Der DAT-Report gilt seit über vier Jahrzehnten als ein Standardwerk der Automobilbranche. Er gibt präzise Auskunft über die automobilen Befindlichkeiten der Autokäufer und Pkw-Halter. Besonders interessant ist dies bei der Betrachtung des Ausnahmejahres 2020, da sämtliche Entscheidungen bei Kauf und Nutzung des Automobils auch durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden. Die Basis für die im DAT-Report 2021 vorgestellten Analysen ist eine repräsentative Befragung von Endverbrauchern (Autokäufern und Pkw-Haltern), die die GfK im Auftrag der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) durchgeführt hat. Im Folgenden stellen wir die Ergebnisse im Detail vor. Noch detaillierte Infos gibts bei report.dat.de.
Auswirkungen von Corona
Bedeutung des Automobils gestiegen: Während des vergangenen Jahres wurde das eigene Automobil häufiger genutzt, um Strecken zurückzulegen, für die man möglicherweise vorher ein anderes Verkehrsmittel genutzt hätte. Um dies konkret in Zahlen zu fassen, wurde den Pkw-Haltern diese Frage gestellt: „Corona beeinflusst unser Leben nach wie vor. Welche der folgenden Verkehrsmittel nutzen Sie im Vergleich zu der Zeit vor Corona ‚häufiger‘, ‚unverändert‘ oder ‚weniger‘ im Alltag?“ Das Ergebnis: 25 Prozent aller repräsentativ befragten Pkw-Halter nutzten 2020 das eigene Automobil häufiger als vor der Corona-Zeit. 21 Prozent fuhren, wo es ging, häufiger mit dem Fahrrad, 28 Prozent gingen häufiger zu Fuß.
Jahresfahrleistung leicht zurückgegangen: Insgesamt ist die Fahrleistung aller Pkw-Halter im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent zurückgegangen. Gründe hierfür sind u. a. der Lockdown und die Arbeit im Homeoffice. Am stärksten war der Rückgang bei den Dieselfahrern (11,7 Prozent weniger Fahrleistung) zu beobachten. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 betrug der Rückgang insgesamt 25 Prozent, im September waren es noch -4 Prozent.
Fakten zum Gebrauchtwagenkauf
Mehr Informationsquellen genutzt: Die Informationsphase der Gebrauchtwagenkäufer war von intensiverer Recherche als sonst gekennzeichnet. 89 Prozent aller Gebrauchtwagenkäufer nutzten mindestens eine Online-Quelle, 99 Prozent mindestens eine Offline-Quelle. Auffällig hierbei: Printmedien haben an Bedeutung gewonnen (die Lektüre gedruckter Testberichte stieg gegenüber dem Vorjahr von 5 Prozent auf 15 Prozent, die von Anzeigen in Printmedien von 6 Prozent auf 9 Prozent). Die Händlerwebseite ist bei den Online-Quellen deutlich wichtiger geworden (von 22 Prozent auf 35 Prozent), und Social-Media-Kanäle sind in der Bedeutung mit den Herstellerwebseiten gleichgezogen (14 Prozent).
Hohe Investitionsbereitschaft: Mit einem Durchschnittspreis von 14.730 Euro für einen Gebrauchtwagen wurde ein neues Allzeithoch erreicht. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fast 20 Prozent. Der höhere Preis resultierte u. a. darin, dass die Fahrzeuge im Schnitt jünger waren und eine geringere Laufleistung aufwiesen als in den vergangenen Jahren. Für gebrauchte Fahrzeuge deutscher Premiumhersteller wurde mit 19.740 Euro am meisten bezahlt. Wer sich 2020 das erste Mal einen Gebrauchtwagen kaufte, der bezahlte im Schnitt 7910 Euro.
Mehr Gebrauchtwagen beim Markenhandel gekauft: Mit 48 Prozent aller gekauften Gebrauchtwagen konnte der Markenhandel wieder im Vergleich zum Vorjahr aufholen (2019: 46 Prozent). Der freie Handel erreichte 21 Prozent. Somit wurden nur noch 31 Prozent aller Gebrauchtwagen auf dem Privatmarkt erworben. Der Anteil des Privatmarktes ist in den vergangenen Jahren nicht gewachsen, sondern weiter leicht rückläufig, da viele Autokäufer ihren bisherigen Wagen nicht mehr auf dem Privatmarkt verkauften, sondern eher beim Kauf ihres nächsten Wagens in Zahlung gaben.
