesteigert werden sollte.
Blume nennt drei zentrale Gründe für die schwierige Situation. Erstens habe sich das Geschäft in China radikal verändert: „Wir sehen einen E-Auto-Massenmarkt, der sich unterhalb des Premium-Segments abspielt.“ In diesem Umfeld entwickle sich ein „hoch-technologischer und sehr preis-aggressiver lokaler Wettbewerb“. Luxusprodukte wie die von Porsche hätten es dort schwer.
Zweitens belasteten in den USA steigende Zölle und der schwache Dollar das Geschäft: „Trotz eines Auslieferungsrekords im ersten Halbjahr stehen wir finanziell enorm unter Druck.“ Auch dort habe sich die Lage in kurzer Zeit verschärft.
Drittens bereitet die Elektromobilität dem Konzern Sorgen. Die Entwicklung verlaufe langsamer als angenommen, was zusätzliche Investitionen in Produktion und Lieferketten notwendig mache. Elektroautos seien für die Einhaltung von CO₂-Vorgaben unverzichtbar, brächten aber weniger Gewinn: „Das Geschäftsmodell, das uns über viele Jahrzehnte getragen hat, funktioniert heute nicht mehr in dieser Form.“
„Krise der Rahmenbedingungen“
Blume spricht von einer „Krise der Rahmenbedingungen“, die auch andere Luxusgüter treffe. Diese Krise treffe Porsche „härter als viele andere Automobilhersteller“. Zwar habe man in vielen Regionen Absatzrekorde erreicht und die finanzielle Basis gestärkt. Jedoch sei das nicht ausreichend. „Diese ‚Krise der Rahmenbedingungen‘ macht es noch wichtiger, dass wir jetzt konsequent unsere internen Optimierungspotentiale nutzen.“
Die Gespräche mit dem Betriebsrat sollen „respektvoll, vertraulich und hinter verschlossenen Türen“ stattfinden. Ziel sei eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können. Sobald Einigkeit erzielt ist, werde die Belegschaft informiert – „Porsche-typisch transparent und umfassend“, so Blume.
Der Umbau bei Porsche ist damit nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Das zweite Halbjahr wird entscheidend dafür, wie sich der Sportwagenbauer künftig aufstellt. Das klare Signal des Vorstands: Porsche muss schneller, flexibler und effizienter werden – um auch in veränderten Märkten bestehen zu können.
Quelle: Automobilwoche – „Massive Herausforderungen“: Porsche-Chef Blume bereitet Belegschaft auf Jobabbau vor // Business-Insider – Porsche-Chef rechnet in Brief an Mitarbeiter ab: „Unser Geschäftsmodell funktioniert heute nicht mehr in dieser Form“