Mercedes entwickelt Wasserstoff-Unimog

Cover Image for Mercedes entwickelt Wasserstoff-Unimog
Copyright ©

Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Benz Special Trucks hat einen Unimog als Prototypen mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor im Realbetrieb getestet. Dieser Unimog ist ein Versuchsfahrzeug, mit dem nun erforscht wird, unter welchen Bedingungen die Wasserstoffverbrennung als sinnvolle Ergänzung zu batterieelektrischen und brennstoffzellenbasierten Antrieben umsetzbar ist.

Auf einem stillgelegten Autobahnabschnitt zwischen Bayreuth und Bamberg haben die Ingenieure beim Mähen des Grünstreifens, bei Beschleunigungsfahrten und beim Tanken an einer öffentlichen Zapfsäule Messdaten erhoben, die für die weitere Fahrzeugentwicklung genutzt werden. Die praktische Erprobung bei niedrigen Temperaturen und abwechslungsreicher Topografie bezeichnet der Hersteller als einen wichtigen Schritt im laufenden Entwicklungsprojekt WaVe, bei dem 18 Partner gemeinsam am Antriebskonzept des Wasserstoff-Verbrennungsmotors arbeiten.

Wir sind sehr zufrieden mit dem aktuellen Entwicklungsstand des Versuchsfahrzeugs. Nach gut zwei Jahren Projektlaufzeit sind wir bereits mit einem ersten einsatzfähigen Unimog Prototypen mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor in der Praxiserprobung“, sagt Franziska Cusumano, Head of Mercedes-Benz Special Trucks und Custom Tailored Trucks. Die Tests mit Mitarbeitern der Autobahn GmbH in Oberfranken seien besonders wertvoll, „weil wir hier wichtiges Feedback aus der Praxis direkt in unsere Entwicklung einfließen lassen können.“

Das Mercedes-Benz Unimog Versuchsfahrzeug basiert auf dem Unimog Geräteträger U 430. Für den alternativen Antrieb durch Wasserstofftechnologie ist ein speziell umgerüsteter Gasmotor mit Tank-, Sicherheits- und Überwachungssystemen und Messtechnik eingebaut. Bei der Wasserstoffverbrennung im Motorraum entsteht Wasser, das als heißer Wasserdampf über den Auspuff entlassen wird.

Der Radstand und die Pritschenlänge sind so bemessen, dass die Wasserstofftankbehälter hinter der Fahrerkabine montiert werden konnten. Die vier TÜV-geprüften 700-Bar-Hochdrucktanks fassen insgesamt etwa 14 Kilogramm gasförmigen Wasserstoff. Sie sind zu zwei Doppeltanks zusammengefasst, die mit jeweils einem Tanksteuergerät unabhängig voneinander betrieben werden.

Mercedes-Wasserstoff-Unimog
Mercedes-Benz

In einer nächsten Entwicklungsstufe soll das Volumen erhöht werden, um einen regulären Arbeitstag abdecken zu können. Der Motor leiste etwa 290 PS und 1000 Nm Drehmoment und sei dabei wahrnehmbar leiser als das Dieselpendant. Der Prototyp wurde mit einem Frontmähgerät mit zwei Mähköpfen ausgestattet, um im Arbeitsbetrieb weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

Projekt WaVe: Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft

Die Entwicklung des Versuchsfahrzeugs mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor findet im Rahmen des öffentlich geförderten Projekts WaVe statt. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Vorhaben wird von 18 Partnern aus Industrie und Wissenschaft gemeinschaftlich umgesetzt und begann im Juli 2021. Ziel des WaVe-Projekts ist es, zu prüfen, inwiefern der konventionelle Dieselmotor als Multienergieverteiler für den Fahrantrieb und alle Nebenabtriebe durch einen wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotor ersetzt werden kann.

Der Fokus von Daimler Truck liege prinzipiell auf batterieelektrischen Antrieben und wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen, wie der Hersteller betont. Die Wasserstoffverbrennung könnte neben diesen beiden Technologien eine weitere Option für die Dekarbonisierung des Antriebstrangportfolios von Daimler Truck sein. Erste Ergebnisse aus dem WaVe-Projekt zeigen, dass für spezielle Anwendungen der Wasserstoff-Verbrennungsmotor eine sinnvolle, komplementäre Lösung sein könnte.

Gerade für den Unimog könnte sich diese Variante aufgrund des limitierten Bauraums und der erforderlichen hohen Leistung im Arbeitseinsatz als zukunftsfähige Antriebsart erweisen. Nach dem ersten erfolgreichen Praxiseinsatz bleibt dem Entwicklungsteam eine restliche Projektlaufzeit von sechs Monaten, um weitere Anpassungen und Verbesserungen vorzunehmen.

