Wie Porsche mit dem Cayenne Electric seine Akkus verbessert hat

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

In wenigen Wochen feiert der neue Cayenne Electric seine Premiere und damit der bislang größte Porsche mit Elektroantrieb. Mit einer funktionsintegrierten Batterie, einer leistungsfähigen Doppel-Kühlung, einem intelligenten Thermomanagement und einer robusten Ladeperformance will Porsche die Basis schaffen für E-Performance auf einem neuen Niveau. Von der Effizienz und Leistungsfähigkeit konnten sich unabhängige Journalisten im Rahmen von Reichweitentests in den USA bereits ein erstes Bild machen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

Der vollelektrische Cayenne basiert auf einer im eigenen Haus erarbeiteten Evolutionsstufe der gemeinsam mit VW-Konzernschwester Audi entwickelten Premium Plattform Electric (PPE). Die 800-Volt-Architektur schaffe die Grundlage für eine beeindruckende Ladeleistung, eine intelligente Energieverteilung und hohe Effizienz, wie Porsche in Aussicht stellt.

In Kombination mit dem neuen Antriebssystem soll der Cayenne Electric alltags- und langstreckenrelevante Reichweiten von mehr als 600 Kilometern erzielen. Seine Qualifikation für lange Reisen mit konstant hoher Durchschnittsgeschwindigkeit habe der Cayenne Electric unlängst auch unter Realbedingungen unter Beweis gestellt. Mehrere unabhängige US-Journalisten unterzogen seriennahe, aber noch getarnte Prototypen einem Highway-Reichweitentest und fuhren bei maximal erlaubten 70 mph (113 km/h) mit einer Batterieladung mehr als 350 Meilen weit, was gut 563 Kilometern entspricht.

Dies sei das Ergebnis des Zusammenspiels von innovativer Technologie und einem ausgeklügelten Energiemanagement. „Mit dem Cayenne Electric heben wir die E-Performance auf ein neues Niveau. Unser innovatives Hochvolt-System vereint maximale Effizienz mit der für Porsche typischen Fahrdynamik“, erklärt Dr. Michael Steiner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Vorstandes, Forschung und Entwicklung.

Wie die 113 kWh Batterie im Elektro-Cayenne die Effizienz steigern soll

Das Herzstück des Cayenne Electric ist eine Hochvolt-Batterie mit 113 kWh Brutto-Energieinhalt. Sie ist direkt in die Fahrzeugstruktur eingebunden und übernimmt neben der Energiespeicherung auch tragende Aufgaben. Dadurch entsteht ein deutlicher Gewichts- und Raumvorteil: Das Verhältnis zwischen Zellen und Gehäuse habe sich gegenüber der Taycan-Batterie der zweiten Generation um zwölf Prozent verbessert. Die Integration in die Karosserie erhöht zudem die Fahrzeugsteifigkeit und senkt den Schwerpunkt des Fahrzeugs weiter ab – beides wesentliche Faktoren für Dynamik und Fahrpräzision. Die Batterie trägt somit zum agilen Fahrverhalten des Cayenne Electric bei.

Auch im Bereich der passiven Sicherheit will Porsche neue Maßstäbe setzen: Die Batteriemodule bestehen aus einem speziell entwickelten Aluminiumprofil, das bei einem Aufprall gezielt Energie absorbieren und die Zellen schützen soll.

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Für maximale Energiedichte und Ladefähigkeit setzt Porsche auf eine Lithium-Ionen-Batterie mit sechs austauschbaren Modulen und 192 großformatigen Pouch-Zellen. Die Zellen bestehen aus einer Graphit-Silizium-Anode und einer Nickel-Mangan-Kobalt-Aluminium-Kathode (NMCA). Der hohe Nickelanteil von 86 Prozent sorgt für eine hohe Energiedichte, während Silizium in der Anode die Schnellladefähigkeit verbessert. Aluminium erhöht die Stabilität der Zellstruktur. Das Ergebnis: eine um sieben Prozent höhere Energiedichte gegenüber der aktuellen Taycan-Batterie bei gleichzeitig gesteigerter Ladeeffizienz.

