Lange Lieferzeiten, teilweise zwölf Monate aufwärts verärgern die Käufer von Elektroautos. Verständlich, möchte man doch möglichst zeitnah einsteigen und emissionsfrei fahren. Doch ganz so einfach ist dies in der Praxis nicht.
Wie auch KIA mit dem neuen e-Niro sowie e-Soul erfahren musste. Per Mail haben mich in den vergangenen Wochen einige Nachfragen hinsichtlich Lieferzeiten von KIA und deren Kommunikation darüber erreicht. Des Weiteren wurde auf Foreneinträge bei goingelectric.de zu diesem Thema hingewiesen.
Meinen Besuch bei der KIA e-Soul Pressevorstellung am gestrigen Montag habe ich daher genutzt, um Steffen Cost, Geschäftsführer KIA Motors Deutschland GmbH, darauf anzusprechen. Herr Cost zeigte sich dabei äußerst verständnisvoll für die einzelnen Kunden, erklärte aber auch die Problematik hinter dem Lieferproblem und räumte mit einigen Vorurteilen und Halbwahrheiten auf.
Keine oder intransparente Kommunikation zu KIA Käufer
Angesprochen wurde von meiner Seite zunächst die fehlende beziehungsweise intransparente Kommunikation zu KIA Käufer. Hier wurde mir zugetragen, dass “KIA keine Lieferauskunft gibt. Der Händler ist selbst aus allen Wolken gefallen, da er selbst nicht wusste, dass der Wagen (Lieferung April!) nicht kommt.” Herr Cost gab hierzu zu verstehen, dass die Kommunikation immer über den jeweiligen Händler vor Ort läuft.
Diese seien von KIA über die aktuelle Situation informiert und sollen ebenso transparent die Kunden über entsprechende Verzögerungen informieren. Sollten Kunden durch die Verzögerung extrem in ihrer Mobilität eingeschränkt sein, versucht man durch Fall zu Fall Betrachtung eine zufriedenstellende Lösung für alle Seiten zu finden.
Vonseiten der KIA Käufer kam unter anderem der Hinweis, dass “Termine für bestätigte Bestellungen einfach, ohne neue zu nennen, gelöscht werden”, was man zurecht nicht in Ordnung findet. Cost gab aber auch hier zu verstehen, dass es nicht im Sinne des Unternehmens sei Termine für Bestellungen einfach zu löschen, da schließlich mit dem Verkauf der Fahrzeuge der notwendige Umsatz beziehungsweise schlussendlich Gewinn erwirtschaftet wird, um das Unternehmen am Leben zu erhalten.
KIA selbst überrascht von starker Nachfrage weltweit
Zu den langen Lieferzeiten ist es gekommen, da man selbst von der überraschenden Nachfrage weltweit überrascht wurde. Nun gilt es die zu Verfügung stehenden Fahrzeugen entsprechend auf die jeweiligen Zielmärkte zu verteilen. Leider steht hier nicht die Menge an E-Fahrzeugen zu Verfügung, welche man benötigt, um alle Bestellungen zeitnah zu erfüllen.
“Generell tut es uns erst einmal leid, dass wir nicht in der Lage sind schneller zu liefern. Der ursprüngliche Plan war ein anderer. Wir kriegen nicht so viele Batterien ran, wie wir uns das ursprünglich gewünscht hätten. Wir haben mit 1.500 e-Niro und 1.500 e-Soul gerechnet, für dieses Jahr in Deutschland.
Die Situation ist insofern noch etwas unklar, auch für mich selbst, da wir auch noch keine finale Bestätigung haben, was noch kommt dieses Jahr. Es ist sehr schwierig einen exakten Liefertermin vorherzusagen. Daher im Moment die Aussage neun oder auch zwölf Monate, sind daher leider im Moment zu befürchten.” – Steffen Cost, Geschäftsführer KIA Motors Deutschland GmbH
Hierzu die Äußerung eines Käufers: “Die Begründung, dass man von der Menge an Bestellungen überrascht ist, ist unglaubwürdig, da mein Auto bereits am 02.01.2019, also am Tag der Öffnung des KIA Bestellsystems erfasst worden ist!” Bedenkt man nun allerdings, dass bereits in den ersten sechs bis acht Wochen nach Verkaufsstart 1.100 KIA e-Niro verkauft wurden, zeigt sich, dass das angedachte Jahresvolumen kaum ausreicht, um sämtliche Bestellungen zu erfüllen. Vor allem verbunden mit der Tatsache, dass auch andere Märkte von der starken Nachfrage überrascht wurden.
Hier hat auch die KIA Motors Deutschland GmbH nur begrenzt Möglichkeiten einzugreifen, um Fahrzeuge zuzuteilen. Da dies auf globaler Ebene geschieht und dort dementsprechend entschieden wird, wie welcher Markt bedient wird. Herr Cost konnte zumindest bestätigten, dass die KIA Kollegen mit Nachdruck mit den Batterielieferanten verhandeln, um die Lieferkette zu stabilisieren, damit man die Elektroautos zeitnah auf die Straße bringen kann.
“Wir sind in der Lage zu bauen, wenn wir den genügend Batteriekapazitäten extern dazu bekommen und ich glaube, dass die Autos, wie wir sie heute haben, absolut wettbewerbsfähig sind.” – Steffen Cost, Geschäftsführer KIA Motors Deutschland GmbH
KIA e-Soul: Ebenfalls von Lieferverzögerungen betroffen
In Hinblick auf die Markteinführung des e-Soul in Deutschland gab Cost zu verstehen, dass man hier bewusst von einem Vorverkauf spreche und keinem Launch. Denn wie beim KIA e-Niro verhält es sich auch mit den e-Soul Lieferzeiten ähnlich. Für diesen stehen ebenfalls neun bis zwölf Monate im Raum, da man auch dort über die gleiche Problematik stolpert: die Batterien fehlen.
“Es ist gar keine Arglist, böser Wille oder Täuschung dahinter, das Einzige was tatsächlich schiefgegangen ist, dass wir nicht so viele Autos bekommen, wie wir ursprünglich geplant haben. Inzwischen wissen wir, dass das so ist und können den Kunden sagen es wird lange dauern.” – Steffen Cost, Geschäftsführer KIA Motors Deutschland GmbH
Dass die Nachfrage nach alternativen Antrieben deutlich gestiegen ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen bei KIA. Cost gab zu verstehen, dass im Januar und Februar 2018 noch unter vier Prozent der Gesamtzulassungen mit einem alternativen Antrieb ausgestattet waren. Im gleichen Zeitraum 2019 bewegt man sich bereits bei sieben Prozent. Wir werden die Liefersituation bei KIA weiter im Auge behalten und bei entsprechenden Veränderungen zeitnah darüber berichten.