Honda und Nissan in Gesprächen über mögliche Fusion

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Honda und Nissan stehen vor einer potenziellen Neuausrichtung ihrer Zusammenarbeit, wie die New York Times berichtet. Beide Unternehmen, die in Japan zu den größten Automobilherstellern gehören, prüfen demnach aktuell eine mögliche Fusion. Diese könnte die Automobilindustrie Japans grundlegend verändern und den Herausforderungen des globalen Marktes besser begegnen. Bereits seit Anfang des Jahres arbeiten Honda und Nissan an der gemeinsamen Entwicklung von Elektroautos. Im Laufe der letzten Monate erweiterten sich die Gespräche um die Option, eine neue gemeinsame Gesellschaft zu gründen, unter deren Dach beide Unternehmen agieren könnten.

Laut öffentlich nicht autorisierten Quellen ist diese Struktur dazu geeignet, Ressourcen und Skaleneffekte zu bündeln. Ziel ist es, die hohen Investitionskosten in neue Technologien und die Konkurrenz aus China besser bewältigen zu können. Im vergangenen Jahr verkaufte Honda weltweit 3,98 Millionen Autos, während Nissan 3,37 Millionen Einheiten absetzte. Eine Fusion der beiden Unternehmen würde sie zur drittgrößten Automobilgruppe der Welt machen. Vor ihnen stünden nur Toyota mit 11,23 Millionen und Volkswagen mit 9,23 Millionen verkauften Autos.

Innerhalb der nächsten Woche könnte eine Absichtserklärung unterzeichnet werden, um die Details dieser potenziellen Fusion zu prüfen. Beide Unternehmen bestätigten Gespräche, jedoch ohne konkrete Ergebnisse zu verkünden. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, man erkunde mögliche Synergien und werde Stakeholder rechtzeitig informieren. Ein Zusammenschluss dieser Art wäre vor einem Jahrzehnt kaum denkbar gewesen. Doch der Wandel in der Automobilindustrie, weg vom Verbrennungsmotor hin zu elektrischen Antrieben, zwingt selbst traditionsreiche Hersteller wie Honda und Nissan zu neuen Wegen. Die erforderlichen Milliardeninvestitionen in Elektromobilität und die Konkurrenz durch innovative chinesische Hersteller setzen beide Unternehmen unter Druck.

Jessica Caldwell, Expertin beim Marktforschungsinstitut Edmunds, betonte gegenüber der New York Times die finanziellen Herausforderungen. Elektroautos zu entwickeln sei teuer, besonders für kleinere Hersteller. Zusätzlich verlangsamt sich das Wachstum des Elektroautomarktes im Vergleich zu früheren Prognosen. Wachsende Konkurrenz im Bereich Hybrid- und Elektroautos verlangen nach drastischen Einschnitten in den globalen Strukturen. Japanische Autobauer stehen zudem unter Druck durch hochentwickelte und preislich wettbewerbsfähige Hersteller aus China. Unternehmen wie BYD drängen verstärkt auf den europäischen und südostasiatischen Markt, wo japanische Marken traditionell dominieren.

Eine Zusammenarbeit könnte Honda von Nissans Erfahrung in der Batterieversorgung profitieren lassen, während Nissan von Hondas Expertise bei Hybridantrieben profitieren könnte. Zusätzlich besitzt Nissan einen großen Anteil an Mitsubishi Motors. Sollte es zur Fusion kommen, könnte auch Mitsubishi Teil dieser neuen Gruppe werden. Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen jedoch, dass Fusionen in der Automobilbranche nicht immer erfolgreich sind.

Quelle: The New York Times – Honda and Nissan Are in Talks to Deepen Ties and Possibly Merge

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Vielleicht werden diese Fahrzeuge [e-/Transit] in Zukunft nur noch als VW vermarktet,…“

Hast Du da irgendwelche Anhaltspunkte oder nur »frei gepokert« ?-)

Willy:

Geographisch gesehen ist es ein asiatisches Fahrzeug, da die Fabrik für den Ford Transit in Gölcük im asiatischen Teil der Türkei liegt. Das Werk steht sicher nicht zur Disposition. Vielleicht werden diese Fahrzeuge in Zukunft nur noch als VW vermarktet, da Ford in Europa bei den PKWs enorm unter Druck steht. Und ob sich eine Vertriebsorganisation nur für Transporter rechnet, wage ich zu bezweifeln.

Wolfbrecht Gösebert:

„… erster Kandidat in Europa, der straucheln wird? Ich tippe auf Ford.“

Womöglich unterschätzt Du die Stärke des Ford (e-)Transit-Geschäfts: Die sind Europas Marktführer bei den Elektro-Transportern im 2-Tonnen-Nutzlast-Segment!
Der hat gerade eine Option „89-kWh-Batterie“ bekommen, die eine elektrische Reichweite von bis zu 402 km ermöglicht!

Sledge:

Ford ist sicher ein Kandidat, aber auch VW, trotz oder gerade wegen ihrer Größe.

VW ist sehr abhängig vom Markt in China, den sie meiner Meinung nach über kurz oder lang ganz verlieren werden.

Sollte das passieren passt bei VW nichts mehr zusammen.

Yoyo:

Was wäre denn Dein erster Kandidat in Europa, der straucheln wird?
Ich tippe auf Ford. Und das fände ich sehr schade.

Sledge:

Wenn zwei lahme Enten fusionieren ist das Ergebnis der Fusion noch lange kein Rennpferd. Die Japaner bezahlen gerade einen hohen Preis dafür, dass sie die Entwicklung hin zu elektrischen Antrieben ignoriert haben.

Bei Nissan steht schon das Wort Insolvenz im Raum. Es darf deshalb zu Recht am Erfolg dieser Fusion gezweifelt werden.

Aber das was wir hier sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Auch in Europa werden wir noch staunen, ob der Dinge die hier stattfinden werden.

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