Ein zentrales Element des Hochvolt-Systems ist das neuartige Kühlkonzept, das die Batterie sowohl von oben als auch von unten temperiert. Diese Doppelkühlung ermöglicht eine präzise Steuerung des Temperaturfensters und soll dafür sorgen, dass die Batterie stets im optimalen Bereich arbeitet – unabhängig von Witterung, Ladeleistung oder Fahrstil. Die Kühlleistung entspreche der von rund 100 großen Haushaltskühlschränken. Dabei kommen erstmals energieeffiziente Drucklüfter zum Einsatz, die rund 15 Prozent weniger Energie benötigen als herkömmliche Sauglüfter. Das Ergebnis ist eine dauerhaft hohe Lade- und Leistungsfähigkeit bei minimalem Energieverlust – ein zentraler Beitrag zur Gesamt-Effizienz des neuen Cayenne.

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Das neue Prädiktive Thermomanagement ist integraler Bestandteil der Elektronikarchitektur des Cayenne Electric. Es vernetzt sämtliche Kühl- und Heizkreisläufe des Fahrzeugs, analysiert permanent Temperatur, Streckenverlauf und Fahrprofil und steuert die Energieflüsse vorausschauend. Während der Fahrt berechnet eine intelligente Software in Echtzeit den Bedarf an Heiz- oder Kühlleistung – unter Einbeziehung von Navigationsdaten, Topografie, Verkehrslage und Fahrverhalten. Ziel ist es, die Batterie stets im optimalen Temperaturfenster zu halten – für maximale Ladegeschwindigkeit, Lebensdauer und Reichweitenstabilität.

Vorteile für den Fahrer sind kürzere Ladezeiten, geringerer Energieverbrauch und eine präzisere Reichweitenprognose. Das System arbeitet eng mit dem weiterentwickelten Charging Planner zusammen, der individuelle Ladepräferenzen berücksichtigt und die Batterie bereits während der Fahrt auf den nächsten Stopp vorkonditioniert.

„Die funktionsintegrierte Batterie, das doppelseitige Kühlkonzept und das vorausschauende Thermomanagement zeigen, wie wir Technologie ganzheitlich denken. Unser Anspruch ist es, Elektromobilität zu gestalten, wie sie zu Porsche passt – effizient, leistungsstark und emotional zugleich“, sagt Entwicklungsvorstand Dr. Michael Steiner.

Schnellladeverhalten: Alltagstauglichkeit auf neuem Niveau

Bei der Lade-Performance setzt sich der Cayenne Electric ebenfalls hohe Maßstäbe: An geeigneten High-Power-Chargern lädt er mit bis zu 400 kW, was eine Ladung von 10 auf 80 Prozent in unter 16 Minuten ermöglicht. Innerhalb von nur zehn Minuten lassen sich mehr als 300 Kilometer Reichweite nachladen. Der Cayenne Electric soll diese Ladeleistung über einen vergleichsweise breiten Ladezustandsbereich (State of Charge) halten können: Bis zu einem SoC von etwa 55 Prozent bleibe die Ladeleistung konstant im Korridor zwischen 350 und 400 kW – ein klarer Vorteil im Langstreckenbetrieb.

Das maximale Schnellladekennfeld ist bereits ab einer Batterietemperatur von 15 Grad Celsius gegeben, also deutlich früher als bisher. Damit zeigt sich das Ladeverhalten unter realen Bedingungen ganzjährig besonders robust. Zudem ermöglicht die 800-Volt-Architektur in Verbindung mit dem Hochvolt-Schalter im Akku auch an 400-Volt-Säulen mit bis zu 200 kW effizientes Laden – ohne zusätzlichen Booster.

Porsche Wireless Charging: Komfortabel Laden ohne Kabel

Ab 2026 bietet Porsche für den Cayenne Electric erstmals das neue induktive Wireless Charging-System an – ein kabelloses 11-kW-Ladesystem mit einer kompakten One-Box-Bodenplatte. Damit erreicht die kontaktlose Ladetechnik einen ähnlichen Wirkungsgrad wie das kabelgebundene AC-Laden: bis zu 90 Prozent Energieübertragungsrate. Das Fahrzeug erkennt die Bodenplatte automatisch und senkt sich für den Ladevorgang leicht ab. Die induktive Energieübertragung erfolgt über wenige Zentimeter Luftspalt.

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Der gesamte Prozess ist vollautomatisch, sicher und wartungsfrei. Über die My Porsche App lassen sich Ladevorgänge überwachen, Zeitfenster definieren oder mehrere Fahrzeuge authentifizieren. Mit dieser Technologie unterstreicht Porsche, dass Effizienz und Komfort Hand in Hand gehen können – auch beim Laden.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 23.10.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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