Elektrotrucker Tobias Wagner: Praxisbericht eines Pioniers

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Tobias Wagner | Elektrotrucker

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

In der aktuellen Podcast-Folge hatte ich das Vergnügen, mich mit Tobias Wagner zu unterhalten, besser bekannt als der „Elektrotrucker“ auf YouTube. Tobias ist ein echter Pionier der Elektromobilität, der seine Karriere bei Start-ups wie Tesla Motors und The Mobility House begann und später Mitgründer der Firma ChargeX wurde. ChargeX entwickelt modulare Ladelösungen für Mehrparteienhäuser und Firmenstellplätze und war sechs Jahre lang seine berufliche Heimat.

Doch Tobias entschied sich für einen radikalen Richtungswechsel: Statt sich weiterhin auf Elektroautos zu konzentrieren, entschied er sich, die Welt der elektrischen Lkw zu erobern. „Ich wollte die Praxis kennenlernen, die Probleme der Lkw-Fahrer verstehen und selbst erfahren, was es bedeutet, einen Elektro-Lkw zu fahren“, erzählte er.

Seit dem 1. Juli ist Tobias nun als „Elektrotrucker“ unterwegs und zeigt der Welt, dass batterieelektrische Zugmaschinen im Fernverkehr schon heute funktionieren. Die Spedition, für die er arbeitet, Nanno Janssen, setzt bereits auf Elektro-Lkw und Tobias fährt Fahrzeuge wie den Volvo FM Electric, den Scania 40R oder den Iveco S-eWay. Der Iveco, mit einem riesigen 738 kWh Akku, schafft beladen bis zu 500 Kilometer und unbeladen sogar 600 Kilometer. „Natürlich ist die Ladeinfrastruktur noch ein Knackpunkt“, betonte er, „aber die bestehenden Pkw-Ladestationen reichen meist aus, um die E-Trucks während der notwendigen Ruhepausen aufzuladen.“

Ein wichtiges Thema, das wir besprochen haben, ist die Frage, ob wir wirklich Megawatt-Charging benötigen oder ob die bestehenden Ladelösungen ausreichen. Tobias ist überzeugt, dass das Megawatt-Charging nicht zwingend notwendig ist: „Die aktuellen 400 kW CCS-Lader können schon 80 Prozent des Fernverkehrs abdecken.“ Er sieht jedoch auch, dass in bestimmten Fällen, wie im Mehrschichtbetrieb oder bei Doppelfahrer-Besetzungen, Megawatt-Lader sinnvoll sein könnten.

Interessant ist auch seine Einschätzung zur Akzeptanz von Elektro-Lkw in der Branche. „Man hat wenige, die komplett kontra sind“, erklärte Tobias. Viele seien offen und neugierig, andere noch skeptisch. „Es ist wichtig, den Dialog zu suchen und aufzuklären.“ Die Wirtschaftlichkeit spielt dabei eine große Rolle, da viele Speditionen erkennen, dass E-Lkw aufgrund der niedrigeren Betriebskosten und Mautbefreiung heute schon sinnvoll sind. Die Spedition, bei der Tobias arbeitet, zeigt, wie es gehen kann: Mit einem eigenen Ladepark, der durch eine PV-Anlage und Batteriespeicher unterstützt wird, hat sie die Grundlage für eine elektrische Zukunft geschaffen. Tobias sieht das als Blaupause für andere Unternehmen und hofft, dass viele diesem Beispiel folgen.

Zum Schluss gibt Tobias noch einen Einblick in seinen YouTube-Kanal, wo er seine Erfahrungen teilt und den Alltag eines Elektrotruckers dokumentiert. „Ich wollte von Anfang an die Kamera dabeihaben, um die Realität zu zeigen – die Herausforderungen, aber auch die Erfolge.“ Seine Videos finden großen Anklang, weil sie authentisch sind und zeigen, dass die elektrische Zukunft im Transportwesen schon heute beginnt. Nun aber genug der Vorworte, lasst uns direkt in das Gespräch einsteigen!

Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, die dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Spock:

Gut das Speditionen gut rechnen können. H2 ist und bleibt tod, die Kosten für Brennstoffzellenfahrzeuge sind zu hoch, nicht nur der Wasserstoff an sich (abgesehen von der Energieverschwendung) sondern insbesondere auch die Wartungskosten in Bezug auf Ausfallzeiten.