Hohe Finanzierungsquote: Erstmals wurden seit Beginn der Analysen für den DAT-Report mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Gebrauchtwagen entweder ganz oder zumindest teilweise finanziert. Im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 41 Prozent, was einer Steigerung von 14 Prozentpunkten entspricht. Die nicht-finanzierten Fahrzeuge waren mit 44 Prozent in der Unterzahl. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 58 Prozent.
Fakten zum Neuwagenkauf
Zuverlässigkeit, Design und erst dann der Preis: Die Neuwagenkäufer des Jahres 2020 legten vor allem Wert auf ein zuverlässiges und optisch ansprechendes Fahrzeug. Beide Bewertungskriterien sind nach Einschätzung der Käufer im Vergleich zum Vorjahr nochmals wichtiger geworden – vor allem das Design stieg in der Bedeutung von Note 1,49 auf 1,38. Der Anschaffungspreis landete mit Note 1,58 auf deutlichem Abstand zum Aussehen auf dem dritten Rang. Von sämtlichen 19 Kaufkriterien, die bei allen Neuwagenkäufern abgefragt wurden, erreichte die Umweltverträglichkeit (gefragt wurde explizit nach CO2) mit Note 2,29 den 17. Platz (Note 2 bedeutet „wichtig“, Note 1 „sehr wichtig“, Note 3 „weniger wichtig“). Interessant hierbei: 32 Prozent aller Neuwagenkäufer haben sich wegen ihres ökologischen Gewissens bewusst für ein sparsameres Auto entschieden.
Hoher Durchschnittspreis: Mit 36.340 Euro erreichte der durchschnittliche Neuwagenpreis ein neues Allzeithoch. Neuwagen deutscher Premiumhersteller kosteten im Schnitt 49.750 Euro. Betrachtet man die unterschiedlichen Kaufpreisklassen, so kosteten 49 Prozent aller Neuwagen mehr als 35.000 Euro. Abgefragt wurden bei allen Autokäufern nicht die Listenneupreise, sondern die tatsächlich beim Handel bezahlten Preise. Eventuelle Förderprämien wurden hierbei berücksichtigt.
Online-Neuwagenportale als Informationsquelle gefragt, aber eher selten als Kaufort genutzt: Von allen Neuwagenkäufern, die im Internet recherchiert haben (87 Prozent), hatten 68 Prozent auch diverse Neuwagenportale besucht. Die Anzahl derer, die aber tatsächlich von einem solchen Portal dann an einen Händler vermittelt wurden, war eher gering. Bezogen auf alle privaten Neuwagenkäufer waren es wie im Vorjahr nur 10 Prozent.
Finanzierung und Leasing gefragt: 84 Prozent aller privat erworbenen Neuwagen wurden in irgendeiner Form finanziert, dazu zählen auch die 22 Prozent, für die ein Leasingvertrag abgeschlossen wurde. Erstmals wurde für den DAT-Report auch nach den Gründen für die Wahl eines Leasingvertrages gefragt. Für 78 Prozent war die bequeme und kalkulierbare Art, ein Auto zu nutzen, ausschlaggebend. Danach wurde „nicht Besitz, sondern Nutzung steht im Vordergrund“ genannt. Den Wertverlust vermeiden wollten 50 Prozent der Befragten.
Erkenntnisse zu alternativen Antrieben
Überlegung zu alternativen Antrieben ja, gekauft wurde dann meist ein Verbrenner: 38 Prozent der Neuwagenkäufer hatten während der Informationsphase auch eine alternative Antriebsart in Erwägung gezogen. Im Fokus standen dabei in erster Linie Hybridantriebe (mit [18 Prozent] und ohne [21 Prozent] externe Lademöglichkeit). An rein batteriebetriebenen Autos waren 11 Prozent interessiert, in der Realität kauften 2020 laut KBA knapp 9 Prozent aller privaten Neuwagenkäufer so ein Auto.
