ADAC Pannenstatistik: Elektroautos sind zuverlässiger als Verbrenner

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Welche Autos sind zuverlässiger und wer bleibt häufiger liegen, Elektroautos oder Verbrenner? Diese Frage kann der Automobilclub ADAC dank einer erweiterten Datenbasis in seiner Pannenstatistik fundierter beantworten als bisher. Insgesamt verzeichnete der ADAC im Jahr 2024 mehr als 3,6 Millionen Einsätze der Pannenhelfer Gelben Engel, ein erneuter Anstieg gegenüber 2023.

Die Zahl der Pannen bei Elektroautos stieg zwar aufgrund der wachsenden Zahl von E-Autos um 46 Prozent, allerdings nicht in dem Maße, wie die Bestandszahl, die um 97 Prozent zulegte. Mit der starken Zunahme an E-Autos auf den Straßen verbessert sich die Datenlage in der ADAC Pannenstatistik: Es zeigt sich, dass Elektroautos weniger pannenanfällig sind als Verbrenner gleicher Altersklassen, so der Automobilclub in einer aktuellen Mitteilung.

Bei den zwei bis vier Jahre alten Autos erleiden Verbrenner zweieinhalbmal so viele Pannen wie Elektroautos. Die Pannenkennzahl von Verbrennern lag im Pannenjahr 2024 bei 9,4 Pannen pro 1000 Fahrzeuge, während es bei Elektroautos nur 3,8 waren.

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ADAC

Die aktuelle Pannenstatistik 2025 analysiert die Pannendaten von insgesamt 159 Modellreihen und bietet eine detaillierte Auswertung zu den zuverlässigsten und anfälligsten Fahrzeugmodellen aller Antriebsarten. Besonders pannenanfällig zeigten sich mehrere Modelle von Toyota, die in der Vergangenheit sonst eher als zuverlässig einzustufen waren. Das Modell mit der höchsten Pannenkennziffer ist der Toyota C-HR mit Erstzulassungsjahr 2020 mit 63,1 Pannen pro 1000 Fahrzeugen. Aber auch andere Toyota-Modelle schwächeln beim Thema Zuverlässigkeit (Toyota RAV4, Yaris und Yaris Cross). Häufig waren Probleme mit der Starterbatterie die Ursache. Toyota hat bereits reagiert und neue, leistungsfähigere Batterien eingeführt.

In der aktuellen Auswertung schnitten unter den zweijährigen Autos die beiden Verbrenner Mini (0,3) und Audi A4 (0,4) am besten ab. Bestes E-Auto war das Tesla Model 3 (0,5). Insgesamt wiesen zwölf Modelle eine Pannenkennziffer von unter 1 auf. Negativ fiel neben den Toyota-Modellen (Yaris Cross 40,0; Yaris 29,2; C-HR 16,4; RAV4 18,4) auch ein Elektroauto auf – die hohe Pannenanfälligkeit des Hyundai Ioniq 5 (22,4) ist auf Probleme der integrierten Ladesteuerungseinheit (ICCU) zurückzuführen und zog auch schon einen Rückruf durch das Kraftfahrtbundesamt nach sich.

Wie in den Vorjahren war die defekte Starterbatterie die Hauptpannenursache. 44,9 Prozent aller Pannen im Jahr 2024 gingen auf ihr Konto. Unterscheidet man zwischen den Antriebsarten, dann zeigen sich Verbrenner hinsichtlich der 12 Volt-Batterie anfälliger. Zwar ist bei E-Autos der prozentuale Anteil der Starterbatterie an dem Pannenaufkommen mit 50,5 Prozent höher als beim Verbrenner (44,6 Prozent). Allerdings liegt die Pannenkennzahl bei den zwei- bis vierjährigen Fahrzeugen beim Verbrenner (4,0) im Vergleich zum Elektroauto (1,7) um 2,3 Pannen pro 1000 Fahrzeuge höher. Grund hierfür ist die insgesamt geringere Pannenanfälligkeit der Elektroautos gepaart mit einem geringeren Auftreten anderer Bauteilpannen.

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ADAC

Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 10.04.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„… die Batterie bei längeren Standzeiten mit einem guten Ladegerät (ich hab eins von ctek) nachladen.“

Wenn Deine Bedienungsanleitung nichts dazu sagt, stellt sich das für mich so dar:

Bei mehreren von mir gefahrenen eAutos hielte ich das jedenfalls für KEINE gute Idee: Das zentrale Steuergerät lädt hier die Bordnetz-(Blei-)Batterie ja *sowieso* STÄNDIG zyklisch aus der Li-Fahrbatterie nach – ja, auch im abgeschlossen stehenden Auto. Habe ich schon mal (beim Warten auf ein Fahrwerks-Ersatzteil) über mehrere Wochen getestet! :(

Fazit:
Das Nachladen der Blei-Batterie funktioniert HIER jedenfalls soo lange problemlos, wie die Fahrbatterie noch eine Mindest-Kapazität hat. Da würde *ich* KEINEN Extra-Lader in den bestehenden eAuto-Stromkreis schalten!

Bei meinen div. früheren Verbrennern (bis 2013) war das allerdings noch was gaanz anderes :)

Mathias:

Grundsätzlich hast du mit dem Motor recht, allerdings wird der Motor beim extrem beschleunigen auch extremen thermischen Belastungen ausgesetzt, so dass die Motoren zur Kühlung mit Flüssigkeit gefüllt sind und zumindest bei Tesla im Kühlkreislauf integriert sind.
Und genau bei der Abdichtung (Dichtungen und Lager) der Kühlflüssigkeit können nach vielen Jahren Probleme auftreten.