Eine Weiterführung des Projekts darüber hinaus hält Dr. Günter Pitz, Leiter der Powertrain-Entwicklung bei Mercedes-Benz Special Trucks, für sinnvoll: „Das Antriebskonzept der Wasserstoffverbrennung kann als Blaupause für leistungsintensive Anwendungen im Sonderfahrzeugbereich dienen. Auf Baustellen, im kommunalen oder im landwirtschaftlichen Bereich könnte damit sehr schadstoffarm gefahren und gearbeitet werden.“

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 01.12.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Mr.Hu:

Glaubst du FlixBus ist ernsthaft billiger, wenn man nicht die Sofortbucher-Lockangebite annimmt? Wer sowas braucht, kann sich einfach die Reise an sich nicht leisten.

Johannes:

Wo wird denn 15 Minuten getankt, gibt es die Tankstellen schon? Wenn nicht, wird es sie geben bevor die MW Charger aufgebaut sind? Und wann wird das ganz dann auch emissionsarm? Momentan und in den nächsten Jahren gilt ja H2 = Erdgas

Frank:

630 Euro für zwei Personen kann sich jetzt nicht jeder leisten.

Daniel W.:

Nicht vergessen – diese rund 4 Tonnen für 600 kWh dürften in einigen Jahren nur noch 2 Tonnen wiegen und nur noch die Hälfte kosten.

Wenn sich Mercedes bei ihrem eCitaro Fuel Cell für große Akkus und kleine BZ entschieden hat, dann dürfte das ein Eingeständnis der hohen Kosten für BZ plus H2-Tanks und der geringen Kosten bei Akkus sein, denn Mercedes steht wie alle Fahrzeughersteller in Deutschland unter starkem Druck.

Gerne auch mal einige Zahlen der anderen FCEV-Busse nennen oder einige Links dazu posten.

Daniel W.:

Man müsste mal nachrechnen wie das mit Tauschakku ist, da Langstreckenbusse meistens keine Niederflurbusse sind und im Unterboden neben dem Gepäck sicher reichlich Platz für Tauschakkus wäre. Bei regelmässigem Langstreckenverkehr wären die Tauschstationen auch gut zu planen.

Nehmen wir an der Reisebus braucht auf der Langstrecke mit Klimaanlage etwa 190 kWh auf 100 km, dann würden gut 600 kWh (rund 3.660 kg bei ehemaligen Akasol 2023) reichen für etwa 300 km oder rund 3 Stunden bis zur Pause bzw. dem Umstieg der Passagiere und dem Akkutausch.

So wie Langstreckenzüge Bahnhöfe ansteuern, genau so gut könnten die Langstreckenbusse Bushöfe ansteuern und die Lücken im Schienennetz schließen bis in der Zukunft ein stärkerer Schienenausbau die Fernbuslinien weitgehend überflüssig machen würde. Die Schiene hat den großen Vorteil des Fahrens vieler Wagon mit hunderten Pasagieren im Windschatten der anderen Wagons und eines viel geringeren Rollwiderstand von Stahl auf Stahl.

Jakob Sperling:

Das läuft auch so. Echte Langstrecken-Passagierbusse wird man noch lange nicht (vielleicht nie) mit Batterien betreiben können. Das wäre eine Zumutung für die Passagiere.

Flixbus arbeitet mit Freudenberg (H2) und ZF (Antriebsachsen) unter dem Projektnamen HyFleet an einem Langstrecken-Wasserstoffbus. Man findet dazu Artikel unter den genannten Stichworten.

Mr.Hu:

Naja, FlixBus sagt, dass die Gaudi schon beim herkömmlichen Diesel 19:10h dauert ( https://www.flixbus.de/busverbindung/fernbus-hamburg-mailand-milano ). Dann doch lieber ICE München-Hamburg 5:55h ( https://www.bahn.de/reisen/view/verbindung/muenchen/hamburg.shtml ) und dann Frecciarossa ( https://www.youtube.com/watch?v=Wsb5cbod4ws ) in <4h nach Mailand ( https://www.merkur.de/wirtschaft/mailand-deutsche-bahn-konkurrenz-ice-hochgeschwindigkeitszug-frecciarossa-italien-trenitalia-muenchen-92429180.html ). Kostet vielleicht ein Bisschen mehr, kann dafür im Zug arbeiten und 10h Ersparnis * 12€ Mindestlohn = 120€ Mehrkosten, die ökonomisch vertretbar wären und vielleicht wird FlixTrain irgendwann mit Mehrsystem-Vectron auch Italien anfahren. Ab dann ist der noch unpünktlichere Fernbus auf derart langen Strecken nur noch für Pauschalreisen, also eher Reisebussen, sinnvoll.

