Nachhaltige Reifen: „Ab 2024 stecken in unseren Reifen 12,5 PET-Flaschen und 146 Joghurt-Becher“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Armin Kistner verantwortet beim Reifenhersteller Michelin das Innovationsmanagement und die Serienentwicklung von Pkw-Reifen. Elektroautos stellen die Reifenhersteller vor ganz besondere Herausforderungen, so der Ingenieur in einem Interview mit dem Fachblatt Edison: „Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb haben meist ein höheres Drehmoment und auch ein höheres Gewicht. Die Reifen müssen also für höhere Traglasten ertüchtigt werden“, so Kistner.

Neben dem Fahrzeuggewicht müssen einige weitere Faktoren berücksichtigt werden, etwa die Höchstgeschwindigkeit des Elektroautos, auf die der Reifen ebenfalls abgestimmt werden müsse. Dies geschehe „durch entsprechende Verstärkungen an den Stellen, an denen der Reifen am meisten beansprucht wird, also etwa in der Karkasse oder an den Kanten des Gürtels“, erklärt Kistner.

Höchste Priorität in der Entwicklung von Reifen habe neben der Sicherheit „ganz klar Reichweite“, so der Ingenieur. Danach kommen Themen wie Fahrdynamik und Geräuschkomfort: „Weil das laute Motorengeräusch wegfällt, fallen die Abrollgeräusche der Reifen stärker in den Vordergrund“, sagt Kistner. All diese Faktoren zwingen die Hersteller, „die Reifentechnologie signifikant weiterzuentwickeln“, schließlich seien die Pneus „das einzige Bindeglied des Autos zur Fahrbahn“, mit einer Auflagefläche „nur etwa so groß wie eine Postkarte“, wie Kistner veranschaulicht.

Um die besonderen Erfordernisse bei Elektroautos zu erfüllen, seien deren Reifen mit einem anderen Profil und speziellen Mischungen ausgestattet. Dies führe dazu, dass Reifen von E-Autos – anders als die landläufige Meinung – auch nicht schneller verschleißen als jene von Verbrennern. Allerdings nur, wenn die Fahrer das aus dem Stand verfügbare hohe Drehmoment ihres Stromers nicht mit voller Leistung auf die Straße bringen. „Man muss ja nicht zwingend beim Ampelstart schnell beschleunigen“, sagt Kistner, aber falls doch, „dann muss man auch einen höheren Reifenverschleiß einkalkulieren.

Ein immer wichtigeres Thema sei auch die Nachhaltigkeit, „die Materialwahl wird auch für uns immer wichtiger“, sagt der Ingenieur. Neben nachwachsenden Rohstoffen gebe es auch bereits „einen signifikanten Anteil von Recyclingmaterialien im Reifen“, der in den kommenden Jahren weiter erhöht werden soll. Michelin wolle „bis 2030 Reifen zu 40 Prozent, bis 2050 zu 100 Prozent aus Recycling- und nachwachsenden Materialien herstellen“, so Kistner. „Ab 2024 werden bei uns in einem Reifen 12,5 PET-Flaschen und 146 Joghurt-Becher stecken“, kündigt er über die ersten Innovationen dieser Art an. Und auch der CO2-Fußabdruck werde gemessen und so weit es geht reduziert.

Quelle: Edison – „Reichweite hat Top-Priorität bei der Reifenentwicklung“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Claudia Ott:

die lockeren schrauben klappern immer. auch, wenn man stillsteht -.-

Yoyo:

Klappert das dann nicht beim Fahren?
;-)

Philipp:

9kg wiegt im Schnitt ein Reifen. 12,5 x 20g + 146 x 3,5g = 0,25kg + 0,511kg = 0,76kg. Das sind also schon sagenhafte 8,5%. wow, doll, ichbinjasowasvonbegeistert.

Wer Ressourcen sparen will, kauft die kleineren Reifen, fährt nicht schnell und auch nicht zakig um die Kurven. Alles andere ist GREENWASHING.

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