Das chinesische Elektroauto-Start-up Byton befindet sich wegen Corona in einer finanziellen Schieflage. Hunderte Mitarbeiter weltweit sind in Kurzarbeit, hunderte weitere gar komplett beurlaubt. Der Start der Serienfertigung hat sich ebenso wie der geplante Verkaufsstart des M-Byte, der in USA und Europa eigentlich im dritten Quartal dieses Jahres stattfinden sollte, schon auf 2021 verschoben.
Und zuletzt demonstrierten gut 100 Mitarbeiter am Firmensitz im chinesischen Nanjing, um ihre Gehälter einzufordern. Einem Bericht der chinesischen Future Auto Daily zufolge schuldet das Unternehmen mehr als 1000 Mitarbeitern Löhne in Höhe von umgerechnet gut 11,6 Millionen Euro. Den Mitarbeitern sollen nach Genehmigung durch den Verwaltungsrat noch im Juni konkrete Vereinbarungen mitgeteilt werden, berichtet Technode.
Byton hat sich bemüht, seine Finanzierungsrunde der Serie C zu beenden, die Berichten zufolge bereits im September 2019 fast abgeschlossen war, mit klangvollen Namen wie dem in den Fortune 500 verzeichnetem japanischen Mischkonzern Marubeni, dem Industrie-Investmentfonds der Stadtregierung von Nanjing sowie dem chinesischen staatlichen Autohersteller FAW. Weitere Investorengespräche hätten Corona-bedingt abgesagt werden müssen.
Zuletzt hieß es, dass einige Geldgeber ihre zugesagten Beträge noch nicht überwiesen hätten, wobei die aktuelle Lage etwas unklar ist. Byton habe aufgrund klammer Kassen Büros in Shangai und Peking schließen müssen, ebenso das Werk in Nanjing, weil keine Nebenkosten gezahlt wurden. In einer Erklärung gegenüber Technode bestätigte das Unternehmen die Schließung dieser Standorte, bestritt jedoch, dass ein Mangel an Zahlungen der Grund war. Die Fabrik in Nanjing soll am 28. Juni wieder öffnen.
Gehälter wurden bereits ab April bis zunächst Juli nach Hierarchieebenen gekürzt, wie Drehmoment berichtet: Um 80 Prozent bei Top-Managern, um 45 Prozent bei Direktoren und 10 Prozent bei Ingenieuren. Die einbehaltenen Gehälter sollen allerdings Anfang September an die Mitarbeiter ausgezahlt werden. Eine Information, die man angesichts der aktuellen Lage wohl unter Vorbehalt behandeln sollte. Da Zulieferer ohne Vorkasse auch keine Materialien liefern, sei auch der Wiederanlauf der Produktion gefährdet. Byton stehen also harte und entscheidende Wochen bevor.
Quelle: Technode — Pressure is on for EV maker Byton as workers demand wages // Drehmoment — Byton: Warten auf den Zahlungseingang