Kenntnis zu E-Autos leicht gestiegen: In den vergangenen fünf Jahren ist grundsätzlich die Kenntnis über alternative Antriebe gestiegen – insbesondere bei den rein batteriebetriebenen Fahrzeugen. Im Detail waren es 15 Prozent der Neuwagenkäufer, die angaben, sich intensiv damit beschäftigt zu haben. Viel gehört oder gelesen hatten 41 Prozent, etwas gehört oder gelesen 33 Prozent. Beim Plug-In-Hybridantrieb waren die Kenntnisstände etwas niedriger. 13 Prozent hatten sich eigenen Angaben zufolge intensiv mit dieser Antriebsform beschäftigt, 30 Prozent gaben an, viel davon gehört oder gelesen zu haben. Befragt wurden alle Neuwagenkäufer, darunter auch diejenigen, die sich gegen eine alternative Antriebsform entschieden hatten.
Reichweite, Ladezeiten, Infrastruktur und Kaufpreise sprechen noch gegen E-Autos: Befragt man alle Neuwagenkäufer, die sich 2020 kein rein batterieelektrisches Fahrzeug gekauft haben (insgesamt mehr als 90 Prozent aller Neuwagenkäufer), nach den Gründen ihrer Entscheidung, so nannten die meisten weiterhin die Reichweite, gefolgt von Ladezeiten und Ladeinfrastruktur. Bei den Gebrauchtwagenkäufern waren es vor allem die hohen Anschaffungspreise und die Reichweite, die gegen eine Anschaffung eines solchen Pkw sprachen.
Mehr Lademöglichkeiten in der Umgebung vorhanden: Die Anzahl der Ladepunkte im Umfeld des Wohnortes der Autokäufer ist gestiegen. 73 Prozent aller Neuwagenkäufer gaben an, eine Lademöglichkeit in der Nähe zu haben. Meist handele es sich um öffentliche Ladestationen bei einem Supermarkt, Einkaufszentrum oder Parkhaus. Gefragt nach dem Ort, wo das Fahrzeug in der Regel geparkt werde, antworteten 16 Prozent der Neu- und 39 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer, dass dies an der Straße sei. 60 Prozent der Neu- und 38 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer können das eigene Auto in einer Garage parken, knapp jeder Fünfte hat einen Carport.
Fakten zum Werkstattverhalten der Pkw-Halter
Weniger Reparaturarbeiten, mehr Wartungen: Durch die Corona-Maßnahmen ist die Fahrleistung insgesamt gesunken. Dies hatte auch Auswirkungen auf das Reparaturgeschäft in den Werkstätten. Nur 32 Prozent aller Pkw-Halter gaben an, dass an ihrem Fahrzeug Verschleißreparaturen durchgeführt wurden. Addiert man die unterschiedlichen Reparaturen, die vorgenommen wurden und berücksichtigt alle Pkw, an denen nichts repariert wurde, so kommt man statistisch auf 0,44 Reparaturen pro Pkw. Dies ist ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr (2019: 0,51 Reparaturen pro Pkw). Anders war es bei den Wartungsarbeiten: Um das eigene Fahrzeug sicher und fahrbereit zu halten, wurden sogar mehr solcher Arbeiten durchgeführt. Nach 0,88 Wartungsarbeiten pro Pkw im Jahr 2019 waren es 2020 nun 1,05 Arbeiten.
Sehr hohe Werkstatttreue: 88 Prozent aller Pkw-Halter gaben an, die anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten immer in derselben Werkstatt durchführen zu lassen. Das ist eine Steigerung um sieben Prozentpunkte zum Vorjahr. Besonders die Pkw-Halter der Generation 50+ wiesen mit 91 Prozent die höchste Werkstatttreue auf. 12 Prozent aller Pkw-Halter gaben an, gelegentlich auch die Werkstatt zu wechseln.
Kostenvoranschläge gefragt: Möglicherweise aufgrund der finanziellen Situation zahlreicher Pkw-Halter war das Interesse an Kostenvoranschlägen 2020 enorm hoch. Vor anstehenden Reparaturarbeiten holten 80 Prozent der Pkw-Halter einen Kostenvoranschlag ein, vor Wartungsarbeiten 59 Prozent. Beides sind deutliche Steigerungen zu den Vorjahren und spricht für eine gestiegene Preissensibilität der Pkw-Besitzer.
Hohe Bedeutung des eigenen Automobils zeigt sich auch bei Pflege und Wartung: Welche Beziehung die Autobesitzer zu ihren Fahrzeugen haben, offenbart sich in zahlreichen Situationen, die für den DAT-Report 2021 abgefragt wurden. Demnach haben 41 Prozent ihren eigenen Angaben zufolge ihr Auto „liebgewonnen“ und ziehen Reparaturen in Erwägung, auch wenn dies unwirtschaftlich ist. 55 Prozent lassen kleine Roststellen und Kratzer sofort beseitigen, 75 Prozent schieben Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht auf. 67 Prozent finden, der eigene Pkw muss innen und außen gepflegt aussehen, sonst würden sie sich nicht wohlfühlen. 92 Prozent meinen, der Pkw muss immer in einwandfreiem technischem Zustand sein.
