Installateure berichten von hoher Nachfrage nach bidirektionalem Laden

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Michael Neißendorfer
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Bidirektionales Laden ermöglicht es, Elektroautos als dezentrale Energieressourcen zu verwenden. Diese Technologie geht über die reine Transportfunktion von Autos hinaus und trägt zur Integration erneuerbarer Energien, zur Sicherstellung der Stromversorgung, zur Balance von Angebot und Nachfrage und zur Optimierung der Strominfrastruktur bei. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Flexibilität im europäischen Energiesystem werden solche kleinteiligen, dezentralen Lösungen immer wichtiger. Und bieten hohe Erlöspotenziale für Besitzer von Elektroautos. 

EUPD Research, ein Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmen aus Bonn und Spezialist für Akteursbefragungen im Bereich erneuerbare Energien, hat umfangreiche Befragungen von mehr als 6000 PV-Anlagen-Besitzern und -Planern sowie mehr als 340 Installateuren von Ladestationen in Deutschland durchgeführt. Diese Umfragen bieten Einblicke in die Positionen der verschiedenen Akteure gegenüber bidirektionalem Laden und zeigen die bestehenden Herausforderungen auf.

Aus Sicht der Prosumer sind demnach die Verfügbarkeit und die Funktionalität von bidirektionalem Laden entscheidende Faktoren bei der Kaufentscheidung und Empfehlung von E-Autos und Ladestationen. Einer der Hauptgründe für die Nicht-Empfehlung eines Elektroautos oder einer Ladestation ist das Fehlen der bidirektionalen Ladefähigkeit. Darüber hinaus würden 67 Prozent der befragten Ladestationsbesitzer (sehr) wahrscheinlich eine bidirektionale Ladestation kaufen, wenn diese verfügbar wäre.

Installateure und die Nachfrage nach bidirektionalem Laden

Auch bei den Installateuren ist das Thema präsent: 28 Prozent berichten, dass sie bei jeder oder jeder zweiten Installationsanfrage auf bidirektionales Laden angesprochen werden. Zudem wünschen sich 17 Prozent der Installateure von den Herstellern mehr legislative Klarheit, eine stärkere Implementierung und niedrigere Preise für bidirektionale Ladestationen.

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EUPD Research

Ein wesentliches Hindernis für bidirektionales Laden war bislang das Fehlen eines umfassenden regulatorischen Rahmens. Das Europäische Parlament hat 2024 wesentliche Gesetze verabschiedet, um diesen Rahmen zu schaffen. Artikel 33 der Richtlinie zur Änderung der Richtlinien (EU) 2018/2001 und 2019/944 verlangt von den Mitgliedsstaaten, regulatorische Rahmenbedingungen für intelligente und bidirektionale Ladepunkte zu schaffen. Kapitel II, Artikel 4 der Verordnung 2024/1257 legt Herstellervorgaben für Fahrzeuge mit Systemen für intelligentes und bidirektionales Laden fest. In Deutschland entwickelt sich der rechtliche Rahmen für bidirektionales Laden jedoch noch. Zwar gibt es keine ausdrücklichen Gesetze, welche die V2X-Technologie verbieten, doch konzentrieren sich die bestehenden Vorschriften hauptsächlich auf den unidirektionalen Stromfluss vom Netz zum Fahrzeug.

„Bidirektionales Laden bietet enormes Potenzial“

Es wird deutlich, dass bidirektionales Laden noch mit Herausforderungen verbunden ist, aber auch viele Chancen bietet. „Bidirektionales Laden bietet enormes Potenzial sowohl für den Einzelnen als auch für die gesamte Energiewende“, so Markus Hoehner, CEO von EUPD Research. „Unsere Studien zeigen, dass diese Technologie im Markt einen entscheidenden Differenzierungsfaktor darstellt und eine wichtige Rolle bei der Flexibilisierung des Energiesystems spielen kann. Vorher müssen aber die Hürden bei der Technologieverbreitung, den Preisen und dem rechtlichen Rahmen überwunden werden.“

Quelle: EUPD Research – Pressemitteilung vom 07.08.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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