Mathias:

Sicher, weniger Bauteile erhöhen die Gesamtzuverlässigkeit und bietet damit einen Vorteil.

Jedoch ist das Hauptproblem bei allen die Starterbatterie. Ich denke hier wird gerade in Bereich der E-Mobilität einiges tun und die Zuverlässigkeit weiter erhöhen. Tesla hat hier schon auf Lithium Ionen 16V Batterie umgestellt.

Spannend ist vielmehr die immer wieder kritisierte HV Batterie. Hier gibt es doch sehr wenig Ausfälle.

Ist der E-Mobilität dich besser als ihr Ruf?

Mathias:

Ja, Tesla hat, ich glaube seit 2022, angefangen auf Lithium Ionen umzustellen. Auch aus dem Grunde der Haltbarkeit um den schlagartigen Ausfall der Blei Säure Batterien zu vermeiden.
Sobald es messtechnische Auffälligkeiten bei der 16V Lithium Batterie gibt, erhält man einen Hinweis zeitnah einen Service Termin zu vereinbaren.
Dieser Service kann auch durch einen Ranger Vorort erfolgen. Zb auf dem Parkplatz während man arbeitet.

Das wird zur Folge haben das Batterie Fehler, die von Drittanbietern behoben werden müssen zurück gehen.

Die Tesla Lithium Batterie ist übrigens günstiger als als eine Blei Batterie für einen Kia Niro.

MMM:

Was auch hilft – wenn man eine Garage oder wenigstens einen Stellplatz mit Zugang zum Stromnetz hat: die Batterie bei längeren Standzeiten mit einem guten Ladegerät (ich hab eins von ctek) nachladen.
Gerne auch mal 24 oder 48 Stunden dran hängen lassen, wenn das Auto steht. Dann kann das Ladegerät auch etwas Akkupflege betreiben. Funktioniert bei mir. Zuletzt mit schwacher Batterie liegengeblieben bin ich in den 1990ern.

Peter:

Haste Recht auch ein Grund mehr nur nen Elektromotor und Akku einzubauen anstatt noch eine komplexen, wartungintensiven Brennstoffzellen Stack.

Jakob Sperling:

Der Hauptunterschied dürfte ganz einfach der Motor sein.
Ein guter Elektromotor ist unglaublich robust und geht eigentlich überhaupt nie kaputt, was man von einem Verbrenner-Motor wahrlich nicht sagen kann.
Der grosse Unterschied bei den Reifen ist mir hingegen eher ein Rätsel.

Wolfbrecht Gösebert:

Generell zum Artikel:

Die ADAC-Statistik ist sicher wertvoll, sie wird aber EHER die Pannen auf den Fernstrecken als die im Stadtverkehr feststellen … und sich auch eher auf die dort verwendeten Fahrzeug-Häufigkeiten beziehen.

Birger schrieb: „Jedes zusätzliche Bauteil kann eben eine Schwachstelle haben, …“

Pauschale Plattitüde :) Bei den hier betrachteten Bauteilen für Autos wird i.d.Z. oft die Kenngröße „MTBF“ verwendet, die den Zeitraum des Funktionierens zwischen 2 Ausfällen bezeichnet. Die aber kann – je nach individuellem Bauteil – GANZ verschieden lang sein UND *muß* auch nicht jedes Mal zum *Ausfall* des Fahrzeugs führen. Zum speziell auffälligen Problem der Bordnetz-Batterie habe ich noch extra geschrieben …

Die Frage einer GESAMT-Zuverlässigkeit eines „Systems“ ist also weit komplexer. Übrigens werden solche Betrachtungen insbesondere bei Technik für den Weltraumeinsatz mit ganz erheblichem Aufwand eingesetzt :)

Wolfbrecht Gösebert:

Generelle Tipps gg. plötzlichen Ausfall der Bordnetz-Batterie:

1 • Per (bei mir nachträglich eingebautem) Voltmeter mit 1/10-V-Anzeige überwachen, testweise den größten 12-V-Verbraucher einschalten (bei mir die nachträglich eingebaute Frontscheibenheizung)!
Da sieht man dann, um VIEVIEL Zehntel die Spannung zurückgeht, dabei kommt‘s auf eine absolute Genauigkeit nicht an: Relevant ist die VERRINGERUNG der Spannung, DEN Wert über die Jahre im Blick behalten! Technisch gesehen habe ich so einen rel. Messwert zum mit dem Alter steigenden Innenwiderstand der Batterie. Zu Anfang bleibt der Wert praktisch gleich, gg. Ende der Lebensdauer fällt die Spannung so (meist) *auffällig* und deutlich ab –> wechseln!

2 • *Etwa* alle 6 Jahre wechsle ich sie *sowieso* –> das habe ich auch schon Jahrzehnte (bis zuletzt 2013) beim Verbrenner gemacht :) Schon früher – insbesondere beruflich – war mir der Preis für die neue Batterie MEHR wert als auch nur einmal stehen- oder gar liegenbleiben.

Wechseln geht bei mir auch jetzt immer noch ohne Werkstatt! Und ja – wer nicht GANZ genau weiß, WAS und WIE er da tut, sollte es NICHT selbermachen!

Birger:

Da E Autos ein Bruchteil an Bauteilen hat im Gegensatz zu einem Verbrenner, sollte dies eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit sein, oder? Jedes zusätzliche Bauteil kann eben eine Schwachstelle haben, da sind E Autos eben normalerweise im Vorteil.

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