Fünf generelle Fakten zum Automarkt 2020
Der Gebrauchtwagenmarkt ist der Gewinner des Jahres 2020: Nach einer Aufholjagd von Mai bis Juli und einem starken Jahresschlussspurt konnte der Gebrauchtwagenmarkt mit knapp mehr als 7 Millionen Besitzumschreibungen nur 2,4 Prozent unter dem Vorjahr abschließen. Während des Lockdowns im Frühjahr waren die Zahlen um mehr als 40 Prozent eingebrochen.
Rein batteriebetriebene Pkw erreichen 6,7 Prozent der Neuzulassungen: Von allen Neuzulassungen erreichten die rein batteriebetriebenen Pkw einen Marktanteil von 6,7 Prozent. In absoluten Zahlen sind dies 194.163 Einheiten, hiervon betrug der Privatanteil 48,8 Prozent oder 94.752 Pkw. Von allen neu zugelassenen Pkw (2.917.678 Einheiten; -19,1 Prozent gegenüber 2019) waren 37,1 Prozent privat erworbene Fahrzeuge (1.082.459 Pkw).
Genaue Abgrenzung von Verbrennern zu alternativen Antrieben ist nicht mehr möglich: Hintergrund sind die so genannten Mildhybrid-Antriebe, die zu den alternativen Antrieben gerechnet werden. Bei dieser Technologie wird zu einem Diesel- oder Benzinmotor z. B. ein 48-Volt-Startergenerator eingesetzt, der zwar beim Fahren das Spritsparen fördert, ein rein elektrisches Fahren aber nicht möglich macht. Dennoch handelt es sich per definitionem um ein Hybridfahrzeug, denn es hat „mindestens zwei verschiedene bordeigene Energiewandler und zwei verschiedene bordeigene Energiespeichersysteme zum Zweck des Fahrzeugantriebs“ (Artikel 3, Nr. 1 der Verordnung [EG] Nr. 715/2007). Eine Aussage wie beispielsweise „28 Prozent der Neuzulassungen 2020 hatten einen Dieselmotor“, ist somit nicht mehr eindeutig möglich, da diese Information nicht die tatsächliche Zahl der herkömmlichen Diesel-Pkw abbildet.
Auto-Abos weiter kaum bekannt und spielen für Autokäufer nur eine geringe Rolle: Die seit einigen Jahren im Markt vorhandene Möglichkeit, ein Automobil zu abonnieren, bleibt für Autokäufer eine Randerscheinung. Nur 1 Prozent aller Neuwagenkäufer hatte sich eigenen Angaben zufolge intensiv mit Auto-Abos beschäftigt. 29 Prozent hatten noch nie davon gehört, 32 Prozent kennen es nur vom Namen her, 30 Prozent haben etwas davon gehört. Das Abo an sich beinhaltet eine monatliche Gebühr für die Nutzung inkl. Versicherung, Wartung und Kfz-Steuer. Als Alternative zum Autokauf könnten es sich allerdings nur 12 Prozent der Neuwagenkäufer vorstellen, 16 Prozent wissen es nicht, und 72 Prozent lehnten ein Auto-Abo klar ab.
Quelle: DAT – Pressemitteilung vom 10.02.2021
21% seien Hybride ohne externer Lademöglichkeit. Es ist davon auszugehen das dies alle anderen sind, die nicht angesteckt werden können, also ohne die PHEV s.
Etwas befremdend ist , dass dieser grosse Anteil jeweils bei der Marktzahlenveröffentlichung gar nicht erscheint.
Man glaubt offenbar das solche Autos wegen Nichterhalt der Kaufprämie in Deutschland gar nicht gekauft würden.
Auch meint man nur gerade Honda und Toyota würden ganz wenige von denen verkaufen.
Dieser Anteil ist aber viel grösser , da auch schon fast alle deutschen Hersteller solche Mildhybrids bauen. Als Vollhybrids werden solche mit einem etwas grösseren Akku bezeichnet. Aber auch diese können nicht zusätzlich noch an einer Steckdose geladen werden.