Automarkt Skandinavien: Elektrischer denn je

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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Geht es um Elektroautos, werden die skandinavischen Länder zumeist als strahlendes Vorbild benannt. Gerade wer in Schweden oder Dänemark unterwegs ist, bemerkt dass der Stecker am Auto hier längst in der Normalität angekommen ist.

Die elektrische Welt beginnt ein paar Kilometer nördlich von Flensburg. Auch wenn das Nachladen von E-Autos auf Autobahnen in Ländern wie Frankreich, Belgien oder Deutschland längst kein Problem mehr ist, sieht es an der E45 Richtung Norden noch vor Aarhus oder weiter Richtung Hirtshals ganz anders aus. Kaum eine Autobahnausfahrt, kaum ein Parkplatz, an dem sich kein moderner Ladepark befindet. Normale Ladesäulen mit nur 50, 100 oder sogar 150, 200 kW? Fehlanzeige, denn Supermärkte oder Ladeinseln bieten zumeist 300 Kilowatt und immer öfter 400 kW. Gleich nebenan ebenso moderne wie gepflegte Toilettenanlagen, kleine Shops, Burgerketten oder Kaffeeläden, die zum kurzen Verweilen einladen, während das Elektroauto sich Kraft für die nächsten Kilometer abholt. Kein Wunder, dass Kopenhagen die Stadt mit den meisten Ladesäulen ist.

Der Automarkt zeigt sich dort entsprechend, denn mit deutlichem Abstand war das Tesla Model Y 2024 das meistverkaufte Neufahrzeug in Dänemark. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit stattlichem Abstand Skoda Enyaq und VW ID.4 vor dem nächsten Tesla, dem Model 3 und dem ebenfalls begehrten Audi Q4 e-tron. Unter den aktuell zehn meistverkauften Autos befinden sich mit Modellen wie Peugeot 208, VW T-Roc, BMW 3er und einem Nissan Qashqai jedoch unverändert einige klassische Fahrzeuge mit Verbrenner. In diesem Jahr führt der VW ID.4 die Liste an vor dem ID Buzz und dem Toyota bZ4x.

Jeder zweite Neuwagen in Dänemark ist ein E-Auto

Aktuell hat Dänemark mehr als 13.000 Ladestationen im ganzen Land und jedes zweite der 2024 verkauften 173.000 Neufahrzeuge war ein Elektromodell. „Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent haben sich Elektroautos von einer Nischenwahl zu einer weit verbreiteten Beliebtheit entwickelt. Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2025 über 70 Prozent der Neuwagenverkäufe auf E-Autos entfallen werden“, so Mads Rørvig, CEO von Mobility Denmark. Bis 2030 sollen insgesamt 1,6 Millionen Elektromodelle auf den dänischen Straßen unterwegs sein.

In Schweden erholt sich der lokale Markt nach schweren Zeiten wieder und freut sich in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 über einen Zugewinn von knapp acht Prozent im Vergleich zu 2024. Volkswagen hat die Hauptwettbewerber Tesla und Volvo bei den Elektroautos mittlerweile überholt. Bei den Gesamtzahlen liegt Volvo mit einem Zuwachs von 9,8 Prozent jedoch vor Volkswagen, die um mehr 66 Prozent zulegen konnten und Toyota verdrängten – insbesondere mit Elektromodellen. Erst dahinter folgen Kia, Skoda und dann mit Mercedes die nächste Premiummarke vor Audi und BMW.

Bei den Ladesäulen hinkt Schweden mit knapp über 4000 Ladesäulen deutlich hinter Dänemark (ca. 13.000) und Norwegen mit rund 28.000 her. An den meisten Ladesäulen benötigt man keine Ladekarte, es reicht die normale Kreditkarte oder das Smartphone, um nachzufassen. Doch die Preise sind nicht deutlich günstiger als in Deutschland und sinken erst mit entsprechenden Verträgen und einer monatliche Mindestabnahme. Sauber und gepflegt ist es zumeist auch hier. Zudem überdacht, hell erleuchtet und in Laufweite gibt es Snackmöglichkeiten.

VW legt deutlich zu

Die schwedischen Bestseller sind häufig an den Ladestationen entlang der Autobahnen oder vor den Ladesäulen der Supermärkte von Göteborg, Stockholm oder Bastad anzutreffen: der Volvo XC60 gerne als Plug-in-Hybrid vor der kleinen Schwester XC40 und dem aufstrebenden VW ID.7. Die zunehmend verbesserte Infrastruktur macht sich bei den Elektrozulassungen bemerkbar. Bis Ende April gab es 2025 einen Zuwachs von knapp 16 Prozent. Während Tesla schwächelt, profitiert Volkswagen mit einem Plus von mehr als 160 Prozent bei seinen Elektromodellen und hier besonders dem ID.7 am meisten. Während Heimspieler Volvo hier nachgeben musste, konnte Kia seine Verkäufe fast verdoppeln.‍‍

In Norwegen kann Tesla seine Topposition in der Verkaufsstatistik aktuell noch behalten. Trotz deutlicher Rückgänge ist das Tesla Model Y unverändert auf Platz eins vor dem Toyota bZ4X und dem VW ID.4. Volkswagen hat mit dem ID.3, ID Buzz und dem ID.7 drei weitere Fahrzeuge unter den ersten zehn.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Kirk:

Im Tech-Museum Deutschland ist das größte Hindernis für E-Mobilität neben den Abzocke-Ladetarifen die Petrolheads wie Diesel Dieter mit deren Vorurteilen und Stammtischparolen.

Peter Bigge von Berlin:

In den skandinavischen Ländern findet man mittlerweile eher eine Ladesäule, als eine Tankstelle.
Sehr gut finde ich dort die Positionierung von 22kW-Lader an sehr vielen öffentlichen Parkplätzen.
Ladetarife sind billiger, und es gibt sogar attraktive Flatrates.
In Deutschland grübeln VDA und Co., wie der Verbrenner verbessert werden kann und Elektro nur Humbug ist.

Gastschreiber:

Interessant finde ich die Aussage zu den Ladetarifen, da hier, in parallelen Diskussionen, gerne ein Einheitstarif genannt wird. Diese Länder zeigen doch für mich irgendwie, dass es nicht, zumindest nicht nur, an den Kosten des Ladevorgangs liegt.
Was leider nicht so gut herauskommt, wie ist die Verteilung der Ladesäulen, es hilft eine hohe Zahl an Säulen, wenn diese schön gleichmäßig über das Land verteilt ist. In Videos, bspw. von Björn Nyland, sieht man viele Parallelinstallationen, da ist Cicle-K neben Tesla, neben Ionity etc. gibt es hier auch Analysen?

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