Im Gespräch mit Eric Demuth und Christian Wolf im Beyond Business Cast bezieht Daniel Abt, ehemaliger Automobilrennfahrer und Influencer, klar Stellung zur Zukunft des Automobils – und findet deutliche Worte zur Rolle von Politik, Industrie und Kundeninteressen. Gleich zu Beginn wird er vor die Wahl gestellt: E-Auto oder Verbrenner, für immer. Seine Antwort kommt ohne Zögern: „Verbrenner. Auf jeden Fall.“ Dabei betont er, kein Gegner der Elektromobilität zu sein. Ihm gehe es um Ehrlichkeit: „Die Emotionen, die ein Verbrenner einem gibt, die kriegst du beim E-Auto in der Form einfach nicht.“
Für Abt ist Autofahren weit mehr als reine Fortbewegung. Es gehe um Fahrgefühl, Sound und die „Tüftelei“ an der Technik. „Wenn man nur von A nach B kommen will, ist der Antrieb egal. Aber wenn man Leidenschaft fürs Fahren hat, dann gehört der Rest auch dazu.“ In Ländern wie Südafrika oder Zypern, wo es kaum oder gar keine strengen Lärmschutz- oder Abgasregelungen gebe, habe sich die Autoszene positiv entwickelt: „Die Leute haben Spaß dran, die kaufen, die fahren.“
Mit Sorge blickt Abt auf die deutsche und europäische Autoindustrie. Er kritisiert, dass der Verbrenner politisch stark verteufelt worden sei: „Man fühlt sich ja fast schon schlecht, wenn man sagt: Ich fahre einen Verbrenner.“ Damit, so seine Warnung, gefährde man Industrie, Arbeitsplätze und Wohlstand. Während Europa sich aus seiner Sicht „rückwärtsgewandt“ verhalte, nutzten Länder wie China die Gunst der Stunde und investierten gezielt in den Ausbau ihrer Industrie, findet er. Allerdings: In keinem Land der Welt werden mehr E-Autos verkauft als in China, jeder zweite Neuwagen ist ein reines E-Auto oder Plug-in-Hybrid.
Ein Kernpunkt seiner Kritik ist die EU-Flottenbilanz-Regelung. Hersteller seien gezwungen, E-Autos in den Markt zu drücken, um die vorgegebenen CO₂-Ziele zu erreichen. „Selbst wenn sich ein E-Auto nicht verkauft, braucht der Hersteller es, um überhaupt noch leistungsstarke Modelle anbieten zu können – sonst drohen Strafzahlungen.“ Alternative Antriebsoptionen wie E-Fuels würden dagegen kaum gefördert. Dabei könnten diese nach Abts Ansicht Bestandsfahrzeuge sofort klimafreundlicher machen: „Wenn das der Gedanke ist, wäre es viel sinnvoller, voll ins Thema E-Fuels zu gehen.“ Allerdings: Der Einsatz von E-Fuels im Pkw-Bereich gilt aus mehreren Gründen – unter anderem aus Energie- und Kostensicht – als nicht sinnvoll und zielführend.
In Deutschland seien chinesische Automarken derzeit noch ohne größere Bedeutung. Entscheidend sei jedoch der Heimatmarkt China. Dort hätten deutsche Hersteller wie Volkswagen lange „die Könige“ gewesen und enorme Gewinne erzielt. Nun aber holten heimische Marken Marktanteile zurück. „Früher war ein Audi oder Mercedes in China ein Statussymbol. Wenn die Chinesen im Elektrogame besser sind, warum sollten sie den schlechteren Kühlschrank kaufen?“ Abt plädiert daher für mehr wirtschaftlichen Patriotismus: „Ich finde es schade, dass man sich so schnell abwendet und sagt, jetzt finden wir die Chinesen besser. Ein bisschen Patriotismus hilft, unsere Wirtschaft am Leben zu halten.“
Deutsche Automobilhersteller müssen Emotionen wecken
Auf die Frage nach der Rolle von Abt Sportsline im VW-Konzernumfeld macht Abt klar, dass das Unternehmen trotz enger Verbindungen zu Audi unabhängig agiert. Historisch gewachsen sei die enge Wahrnehmung als „Audi-Marke“ durch langjährige Motorsport-Kooperationen und das Händlernetz. „Wir sind komplett independent. Aber natürlich: Wenn es Audi schlecht geht, ist das auch für uns eine schlechte Basis.“
Die Diskussion um Innovationen und strategische Partnerschaften führt Abt zu einem Vergleich mit AMG: „AMG war früher nichts anderes wie wir – eine Tuningfirma. Mercedes hat erkannt, dass man damit ein Feld bedienen kann. Heute ist AMG das Profitabelste, was Mercedes hat.“ Aus seiner Sicht könne ein ähnlicher Schulterschluss zwischen Audi und Abt enormes Potenzial heben – gerade jetzt, wo die Branche vor einem tiefgreifenden Technologiewandel steht.
Abt sieht darin auch eine Chance für die E-Mobilität: Während viele Hersteller ihre Elektro-Modelle aktuell noch stark auf Effizienz und Reichweite trimmen, fehle es aus seiner Sicht oft an der emotionalen Komponente, die Autoliebhaber anspricht. „E-Autos können technisch beeindruckend sein – aber wenn sie emotionslos wirken, dann ist das ein Problem.“ Eine Kooperation wie zwischen Audi und Abt könne genau hier ansetzen: Performance-orientierte, individualisierte Elektroautos, die nicht nur auf dem Papier überzeugen, sondern auch Fahrspaß, Design und Exklusivität bieten.
Seiner Meinung nach müssten deutsche Hersteller in der Elektromobilität stärker eigene Charaktere entwickeln, statt sich nur auf politische Zielvorgaben zu fokussieren. „Wenn wir es schaffen, die Emotion eines RS-Modells oder eines Abt-Umbaus in ein E-Auto zu bringen, dann holen wir auch die Leute ab, die bisher sagen: Elektro ist nichts für mich.“
Quelle: Beyond Business Cast – Sind E-Autos das Problem der deutschen Autoindustrie? Daniel Abt redet Klartext