Der Automobilkonzern General Motors (GM) stellt künftig seine Produktion von elektrischen Transportern in Kanada ein. Dadurch fallen einem Bericht der New York Times zufolge ca. 1200 Arbeitsplätze in Ontario weg. Nur wenige Tage zuvor hatte bereits der Konzern Stellantis angekündigt, dass die Produktion eines neuen Fahrzeugs von Toronto in Kanada nach Illinois in den USA verlagert werden soll. Damit treffen die Auswirkungen von Trumps Zöllen die kanadische Automobilindustrie schwer.
Nach Angaben von GM lag die Entscheidung auch an der geringen Nachfrage nach dem elektrischen Lieferwagen Brightdrop, der das einzige elektrische Transportermodell von GM ist. Außerdem nannte der Hersteller das Auslaufen der US-Steuergutschriften für Elektroautos als Grund für das Produktionsende.
Obwohl sich der Absatz des Brightdrop zunächst vielversprechend entwickelte und Flotten an Unternehmen wie Walmart, DHL Express und FedEx geliefert wurden, sagte die GM-Geschäftsführerin Mary Barra nun, dass sich der Markt für elektrische Nutzfahrzeuge viel langsamer als erwartet entwickelt habe.
Einfluss der US-Zölle
Diese Begründung scheint jedoch vor dem Hintergrund der aktuellen US-Politik unter Donald Trump unzureichend. So mache auch die kanadische Gewerkschaft Unifor den Handelskonflikt zwischen den USA und Kanada für die GM-Entscheidung verantwortlich, berichtet die New York Times, da dadurch der Export von Autos in die Vereinigten Staaten teurer geworden sei.
Lana Payne, die Präsidentin der Gewerkschaft, welche die Beschäftigten in der Automobilindustrie vertritt, sagte, dass die Schließung eine direkte Folge von Trumps 25-prozentigen Zöllen auf Autos und Lastwagen aus Kanada sei. „Jetzt zahlen mehr als 1000 Arbeitnehmende und ihre Familien den Preis für Trumps politische Einmischung und das Versagen von GM, sich zu behaupten“, so Payne.
Das Werk nahm 2022 die Produktion des elektrischen Lieferwagens Brightdrop auf. Zuvor hatten die Regierungen von Kanada und Ontario die Umrüstung mit umgerechnet knapp 320 Millionen Euro gefördert. Das Werk wurde bereits im Mai geschlossen, was auf schleppende Verkaufszahlen zurückgeführt wurde, allerdings hätte es die Produktion im November wieder aufnehmen sollen, so die New York Times. Zur Zukunft des Werks wurden bisher keine weiteren Informationen bekannt. Bereits zuvor hat GM angekündigt, eine Schicht in einem anderen kanadischen Werk in Ontario zu streichen, was zum Verlust von weiteren 2000 Arbeitsplätzen führt.
Damit ist GM kein Einzelfall, denn erst vergangene Woche gab auch Stellantis bekannt, dass die Produktion eines neuen Jeep-Modells verlegt werden solle, nämlich aus Kanada in die USA. Bereits 2023 wurde das betroffene Werk von Stellantis geschlossen, damit die Anlagen umgerüstet werden können. Ab März wurden alle Aktivitäten auf Eis gelegt. Von der Entscheidung sind 3000 Mitarbeitende betroffen.
Reaktionen der kanadischen Regierung
Die kanadische Industrieministerin Mélanie Joly hat Stellantis zuletzt mit rechtlichen Schritten gedroht. So übe die Regierung maximalen Druck auf Stellantis aus, den neuen Jeep in Kanada zu behalten, da das Unternehmen nach der Annahme von staatlichen Geldern für die Umrüstung des Werks in Brampton eine Verpflichtung eingegangen sei.
Da GM die Produktion jedoch wegen fehlender Nachfrage einstellt, handele es sich um eine andere Situation, so Joly. Dennoch werde die kanadische Regierung versuchen, das Werk mit einem anderen Fahrzeug wieder zu eröffnen, berichtet die New York Times. Zudem werde die Regierung GM für alle verbleibenden Verpflichtungen aus früheren staatlichen Beihilfen zur Rechenschaft ziehen.
Quelle: New York Times – G.M. to Stop Making Electric Vans in Canada