E-Auto-Reparatur: Warum Vorurteile unbegründet sind

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Michael Dittmar ist ein Urgestein der Kfz-Branche – seit 40 Jahren dabei, 34 davon als selbstständiger Kraftfahrzeugmeister in Bochum. Bereits 2010 hat er begonnen, sich mit Elektromobilität auseinanderzusetzen, und seit 2013 repariert er regelmäßig Elektroautos, darunter auch die Street Scooter der Post. Seine Erfahrungen und sein Wissen machen ihn zu einem unverzichtbaren Experten, wenn es darum geht, freie Werkstätten für die Zukunft zu rüsten.

Im Gespräch hat Michael aufgezeigt, wie Werkstätten sich auf die Reparatur von Elektroautos vorbereiten können. Ein zentraler Punkt sind die vorgeschriebenen Schulungen, die Mitarbeitende absolvieren müssen. Diese sind in drei Stufen unterteilt, wobei die Stufe 3S sogar das Arbeiten unter Spannung erlaubt – ein Muss, wenn etwa eine Batterie geöffnet werden soll. Michael betonte: „Unabhängig davon, welche Schulung jemand hat – das allein qualifiziert noch nicht zur Reparatur von Elektroautos. Es ist die Kombination aus Wissen, Übung und den richtigen Prozessen, die den Unterschied macht.“

Neben den Schulungen spielen auch rechtliche und technische Rahmenbedingungen eine Rolle. Dank EU-Vorgaben haben freie Werkstätten heute den gleichen Zugang zu Reparaturanleitungen wie Vertragswerkstätten, was laut Michael eine enorme Erleichterung darstellt. Die digitale Verfügbarkeit dieser Daten hat den Alltag spürbar verbessert. Er erwähnte zudem, dass das notwendige Spezialwerkzeug überschaubar bleibt: Isoliertes Elektrowerkzeug, ein Multimeter und einige Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz reichen für den Einstieg aus.

Die größte Hürde sieht Michael nicht in der Technik, sondern in den Vorurteilen gegenüber der Elektromobilität. Er stellte klar: „75 bis 80 Prozent eines Elektroautos sind wie bei einem Verbrenner. Viele Arbeiten, wie etwa Bremsenwechsel, erfordern gar keine Hochvolt-Schulung.“ Seiner Ansicht nach wird die Elektromobilität in wenigen Jahren zur Normalität, und Werkstätten sollten sich nicht von Mythen abschrecken lassen. Für ihn ist entscheidend, dass Werkstätten sich öffnen und den Einstieg wagen, ohne gleich Perfektion zu erwarten: „Man fängt an, macht seine Erfahrungen, und irgendwann ist das Routine.“

Zum Abschluss diskutierten wir die Chancen, die sich durch die Spezialisierung auf Elektroautos ergeben. Michael hob hervor, dass die Elektromobilität nicht nur zusätzliche Einnahmequellen bietet, sondern auch eine langfristige Investition in die Zukunftsfähigkeit einer Werkstatt ist. Nun aber genug der Vorrede, lasst uns direkt in das Gespräch mit Michael Dittmar eintauchen. Viel Spaß beim Zuhören!

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Michael Dittmar:

Es gibt durchaus auch in D Werkstätten, die auf Zellebene reparieren. Vielleicht hattest Du bei der Suche Pech. Das ist noch so neu, das nur wenige Werkstätten da mitmachen. Jeder Fall muss einzeln betrachtet werden, möglich ist es meistens. Wir haben das schon mehrfach erfolgreich durchgeführt.

CarConaisseur:

????? Wo ist der Unterschied zwischen ersetzen und austauschen?

Uwe Bosse:

Was für eine übertriebene Vorschrift, wenn ich „Schweißer“-Handschuhe trage, kann mir nichts passieren.

Jochen Meyn:

Danke für die spannende Diskusion, alles sehr seriös. Das erst macht das Lesen dieses Newsletters auch lehrreich

Robert:

das ist nicht richtig die evclinic eröffnet diese Jahr eine Niederlassung in Berlin

Michael:

Ich bin froh, dass bei Elektrofahrzeugen – immerhin geht es um Spannungen bis zu 800V – nicht der gleiche, übertriebene „Handwerkerschutz“ wie in der Hauselektrik praktiziert wird, Dort darf niemand eine Steckdose austauschen, wenn er keinen überwachenden MEISTER hat. .

Spiritogre:

Ich hoffe, das Thema löst sich im Laufe der nächsten zehn Jahre von selbst, wenn irgendwann der Großteil der Fahrzeuge auf der Straße BEVs sind, dann müssen die Werkstätten umdenken.

Gastschreiber:

Das Thema mit der Wartezeit trifft meist Alle, das Problem mit dem Ersatzfahrzeug ist dann wohl eine Sache des Herstellers und der Garantiebedingungen.
Dass man nicht in jeder Werkstatt einen Spezialisten vorhält, das verstehe ich, wer würde denn erhöhte Servicekosten in Kauf nehmen, damit das möglich ist?
Vielleicht hatte ich bisher Glück, Wartezeiten habe ich auch, auch dass ein Auto sehr lange auf den Spezialisten warten muss, jedoch wurde ich mit Ersatzmobilität versorgt, war bei Mercedes und Audi bisher so.
Am Ende wohl auch wieder einer der Punkte im Kleingedruckten, auf die man erst aufmerksam wird, wenn etwas vorfällt.

Pheaton:

Ich gehe davon aus, dass du das mit der evclinic vergleichst. Diese Art der rework engenireeing wirst du erstmal nicht nochmal finden. Das wird nicht der Standard sein. Öffnen von DC/DC Wandler und versuchen diese zu reparieren, oder ähnliches, das hat auch sicherlich was mit Garantie und Sicherheit zu tun. Ja, aber ich gebe dir recht, warum hat man das nicht in diesem Interview mal im Detail angesprochen? Weil man nichts negatives, darüber berichten wollte.
Und Reparaturen von Speicher, Austausch von Zellen, so wie es die evclinic zum Teil macht, dass kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen. Und es muss auch kompatible und fertige Zellen zu Verfügung gestellt werden. Und auch das wird schwierig oder sogar unmöglich sein.

Peter Bigge von Berlin:

Bei mir gab’s bislang nur recht spezielle Probleme mit der Elektromobilität, die sich tatsächlich alle mit einem vorherrschenden Fachkräftemangel und Berührungsängsten etablierter Werkstätten mit Stromer verbinden lassen.
Verkaufen können alle einen Stromer, bei Inspektionen wird es schon kritisch, Reparaturen können frustrieren.
Inspektionen bieten viele Werkstätten nicht an, und die es machen teilweise mit wochenlangen Vorlauf und der Wagen ist erstmal eine Woche weg.
Reparaturen am Antriebsstrang dauern mitunter Wochen, wobei 8 Wochen bei Mercedes und 4 Wochen bei Kia bei mir bislang die längsten waren. Wobei leider Kia bei den großen Berliner Werkstätten bei mir einen ganz schlechten Eindruck hinterließen und mit einem defekten Ladérégler wortwörtlich im Regen stehen ließen, und einem nicht einmal ein Ersatzfahrzeug stellen könnten. Begründung war, nur eine Fachkraft pro Werkstatt zu beschäftigen, die bereits völlig ausgebucht ist und man sich in drei Wochen mal mit dem Problem melden könnte.
An der Stelle weint man seiner geliebten kleinen Werkstatt hinterher, die aus Altersgründen keine Stromer behandeln möchte.

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