Warum freie Werkstätten E-Mobilität nicht fürchten müssen

Cover Image for Warum freie Werkstätten E-Mobilität nicht fürchten müssen
Copyright ©

shutterstock / 2271159941

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Im aktuellen Podcast hatte ich die Gelegenheit, mit Michael Dittmar zu sprechen. Michael ist seit 40 Jahren in der Kfz-Branche aktiv und hat sich in den letzten Jahren auf Elektroautos spezialisiert. Seit 2010 ist er geschult, um an Hochvoltsystemen zu arbeiten, seit 2016 repariert er Batterien von E-Autos. Sein umfassendes Wissen und seine Erfahrung machen ihn zu einem echten Profi auf diesem Gebiet.

Im Gespräch hat Michael erzählt, wie er bereits früh den Schritt in die Elektromobilität gewagt hat. Besonders spannend fand ich seine Erfahrungen mit den ersten StreetScooter der Deutschen Post, die er bereits 2013 reparierte. Damals war der Markt noch von kleinen Start-ups geprägt, die konventionelle Fahrzeuge zu Elektroautos umbauten. „Wir haben viel gelernt, aber es war auch eine Herausforderung, weil es kaum Informationen gab“, erinnerte er sich. Heute ist seine Werkstatt bestens darauf eingestellt, die wachsende Vielfalt an Elektroautos zu betreuen.

Ein großes Thema war die Angst vieler freier Werkstätten, sich auf Elektroautos einzulassen. Michael erklärte, dass diese Bedenken oft auf mangelnder Bereitschaft beruhen, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Seine Werkstatt hat diesen Schritt bewusst gemacht, um nicht nur bestehende Kunden zu halten, sondern auch neue zu gewinnen. Dabei betonte er, dass Elektroautos keineswegs weniger Reparaturbedarf haben. Zwar fällt der klassische Ölwechsel weg, dafür gibt es neue Bauteile wie Hochvoltkabel oder Wärmepumpen, die ebenfalls repariert werden müssen. „Das wandelt sich, aber weniger Umsatz sehe ich nicht“, so Michael.

Besonders beeindruckend fand ich, wie er nachhaltige Lösungen entwickelt, indem er defekte Module oder einzelne Zellen in Batterien austauscht, anstatt komplette Batterien zu ersetzen. Doch genau hier stößt er oft auf Hindernisse: „Die Hersteller machen es uns nicht leicht. Viele Teile gibt es nur als komplette Module, und oft fehlen Informationen, um Reparaturen effizient durchzuführen“, berichtete er. Trotzdem bleibt er optimistisch, dass sich die Situation mit wachsender Nachfrage und neuen EU-Regulierungen verbessern wird.

Michael sieht die Zukunft freier Werkstätten positiv. Er geht davon aus, dass es noch über Jahrzehnte Reparaturbedarf für Verbrenner und Elektroautos geben wird. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass die Elektromobilität langfristig gewinnen wird, nicht zuletzt durch steigende CO₂-Kosten für fossile Antriebe. Seine pragmatische Haltung und die Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden, machen ihn und seine Werkstatt zu einem Vorreiter in der Branche. Nun aber genug der Vorworte – lasst uns direkt in das Gespräch einsteigen.

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


egon_meier:

Frfeie Werkstätten haben wenig zu befürchten, das die Hersteller den freien Werkstätten alles zur Reparatur diskriminierungsfrei zur Verfügung stellen müssen.
Rest erledigt in vernünftiger Gebrauchtteilemarkt.
Es braucht nur Zeit, dass sie ausreichend interessierte freie Werkstätten für BEV interessieren und dann läuft das. Im Moment ist noch ganz viel im Bereich Garantie und Kulanz (letzteres vorrangig bei vernünftigen/engagierten Herstellern)
Das Problem sehe ich momentan eher bei den Markenwerkstätten: Die haben keine Lust auf BEV weil ihnen eben das Reparaturgeschäft entgeht.

egon_meier:

Stellantis kann keine Verbrenner, keine BEV und keine Garantie/Gewährleistung/Kulanz
Stellantis kann gar nichts. Das ist kein Maßstab

Lesen sie mal bei EV-clinic nach- es gibt ganz andere. Und die ganz teueren TEile gehen auch bei Verbrennern kaputt. Zum Beispiel regelmäßig die Bremsen, die Auspuffanlage .. usw ..
Und ob das bei BEV mehr sind ist zu bezweifeln.

egon_meier:

lesen sie mal bei ev-clinic zum Thema Service/Gewährleistung/Garantie bei Hyundai/Kia …
Ich erspare mir mal die Zitate – damit die Downvoter nicht so gestresst werden.

Klaus:

Ich denke an einen Autokauf,
Benziner neu um 25.000.-
oder E-Auto gebraucht.
Zur Zeit lockt mich ein Hyundai Kona Elektro 64KW 208PS mit allem drum und dran. 3Jahre Km20.000 um 28.000.-
Ob das eine gute Anschaffung für die nächsten 10 Jahre ist???
Oder doch ein Verbrenner???