Bernd:

Ich finde die YouTube Videos von Tobias einfach Klasse und sehr fundiert bzgl. der Erlebnisse und Erfahrungen in seinem Alltag als Trucker. Positives sowie auch negatives werden dargestellt. Lösungen gesucht und vorallem wäre es super wenn endlich mehr Speditionen im In-und Ausland das Thema erkennen. Die Versorgung unserer Gesellschaft könnte mindestens im Nahverkehr emissionsfrei passieren. Weniger Lärm und Abgase…alles kein Problem und machbar siehe Deutsche Post. Die schaffen es schon heute die Post Elektrisch auszuliefern ohne Probleme. Wünsche mir mehr von solchen Tobis die proaktiv und lösungsorientiert an das Thema Elektromobilität rangieren um die letzten Zweifler zu überzeugen. Toller Beitrag und hoffentlich ein Helfer auch für unsere Politik die richtigen Anreize zu setzen und die Lobi der Verbrenner nicht uneingeschränkt zu unterstützen weil man selbst davon profitieren kann. Wünsche mir mehr solche realitätisnahen Interviews um das Thema Elektro zu pushen und die Zweifler zum ausprobieren zu überzeugen. Weiter so. Danke

Erich Ebling:

Wie weit können wir die Fläche am Fahrzeug nutzen um fahren zu ! Das Fahrzeug mit zusätzlicher Energie zu ver sorgen der Wolf der nach vorne schaut

Highländer:

Der Kanal von Tobias führt deutlich vor Augen, wie hier in D mit Tunnelblick gedacht wird und wurde, das nennt man dann auch noch „Technologieoffenheit“.
Wo ansonsten über die Rolle der Bedeutung diskutiert wird, überholt uns die Wirklichkeit mit Pragmatismus.

Highländer:

Richtig !! H2 ist die Phantasie der Non-Visionäre, die zudem auch noch von „Technologieoffenheit“ fabulieren, weil sie insgeheim wissen, die nächsten zwei Dekaden kommt H2 auch nicht weiter voran. Wer flüssig denkt, der sich nicht wundern muss, wenn abgehängt……

Josef:

Ich hab mal mit meinem Schwager in 2015 gewettet dass man 2025 nichts von H2 sehen wird…die Wette habe ich haushoch gewonnen.
Und bis 2035 wird man davon auch nichts sehen da Unfug…gerne nehme ich jede Wette entgegen.
Der 1000kwh Akku von DesignWerk in der Schweiz wiegt 5,9t mit einer aktuellen LFP Zelle…DPD Schweiz fährt damit Alpenüberquerungen.
In 2035 gehe ich vom halben Gewicht aus (schon jetzt hat CATL und Amprius eine 500Wh/kg Zelle entwickelt) , was dann das Gewicht von einem Dieselstrang und die 2000 bis 3000 Liter Diesel die ein LKW mit rum fährt unterschreiten wird.
Gleichzeitig wird bis dahin ein MW Netz da sein und von H2 mit Sicherheit rein gar nichts…gibt nicht mal genug für Stahl und Zementindustrie bis dahin.
Meine Frau hat schon vor 35 Jahren an H2 gearbeitet…seitdem hat sich ausser an der Größe der Technik faktisch nichts getan…hoch reine Luft ist nötig, Filter, Dichtungen werden von H2 zerfressen…ein Wartungsalptraum und damit teuer selbst in dem Bereich.

Gregor:

es erstickt auch alle dummen Stammtisch parolen für eAutos. Denn wenn ein Lkw das kann, dann ist das mit dem Auto alle mal möglich.

Gerd:

Tobias Wagners YT-Kanal ist wirklich erfrischend und ermutigend. Und räumt mit sehr vielen Stammtischweisheiten auf.
Die e-Revolution bei LKW wird noch viel schneller verlaufen, als viele vermuten.
Es war übrigens gerade erst 2018, als Daimler-Trucks-Vorstand Martin Daum sagte, 800km LKW-Reichweite seien aufgrund physikalischer Gesetze nicht möglich. Stand heute hat der Tesla Semi diese Reichweite (mit 37t Ladung) ) bereits erreicht.
Und das ist erst der allererste Anfang ;-) !

Martin Hofstetter:

1x Laden von Nord nach Süd mit dem Iveco ist schon eine Ansage, nicht nur das Leben auf Langstrecke, sondern auch die Spaziergänge von Krümmel sind Informativ und kurzweilig!

Martin Hofstetter:

vor allem sieht man was sich in DE in den letzten beiden Jahren auf Langstrecke getan hat. Als wir 2019 von Wien nach Amsterdam gefahren sind war die Ladewüste Deutschland noch Realität.

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