„Deepdrive“-Projekt: Mit Nabenmotoren zu mehr Reichweite

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Deepdrive

Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 2 min

In Sachen Antrieb haben sich E-Autos in verhältnismäßig kurzer Zeit einer nahezu einheitlichen Konfiguration angenähert. Der Akku befindet sich flach zwischen den Achsen, die Elektromotoren werden meist auf dem Fahrgestell montiert. Wenig verfolgt wird hingegen das Konzept von Motoren, die in den Radnaben sitzen. Kritiker beklagen hohes Gewicht und mangelnde Leistung.

Das Münchner Start-up Deepdrive will den Radnabenantrieb für Elektroautos nun dennoch in die Breite bringen. Das meldet das Nachrichtenportal „next-mobility“. Der getriebelose Motor sei effizienter als der herkömmlicher E-Fahrzeuge, werden die Gründer zitiert. Damit lasse sich die Reichweite um bis zu 20 Prozent erhöhen – auch weil das Chassis um mehr als 100 Kilo leichter ausfalle als mit herkömmlichen Antrieben.

Zudem ermögliche die Integration des Antriebs in die Räder vollständig flache, „steckerfertige Skateboard-Plattformen“, heißt es. Auf dieser Basis könnten Hersteller die unterschiedlichsten Fahrzeugkonzepte aufsetzen und ihre Entwicklungskosten senken. Auch Mikromobilitäts-Firmen könnten die Plattform nutzen, sind die Münchner überzeugt.

Die acht jungen Männer hinter Deepdrive haben sich nach eigenen Angaben vor rund zehn Jahren beim studentischen Motorsportteam „TUfast“ der Technischen Universität München kennengelernt. Mit ihrer Idee gründeten sie ein Start-up, meldeten diverse Patente an und bauten erste Prototypen. Wie es weiter heißt, präsentierte das Team seine Ideen bei der IAA in München einer breiteren Öffentlichkeit. „Wir sind überzeugt, mit unserem Antriebssystem einige der grundsätzlichen Probleme großer Hersteller lösen zu können“, sagt Geschäftsführer Stefan Ender. Jetzt gelte es, die Technologie auf dem Markt zu etablieren.

Interesse scheint vorhanden. Am 14. Februar verkündete Deepdrive eine Finanzierungsrunde über 4,3 Millionen Euro. Zu den Investoren zählen nach Unternehmensangaben etwa der Wachstumsfonds Bayern sowie der ehemalige Audi- und Volvo-Entwicklungsvorstand Peter Mertens. Das Geld soll für den Ausbau des Teams und den Bau weiterer Prototypen verwendet werden. Gerade für kleine und kostengünstige Fahrzeuge könne diese Plattform interessant werden, wird Mertens in der „Welt am Sonntag“ zitiert. Er erwarte, dass die Technologie noch deutlich vor dem Jahr 2030 in Serie gehen wird.

Quelle: next-mobility – Münchner Start-up will Reichweite von E-Autos mit Radnabenantrieb um 20 Prozent erhöhen

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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titan:

Da hast du wohl was verwechselt! Der Zentralmotor dreht höher als die Räder, also ist der Radnabenmotor ein relativer Langsamläufer, außer man baut Schubkarrenräder dran :-)

Draggy:

Ein einfacher Ausfall macht nicht viel läuft nur etwas schlechter mit, das ist alles, ein Lagerfresser ist natürlich was ganz anderes, aber das passiert auch ohne Radnabenmotor. Und da man zu einem richtigen Radnarbenantrieb auch immer ein Vektor-System einsetzt ist in so einem Fall die Chance mit einem Radnarbenantrieb keinen Unfall zu bauen erheblich besser.

bergfex:

@ Martin: Ich kann mich noch gut erinnern, dass ein mit Radnabenmotoren ausgestatteter Linienbus von Neoplan in Oberstdorf im Graben gelandet ist, weil ein Radnabenmotor an der Vorderachse ausgefallen ist. Der Bus hat dann so stark zur Seite gezogen, dass er nicht mehr zu halten war. Das wünsche ich mir bei einem PKW mit hoher Geschwindigkeit nicht. Sicherlich gibt es inzwischen elektronische Schaltungen, die in so einem Fall auch den anderen Radnabenmotor an der betreffenden Achse ausschalten können, wenn sie es denn tun …

Draggy:

So ein System dicht zu bekommen ist nicht schwer, im Gegenteil, es ist einfacher, da man nur noch eine Bewgliche Verbindung hat und nicht duzende wie bisher.
Und es stellt sich auch die Frage wie viel höher die Massen denn am Ende sind, denn das Gewicht der Motoren ist vor allem das Kupfer. Wenn die es schaffen, einen Motor mit einer Verbundfaserwicklung hin zu bekommen die genau so gut Leitet wie Kupfer, dann wären Motoren mit hoher Leistung und nur 1Kg oder 2Kg Masse durchaus denkbar.
Zumal wir ja dann anderst, als bei den Zentralmotoren keine 100KW Motoren brauchen.
4 30KW Radnarbenmotoren ergeben auch 120KW.
Ich denke eher, dass das Problem bei der Übersetzung bzw. Untersetzung liegt.
BEVs sind aktuell untersetzt, damit die E-Motoren langsamer drehen können, mit Radnarbenmotoren müssen die Motoren höhere Drehzahlen fahren.

Mal schauen was da am Ende raus kommt, ich würde mich über einen Kombi mit Radnarbenmotoren und damit viel Platz im Innenraum bei verhältnissmäßg geringen Außenmaßen sehr freuen.

Andreas:

Wenn Sie auch Fahrzeugtechnik studiert hätten, hätten Sie das verstanden.

David:

Nein, macht er nicht. Ich fahre Porsche und selbst im Winter 305/30 R21. Wäre es so, würde Porsche als Ingenieursfirma die Bremsscheiben und Zangen nach innen setzen, wie man das früher bei einigen Firmen wie Citroën gemacht hatte, als man noch dachte, dass es was bringt, wenn man die ungefederten Massen verringert. Heute gibt es übrigens auch aktive Fahrwerke, wo es selbst theoretisch keine Rolle mehr spielt.

Andreas:

Dann fahren Sie mal den neuen 911 992….durch diese riesen Räder an der HA versetzt der Wagen bei Querfugen und Gullideckel deutsche mehr als der Vorgänger. Bei jedem Schlagloch merk man einfach diese ungefederten Massen.

Martin:

Wie werden sehen, ob und wo sich der Radnabenmotor verbreitet. Das klassische Argument der ungefederten Massen ist wohl nicht sooo stichhaltig, ein Porsche 911 GT3 mit seinen 305/30 ZR20-Hinterrädern und entsprechender Bremsanlage ist fahrwerkstechnisch einem ollen Brezelkäfer (5.00-16) massivst überlegen, auch wenn er ein erhebliches Mehr an ungefederter Masse mit sich herumträgt ;-)

Mit einem Radnabenantrieb an der Rallye Dakar teilnehmen zu wollen, sei aber trotzdem niemandem empfohlen, hohe Geschwindigkeiten und schlechte Fahrbahn führen in Kombination dann doch an die Grenzen des Konzepts.

Die Positionierung des Antriebs im Spritzwasserbereich ist da sicher deutlich herausfordernder. Für ein Stadtauto, das einen begrenzten Leistungsbedarf hat (und daher mit zwei kleinen Nabenmotoren auskommt) aber bei kompakten Außenmaßen ein Maximum an Innenraum bietet, ein durchaus interessantes Konzept. Letztlich ist natürlich der Preis ausschlaggebend. Wenn der Radnabenantrieb nicht wenigstens Preisparität erreicht, ist er natürlich chancenlos…

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