Spiritogre:

Wenn du unsere Wirtschaft komplett ruinieren willst…
Die schlaue Alternative für Grünen Wähler wäre Volt.

rabo:

Dittmer & Stachowiak – so eine Werkstatt hätte ich gerne in Hamburg + Umgebung für mein geliebtes Smart 4/2 EQ Cabrio: denn Mercedes, bei denen ich den Wagen vor 5 Jahren neu kaufte, kann nur SEHR teure Module auswechseln. Meine HV Batterie wurde nach 4 Jahren und nur 16.000 Km getauscht (3 Zellen von 89 wurden als schadhaft erkannt). nicht auf Basis der 8-jährigen Garantie – denn ich hatte die letzte Inspektion (Wischwasser prüfen, etc.) selbst gemacht, sondern nur „auf Kulanz“ . Unterschied: bei „Garantie“ hätte wohl ein Ersatzfahrzeug gestellt werden müssen. Die neue HV Batterie kam nach 4 Monaten aus China. Sie ließ sich immer noch nicht laden. Daher Austausch der OBL für €5.000 – diesmal nicht auf Kulanz,- und für dieses Modul war die 2-jährige Herstellergarantie bereits abgelaufen. Zum Glück habe ich noch meine treue Diesel C-Klasse für Reisen.
Ich hoffe, daß Geely es in China bald auf die Reihe kriegt, einen 4/2 Cabrio Nachfolger auf die Räder zu stellen, den ich dann sofort kaufen würde – Preis: (fast) egal.

Hiker:

Die Kritik ist verständlich für einen Laien. Ich kann Ihnen versichern, nach den Erfahrungen mit den ersten Teslas die sogar bekanntermassen viele lästige Kinderkrankheiten hatten, selbst diese Fahrzeuge sind um einiges günstiger im Unterhalt gewesen als ein vergleichbares Verbrennerfahrzeug. Besonders wenn man die Lebenslangen gratis SuC Ladungen mit einbezieht.

Elektrofahrzeuge der neusten Generationen sind nochmal erheblich robuster und viel weniger störanfällig. Das grösste Problem der früheren Generationen waren vergammelte Bremsbeläge. Weil ein Elektroantrieb eben auch die Verzögerung übernimmt und deshelb die Bremsen kaum benutzt wurden. Das war bekanntlich das Problem warum die ersten Model 3 von Tesla beim Tüv derart schlecht abgeschnitten hatten. Das ist zwischenzeitlich erkannt und weitgehend eliminiert worden.

Titanmanfred:

Das macht Stellantis schon bei den Verbrennern, Z. B. Bremsscheiben die nur mit der ganzen Radnabe gewechselt werden können! Die teuren Teile sehe ich nicht im e-Auto, kein doppelkupplungsgetriebe, keine Turbolader, keine Abgasreinigung, keine hochdruckeinspritzung, alles teile die locker 10 k€ kosten bei einer Reparatur … da nur komplett austauschbar. PS: die Preise der Zellen für Batterien haben sich in zwei Jahren halbiert und es geht weiter.

Titanmanfred:

Drum bleibt am 23. Februar nur eine Wahl … vom anpacken lese ich nur bei den Grünen etwas, der Rest erzählt Lügenmärchen!

Niko8888:

Keine guten Nachrichten
Spricht sich immer mehr rum, dass eAutos eher teurer im Unterhalt sind nach Ablauf der Herstellergarantie, weil sehr teure Bauteile kaputt gehen können und viele Hersteller die Autos sehr reparaturunfreundlich konstruieren. Insbesondere Stellantis steht da in der Kritik.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Lucid Gravity X: Elektro-SUV-Konzept für raues Terrain

Lucid Gravity X: Elektro-SUV-Konzept für raues Terrain

Sebastian Henßler  —  

Lucid präsentiert den Gravity X – ein Elektro-SUV-Konzept mit erhöhter Bodenfreiheit, All-Terrain-Reifen und robustem Design für anspruchsvolle Abenteuer.

Cover Image for Deutschland und Großbritannien bleiben E-Auto-Schwergewichte

Deutschland und Großbritannien bleiben E-Auto-Schwergewichte

Sebastian Henßler  —  

Westeuropas E-Automarkt wächst 2025 um 25 Prozent. Deutschland und Großbritannien dominieren, während Spanien und Island die größten Sprünge machen.

Cover Image for Report zeigt: E-Auto laden in Deutschland problemlos möglich

Report zeigt: E-Auto laden in Deutschland problemlos möglich

Daniel Krenzer  —  

Es gibt zu wenige Ladestationen in Deutschland? Dieses Vorurteil ist kompletter Quatsch, zeigt ein aktueller Report über die Ladeinfrastruktur.

Cover Image for Olaf Lies: Kritik an Söders Scheindebatte um „Verbrennerverbot“

Olaf Lies: Kritik an Söders Scheindebatte um „Verbrennerverbot“

Laura Horst  —  

Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies kritisiert Markus Söder für seine Aussagen zum EU-„Verbrennerverbot“ und spricht von einer „Scheindebatte“.

Cover Image for Mercedes-Chef geht auf Abstand zur Luxusstrategie

Mercedes-Chef geht auf Abstand zur Luxusstrategie

Daniel Krenzer  —  

Doch auch wenn die kommenden Autos von Mercedes nicht nur Luxusautos sein sollen, verschwinden die kleineren Modelle in naher Zukunft.

Cover Image for Zu strenge Abgasregeln? Lkw-Hersteller verklagen Kalifornien

Zu strenge Abgasregeln? Lkw-Hersteller verklagen Kalifornien

Tobias Stahl  —  

Daimler und drei weitere Lkw-Hersteller haben Klage gegen den US-Bundesstaat Kalifornien eingereicht, um strengere Emissionsgrenzwerte abzuwenden.