Jakob Sperling:

Es gibt auf dem Markt mehr als ein Dutzend FCEV-Busse und davon aktuell genau einen (Zahl: 1), der das Wasserstoff-System als eine Art Range Extender einsetzt, bzw. der trotzdem noch eine recht grosse Batterie (392 kWh) für über 100 km mitschleppt, der Mercedes Benz eCitaro G fuel cell. Trotzdem bringst du hier den Satz, dass Wasserstoff ‚in grossen Bussen nur eine Rolle als Range Extender spielen‘. Du bist einfach unglaublich einäugig und blind für alles, was dir nicht ins Konzept passt.

Selbst dieser einzige FCEV-Bus in ‚Range-Extender-Konfiguration‘ zieht die Mehrheit der Energie aus dem Wasserstoff. 392 kWh aus der Batterie (in der Praxis wohl etwa 350) und ca. 600 kWh aus 30 kg Wasserstoff. Zusammen erreicht er damit gut 400 km.

Eine Batterie für diese 600 kWh würde sicher etwa 4 Tonnen wiegen, das komplette Wasserstoff-System wird unter 1 Tonne wiegen.
Also: 3 Tonnen gespart und zudem noch viel schneller nachgeladen.

Ein ’normaler‘ FCEV-Bus* mit nur etwa 100 kWh Batterie würde noch einmal etwa 2 Tonnen Gewicht sparen und müsste nur 10 kg mehr Wasserstoff laden.

* z.B. von Caetano/Toyota, Foton, Hyundai, Hyzon, Iveco/Hyundai, Karsan, NFI-NewFlyer, Safra/Symbio, Solaris, VanHool, WrightBus, …, diversen Chinesen, …

Frank:

Ich hätte auch eine Idee, FlixBus von Hamburg nach Mailand, nur 4 mal tanken a 15 Minuten, statt 8 mal laden mit 350kW 1,45 Std. und man könnte die Heizung mit der Abwärme versorgen.

Johannes:

Was doch alles so gefördert wird…
Hätte ich auch eine Idee: einen Kaminofen in dem Wasserstoff verbrannt wird. Mindestens genau so sinnvoll!

Ähnliche Artikel

Cover Image for Merz auf IAA: Elektromobilität ja, aber nicht um jeden Preis

Merz auf IAA: Elektromobilität ja, aber nicht um jeden Preis

Sebastian Henßler  —  

Die EU-Regeln für 2035 geraten ins Wanken. Hersteller zweifeln an 100 Prozent E-Autos, während Politik und Verbände Spielräume fordern.

Cover Image for Über die Kapazitäten von bidirektionalen Elektroautos

Über die Kapazitäten von bidirektionalen Elektroautos

Michael Neißendorfer  —  

Wo die meisten bidi-ready E-Autos auf den Straßen unterwegs sind und welche Potenziale sie bieten, hat Eon in einem interaktiven Energieatlas visualisiert.

Cover Image for Autonomie-Spezialist QCraft kommt nach Europa

Autonomie-Spezialist QCraft kommt nach Europa

Sebastian Henßler  —  

„Deutschland ist unser globales Zentrum für autonomes Fahren“ – QCraft-CEO Yu erklärt, warum der Standort für die Expansion entscheidend ist.

Cover Image for Tesla plant Entwicklungszentrum in Berlin-Köpenick

Tesla plant Entwicklungszentrum in Berlin-Köpenick

Tobias Stahl  —  

Tesla hat den Bau eines Entwicklungszentrums in Berlin-Köpenick angekündigt. Der erste Spatenstich könnte schon 2026 erfolgen.

Cover Image for VCD fordert mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System und strenge CO2-Grenzwerte

VCD fordert mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System und strenge CO2-Grenzwerte

Michael Neißendorfer  —  

Zum Start der IAA 2025 fordert der VCD mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System bei der Kfz-Steuer und strenge CO2-Grenzwerte.

Cover Image for IAA 2025: Horse Powertrain präsentiert neuen Range-Extender

IAA 2025: Horse Powertrain präsentiert neuen Range-Extender

Maria Glaser  —  

Horse Powertrain wird am kommenden Wochenende in München den neuen, kompakten Range Extender Horse C15 vorstellen.