Mercedes Vision One-Eleven: Blitz zu neuer E-Mobilität Ära

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Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 4 min

Die Mercedes Studie Vision One Eleven ist weit mehr als eine Reminiszenz an die legendäre Schwaben-Flunder C-111, es ist ein Ausblick auf die elektrische Antriebszukunft der Marke mit dem Stern.

Eigentlich kommt die Studie Mercedes Vision One-Eleven drei Jahre zu spät auf den Markt. Im Jahr 1970 präsentierte Mercedes den C 111 auf dem Genfer Automobil Salon. Der orange-glänzende flache Renner bestach mit einem cW-Wert von 0,183 und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 325 km/h. Ein zukunftsweisender Jubiläums-Prototyp wäre eigentlich die logische Konsequenz gewesen. Doch die Konzernräson wollte es, dass die Studie erst jetzt auf die Bühne rollt. Besser spät als nie.

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Der Mercedes Vision One-Eleven tritt mit einem Cw-Wert von 0,19 und einer Höhe von 1,17 Metern in den Fußstapfen des berühmten Vorgängers. Diese Windschlüpfrigkeit wird mit einer geschwungenen Karosserie und einem aufwendigen Aerodynamik-Konzept ermöglicht, das mit einer tief liegenden Frontschürze beginnt und einem auffällig-monströsen Heckdiffusor endet. „Was wir beim EQXX gelernt haben, fließt bei diesem Auto ein“, spannt Designer Steffen Köhl den Bogen zum Langstrecken-Effizienzkönner, der bei einer Fahrt von mehr als 1000 Kilometern einen Verbrauch von weniger als 10 kWh/100 km schaffte.

Wie es sich für einen C111-Nachfolger gehört, schwingen die Türen des Vision One Eleven weit nach oben auf. Eine Verbeugung vor der Vergangenheit und den legendären Gullwing-SLs. Der Innenraum mit dem schmalen digitalen Infotainmentband ist auf das Nötigste reduziert. Wie bei einem Rennwagen lassen sich nur die Sitzlehnen bewegen und das oben sowie unten abgeflachte Lenkrad erinnert an das der Formel-Boliden. Das Interieur erinnert den Silber-glänzenden Sitzbezügen an die Raumkapsel und die Dekoration des Science-Fiction-Abenteuers „Barbarella“, in dem Jane Fonda Ende der 1960er-Jahre als Astronautin im Jahr 40.000 in körperbetonten Kostümen durch das Weltall flitzt.

Deutlich realistischer und zeitlich näher ist die Antriebstechnik des Vision One-Eleven, die beim vollelektrischen Mercedes-AMG-Sportler, der Mitte der Dekade erscheinen soll, eingesetzt wird. Der schwäbische Autobauer besinnt sich auf das Konzept „Zurück in die Zukunft“ und nutzt Axialflux-Elektromotoren, deren Konzept Michael Faraday bereits 1821 ersann.

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Wie der Name schon verrät, verläuft der elektromagnetische Fluss parallel zur Drehachse des Motors, während er sich bei den aktuell gebräuchlichen E-Maschinen senkrecht zur Drehachse bewegt. Die Motoren haben die Form von flachen Scheiben, bringen nur ein Drittel des Gewichts von aktuellen E-Maschinen auf die Waage und nehmen nur 33 Prozent des Bauraumes ein. Und das bei einer deutlich höherer Spitzen- und Dauerleistung. Im Jahr 2015 hat Rhys Millen am Steuer eines vollelektrischen Boliden mit der exotischen Bezeichnung eO PP03 das berühmte Bergrennen Pikes Peak gewonnen. Der Sportwagen war mit sechs Axialfluxmotoren bestückt und leistete rund 1000 kW / 1360 PS.

Um diese Technologie ins Auto zu bringen, hat Mercedes 2021 das britische-Start-up Yasa übernommen und mittlerweile auch die Herausforderung der Kühlung und des Produktionsprozesses gemeistert. Der Clou sind kompakte Kupferfedern und eine direkte Ölkühlung, die um den Faktor zehn effizienter sein soll als ein Wassermantel. Das Ziel der Entwickler ist es, die E-Maschinen in Zukunft noch kompakter zu machen. Bei einem Gewicht von rund 20 Kilogramm könnte an jedem Rad ein E-Motor platziert werden. Durch diese Bauweise ergeben sich ganz neue Möglichkeiten des Designs.

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Eine spannende Parallele zum Ur-C111 ist, dass dieser von einem Wankelmotor angetrieben war, bei dem ein Drehkolben in einem oval-runden Brennraum rotierte. Und dass die neuen Axialfluxmotioren in der Mercedes-Fabrik in Berlin-Marienfelde, also genau dort gebaut werden, wo bisher Achtzylinder-Dieselmotoren vom Band liefen, illustriert den Zeitenwandel. In Zukunft sollen die Axialfluxmotoren vor allem in den leistungsstarken Mercedes-Modellen zum Einsatz kommen – also hauptsächlich in den AMGs. Die Energie für den Power-Antrieb stammt von Rundzellen-Akkus, deren Zellchemie von den Akkus des Formel-1-Teams inspiriert ist.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!
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Nostradamus:

Früher war der C111 ein Auto, das die Öffentlichkeit sehr aufgewühlt hat und als solches wieder ein sehr erfreuliches Thema sein könnte – ist es aber nicht, da ist irgendwo ein Fehler. Der Blick auf Exterieur löste in mir weder eine Spur von Aufregung noch ein wenig angenehmes Gefühl aus. Absolut nichts, ich blieb eiskalt! Ich würde sagen, dass diese Studie von chinesischen Designstudenten durchgeführt wurde – sie haben Ideen, sind aber irgendwie naiv. Die Kombination heller Farben im Innenraum ist ein typisch chinesisches Muster. Der einzig positive Effekt dieser Studie ist, dass mich die silberne Farbe der Sitze an das Designstudie Lamborghini Marzal aus dem Jahr 1967 erinnerte, dessen Schöpfer der legendäre Marcelo Gandini war. Diese Studie war der Vorgänger des berühmten Serienmodells Espada.

brainDotExe:

Mercedes hat doch schon längst angekündigt sich mehr auf das Luxussegment zu konzentrieren. Die Käuferschichten werden also eher schmaler statt breiter.

Das hier ist eine Studie zur Zukunft der Sub-Marke AMG, die hatte noch nie auf breite Käuferschichten abgezielt.

Smartino:

Völlig überflüssige Studie. Typischerweise mit gesetzterem, älteren Herrn am Steuer.

Mercedes hat wohl zu prall gefüllte Kassen, sollte den Überfluss an Kohle aber besser in praktikablere Zukunftsvisionen für breitere Käuferschichten einsetzen.

Michael Neißendorfer:

Gemeint ist, dass die Studie auch 2020 zum 50. Jubiläum des C111 hätte erscheinen können, um dieses mit einem Nachfolger gebührend zu feiern. Deshalb die drei Jahre.

Schöne Grüße

Michael

Achim Dittrich:

Ich bin etwas verwirrt von dem, was Sie schreiben:
Eigentlich kommt die Studie Mercedes Vision One-Eleven drei Jahre zu spät auf den Markt. Im Jahr 1970 präsentierte Mercedes den C 111 auf dem Genfer Automobil Salon.

Meinten Sie 53 Jahre statt 3 oder wie ist das zu verstehen?

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