Synthetischer Diesel produziert geringere Emissionen

Cover Image for Synthetischer Diesel produziert geringere Emissionen
Copyright ©

ADAC

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 3 min

Der ADAC hat kürzlich eine umfangreiche Untersuchung zur Verwendung von HVO100, einem synthetischen Dieselkraftstoff, in vier verschiedenen Fahrzeugmodellen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass HVO100 in Bezug auf Emissionen und Verbrauch mit konventionellem Diesel vergleichbar ist – und sogar besser abschneidet.

HVO100 ist ein paraffinischer Dieselkraftstoff, der hauptsächlich aus Rest- und Abfallstoffen wie Altspeiseölen oder Restfetten hergestellt wird. Seit Mai 2024 ist er an einigen deutschen Tankstellen erhältlich. Für Dieselfahrer, die Angst davor haben, altes Frittenfett in ihren Dienstwagen zu kippen, hat der ADAC den Kraftstoff jetzt gestestet. Dazu wurden ein Skoda Superb Combi 2.0 TDI, ein BMW 520d Touring, ein Mercedes E 220 d T-Modell und ein VW Caddy 2.0 TDI als Versuchsfahrzeuge verwendet.

Die Untersuchungen ergaben, dass HVO100 in den dafür freigegebenen Dieselautos problemlos verwendet werden kann. Aufgrund der höheren Zündwilligkeit des paraffinischen Diesels haben die Tester sogar eine geringfügig verbesserte Laufkultur festgestellt. Die Verbrauchs- und Abgaswerte wurden im ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech auf dem Prüfstand ermittelt, wobei der ADAC Ecotest sowohl den WLTP-Zyklus als auch einen längeren Autobahnanteil umfasste.

Bei der Verwendung von HVO100 wurde ein leichter Anstieg des Kraftstoffverbrauchs um ein bis fünf Prozent beobachtet, was auf die geringere Dichte des synthetischen Kraftstoffs zurückzuführen sei. Interessanterweise sank der direkte CO2-Ausstoß am Auspuff um zwei bis fünf Prozent. Unter Berücksichtigung des Herstellungsprozesses von HVO100 verbessere sich die CO2-Bilanz sogar um bis zu 90 Prozent im Vergleich zu mineralischem Diesel, da bei der Produktion des paraffinischen Dieselkraftstoffs das CO2 zuvor aus der Atmosphäre entzogen wird.

Die Schadstoffemissionen, einschließlich Partikelausstoß (PN), Stickoxide (NOx), Kohlenwasserstoffe (HC) und Kohlenmonoxid (CO), lagen demnach beim Betrieb mit HVO100 auf einem ähnlichen Niveau wie bei konventionellem B7-Diesel und deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. Der getestete Mercedes Diesel beispielsweise stieß mit HVO100 ebenso 2 Milligramm pro Kilometer NOx aus, wie mit mineralischem Diesel. Der gesetzliche Grenzwert für Euro-6-Fahrzeuge beträgt 80 Milligramm pro Kilometer. Lediglich beim Skoda Superb Combi 2.0 TDI wurden mit HVO100 geringfügig höhere NOx- und Partikelemissionen als mit mineralischem Diesel festgestellt. Mit 4 Milligramm NOx pro Kilometer lag der Ausstoß jedoch immer noch bei nur 5 Prozent des erlaubten Grenzwertes.

hvo-100b7-test-adac-messwerte
ADAC

Die ADAC-Experten betonen, dass bei modernen Dieselautos mit aufwendiger Abgasnachbehandlung der Schadstoffausstoß so gering sei, dass eher der jeweilige Betriebszustand der Katalysatoren für die minimalen Unterschiede verantwortlich sei als der verwendete Kraftstoff.

Basierend auf diesen Ergebnissen fordert der ADAC die Automobilhersteller auf, ihre Fahrzeugflotten zeitnah, umfassend und auch rückwirkend für ältere Baureihen für den Betrieb mit paraffinischem Diesel freizugeben. Der Automobilclub sieht in der Verwendung von HVO100 und ähnlichen klimafreundlichen Kraftstoffen ein wichtiges Potenzial zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Bestandsfahrzeugen, ergänzend zur Flottenerneuerung durch Elektroautos. Allerdings ist der Treibstoff sehr knapp und nur an ausgewählten Tankstellen verfügbar. 

Darüber hinaus sieht der ADAC Möglichkeiten in der Mischung von mineralischen und paraffinischen Dieselkraftstoffen. Eine Beimischung von bis zu 26 Prozent HVO zu herkömmlichem Diesel erfordere keine separate Freigabe und könne die CO2-Bilanz bereits um bis zu 20 Prozent verbessern.

Quelle: ADAC e.V. – HVO100-Emissionen liegen weit unter Grenzwerten

worthy pixel img
Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Georg Laackman:

….Warum so ein energieintensives neues Produkt entwickeln und herstellen?
Ich hab jahrelang bei zwei Nissan Patrol, die ich als Zugmaschinen für schwere Anhänger genutzt habe, ca. 50% billiges Speiseöl aus dem Großmarkt getankt.
Die höhere Laufruhe der Motoren war deutlich zu merken; die Leistung nicht merkbar unterschiedlich; der Verbrauch nahezu gleich zum reinen Dieselbetrieb.
Mit 50% Ölanteil war auch der Kaltstart zufriedenstellend.
Beide Fahrzeuge hab ich über 500.000 km damit problemlos genutzt.
Die Abgaswerte beim TÜV waren immer im Noirmbereich. Nur ein leichter Frittenbudenodeur war zu vernehmen:-)

Heiner:

Wer Mist misst, misst Mist‼️

Gregor:

der ADAC hat „auf dem Prüfstand“ gemessen. Die DUH hat sich getraut, die Fahrzeuge im realen Leben auf der Straße zu testen…

Wolfbrecht Gösebert:

Ich lese im Artikel die Äußerungen des ADAC:

„Die Schadstoffemissionen, einschließlich Partikelausstoß (PN), Stickoxide (NOx), Kohlenwasserstoffe (HC) und Kohlenmonoxid (CO), lagen demnach beim Betrieb mit HVO100 auf einem ähnlichen Niveau wie bei konventionellem B7-Diesel“

Dagegen lese ich in EA-N 19. Juli 2024: Deutsche Umwelthilfe verklagt FDP-Verkehrsminister Wissing

„Erste Messungen der DUH an einem Euro-5-Diesel-Pkw hätten jedoch gezeigt, dass HVO100 sogar noch gesundheitsschädlicher sein soll als herkömmlicher Diesel. Beim Dieselabgasgift NOx zeigten am 27. Juni 2024 in einer Pressekonferenz vorgestellte Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) bei einem Euro 5 Diesel VW Touareg einen Anstieg der Stickoxid-Emissionen um 20 Prozent bei der Verwendung von HVO100 im Vergleich zu konventionellem Diesel.“

Verschweigt der ADAC mit der Formulierung »… auf einem ähnlichen Niveau …«, dass z.B. die NOx-Werte bei HVO100-Betrieb tw. HÖHER liegen?

Gregor:

Man muss den ADAC einfach lieben, mit seiner Öl Verbrauchs Mentalität und dem Hang dazu, uns Menschen mit Fake Messwerten zu füttern.

Der ADAC macht phantasie Prüfstandstests: „Die Verbrauchs- und Abgaswerte haben die Experten auf dem Prüfstand im ADAC-Technik-Zentrum in Landsberg am Lech ermittelt.“

Die DUH misst, was bei uns in den Straßen an Dreck einsteht und unsere Luft wirklich vergiftet: „Auch zweite Abgas-Messreihe an Euro-5-Diesel-Pkw bestätigt deutlich erhöhte Stickoxid-Emissionen im realen Straßenbetrieb „

ThoSt:

Aha, minimal weniger CO2 (möglicherweise durch Rechen- oder Messungenauigkeit) reicht dem ADAC dazu eine Kompatibilität zu fordern. Aber ein generelles Tempolimit ist sinnlos, weil sich dadurch „kaum CO2 einsparen ließe“…

Michael Neißendorfer:

Natürlich haben wir auch das recherchiert. Nur: Wir sind ein News-Portal, und können leider nicht aus jeder Meldung eine ausführliche Analyse machen. Die angesprochenen Punkte finden sich angeschnitten auch im obigen Text wieder, bzw. in den verlinkten Artikeln. Für eine weiter vertiefende kritische Auseinandersetzung gerne auch unsere Überblicksseite https://wp.elektroauto-news.net/efuels nutzen, dort werden alle negativen und positiven Aspekte von synthetischen Kraftstoffen im Detail aufbereitet.

Schöne Grüße

Michael

Martin Huber:

Finde ich super dieses gebetsmühlenartige Berichten von H2 für Verbrenner und HVO100.
Schon mal als Redakteur recherchiert wie es mit der Bilanz für kWh / km über die ganze Produktionskette aussieht?
Jetzt mal abgesehen vom Lärm, Feinstaub, Geruch, Kosten…

Kritische Auseinandersetzung mit den Themen und faktenbasierende Berichterstattung würde ich mir wirklich wünschen!

Peter:

Ist des dann so wie in der VW Werbung in der die Oma den weißen Schal an den Aupuff hält und der sauber bleibt und dann plötzlich nach Rosen duftet ?

Daniel W.:

Mit Rechentricks wird die CO2-Bilanz bei uns geschönt, aber die ganzen Abgase und der Lärm vor Ort bleiben bei HVO100 gleich.

China könnte uns in Zukunft die CO2-Ersparnis bei HVO100 in Rechung stellen, schließlich dürfte das viele, viele „alte Pflanzenöl“ von dort kommen.

Vermutlich werden noch mehr Regenwälder in Asien zur Monokulturen, damit Verbrenner die großen CO2-Sparer spielen können.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Porsche Cayenne Electric: Der neue Maßstab?

Porsche Cayenne Electric: Der neue Maßstab?

EAN Redaktion  —  

Bei einer ersten Ausfahrt darf der Elektro-Cayenne zeigen, was er kann. Und wir stellen erfreut fest: Endlich mal wieder ein Porsche fürs Grobe.

Cover Image for Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Michael Neißendorfer  —  

Menschen auf dem Land seien stark aufs eigene Auto angewiesen, während Menschen in Großstädten auch gut ohne vorankommen, so der Grünen-Abgeordnete Kellner.

Cover Image for Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Michael Neißendorfer  —  

Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.

Cover Image for Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Tobias Stahl  —  

Nach der Übernahme des insolventen Batterieherstellers Northvolt muss Lyten die nächste Herausforderung meistern: Autobauer zur Rückkehr zu überzeugen.

Cover Image for Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Michael Neißendorfer  —  

Kia bleibt auf E-Auto-Kurs: Bis 2030 will die zum Hyundai-Konzern gehörige Marke 15 Elektroauto-Modelle im Angebot haben und am Verbrenner-Ende nicht rütteln.

Cover Image for Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Michael Neißendorfer  —  

Nach ersten Exterieur-Andeutungen vor wenigen Wochen hat Škoda nun auch die ersten Details zum Innenraum des Konzeptfahrzeugs Vision O enthüllt.