Auf dem Weg in den Salar de Atacama: Lithium auf der Spur

– In Zusammenarbeit mit Sociedad Química y Minera (SQM) // Veröffentlicht am 24.02.2024 –

26.567 Kilometer haben wir Ende Januar/ Anfang Februar 2024 mit dem Flugzeug zurückgelegt, um uns im Rahmen der “Stories of Salar de Atacama” auf die Suche nach dem weißen Gold der E-Mobilität-Welt zu begeben: Lithium. Gemeinsam mit der Sociedad Química y Minera (SQM), die den Rohstoff in Chile abbaut und verarbeitet, wollten wir uns von Elektroauto-News.net selbst und vor Ort davon überzeugen, wie der doch oft umstrittene Rohstoff tatsächlich gewonnen wird.

Es gibt viele Vorurteile und Aussagen über den Lithium-Abbau in Chile, die nicht unbedingt weiter Bestand haben, wenn man es anhand von Zahlen, Daten und Fakten betrachtet. Fairerweise muss man allerdings auch anmerken, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt, beim Abbau von Lithium, so auch im Umfeld des Salar de Atacama.

In einer mehrteiligen Artikelserie, geführt als Stories of Salar de Atacama, nehmen wir dich mit auf die Reise und lassen dich an unseren Erfahrungen aus erster Hand teilhaben. Da wir selbst nicht “Wasser predigen und Wein trinken” wollen, sei direkt erwähnt, dass wir die angefallenen CO₂-Emissionen über Atmosfair im Nachgang kompensiert haben. Rechnerisch sind wir bei gut 220 Euro für die Flüge gelandet, wir haben auf 250 Euro aufgerundet. Noch besser wäre gar nicht fliegen, klar. Für den tiefen Einblick, den wir dir ermöglichen möchten, war dies jedoch notwendig.

Das erwartet dich in den Stories of Salar de Atacama

In einer mehrteiligen Artikel-Reihe erhältst du nun exklusive Details und Einblicke. Diese werden angereichert um Podcast-Gespräche mit Menschen im Umfeld der Lithiumgewinnung sowie um Wissensartikel rund um die Hintergründe des “weißen Golds”, wie beispielsweise die Bedeutung des Rohstoffes für Chile selbst. In unserem Lithium-Hub kannst du all dies gebündelt abrufen. Deine Fragen und Kommentare sind ebenso gerne gesehen, sei es direkt unter dem jeweiligen Artikel oder über unser Kontaktformular.

In diesem ersten Aufschlag “Auf dem Weg in den Salara de Atacama” geben wir einen Rundum-Überblick darüber, was uns beschäftigen wird, um es in den kommenden Stories entsprechend zu vertiefen. Wir starten mit einer kurzen Einordnung von Lithium und der Bedeutung des Rohstoffes für die Welt der Elektromobilität. Von dort aus blicken wir bereits nach Chile, ordnen die Relevanz für das Land, die (indigenen) Gemeinden sowie Unternehmen wie SQM ein.

Auf eben diese Gewinnung des Rohstoffes gehen wir ebenfalls in einer gesonderten Story im Detail ein. Denn hier kommt es auf solche Details an, um richtig zu verstehen, warum manche im Netz herumschwirrende Annahmen zum Abbau von Lithium nicht in Gänze stimmen. Zum Ende darf der Ausblick nicht fehlen, wie sich SQM aufstellt, um künftig im Salar Futuro – wie das Unternehmen seinen Lithium-Abbau der Zukunft umschreibt – um den Rohstoff verantwortungsbewusst abzubauen.

Wie du siehst, werden wir versuchen, ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen. Wir bedienen uns dabei der eigenen Eindrücke, die wir vor Ort gewinnen konnten, dem aktuellen Sustainability Report 2022 und den Gesprächen mit Expert:innen von SQM, mit von SQM unabhängigen Personen sowie Informationen aus bereits veröffentlichten Fachartikeln. All dies kannst du künftig gebündelt im Lithium-Hub von EAN abrufen.

Eine Reise beginnt…

… mit Koffer packen. Und hier sollte man bereits auf eine Besonderheit achten, Jahreszeiten und Wetter sind in Chile anders als in Deutschland. Denn während wir in Deutschland, im Januar, winterliche Temperaturen und graue Tage haben, ist in Chile Hochsommer. Dessen muss man sich neben den vier Stunden Zeitverschiebung (hinter Deutschland) durchaus bewusst werden. So war es uns möglich, die Winterjacke direkt daheim zu lassen und dafür luftige Kleidung einzupacken.

Blick von Cordillera De La Sal auf San Pedro de Atacama

Da wir vor allem im Norden des Landes unterwegs waren, war es immens wichtig, neben entsprechender luftiger Kleidung für die Abende in den Unterkünften, auch für tagsüber lange Hosen und Hemden einzupacken, idealerweise mit UV-Schutz. Denn die Sonne hat hier eine immense Kraft – wie man später auch beim eigentlichen Lithium-Gewinnungsprozess merken wird. Eine breitkrempige, mit UV-Schutz versehene Kopfbekleidung ist insofern auch ratsam. Sonnenbrille ebenso. Vollendet mit einer entsprechend schützenden Sonnencreme kann das Abenteuer dann aber auch starten.

Blick von Cordillera De La Sal auf in die Wüste

Für uns bedeutet dies, dass wir in Calama, eine Stadt im Norden Chiles, aus dem Flugzeug gestiegen sind und von sommerlichen 26 °C begrüßt wurden. Sowie von unserem Fahrer, der sich nach dem Verladen unserer Koffer mit uns auf den Weg nach San Pedro de Atacama gemacht hat. 101 Kilometer Fahrt standen auf der Agenda oder anders ausgedrückt: weitere anderthalb Stunden sitzend – nach bereits 19,5 Stunden auf dem Interkontinental- und Inlandsflug.

Die Kommune San Pedro de Atacama befindet sich an der Ostgrenze der Atacama-Wüste, einer der trockensten und einsamsten Landschaften der Erde am Fuße der Andenkordillere. Auf einer Fläche von 23.438 km², etwa die Größe Sardiniens, leben in zahlreichen kleinen Siedlungen verstreut lediglich 10.996 Einwohner, wie die letzte Volkszählung im Jahr 2017 offenbarte. Ein idealer Ausgangspunkt für unsere Reise, um Einblicke in verschiedene (indigene) Gemeinden, die Gewinnung von Lithium im Salar de Atacama sowie die Arbeit und das Leben vor Ort zu erhalten.

San Pedro de Atacama und der Grund warum man die Stadt auch San Perro nennt

Side-Fact: Wer mit Insider-Wissen glänzen will, bezeichnet die Stadt auch gerne mal als “San Perro”. Perro ist das spanische Wort für Hund und spielt auf die Vielzahl an auf der Straße frei lebenden Hunden an.

Nun aber zurück zu den Fakten und dem Salar de Atacama. Die Salzpfanne liegt in einem tektonischen Graben und ist mit 3500 km², etwa so groß wie Mallorca, die größte ihrer Art in Chile. Das Wassereinzugsgebiet des Salars beträgt 15.620 km², wovon mit insgesamt 50 Siedlungen weniger als 1,56 km² als bebaute Fläche eingenommen und nur 2,64 km² als landwirtschaftliche Anbaufläche genutzt werden, wie Wikipedia schreibt.

Straßen in San Pedro de Atacama, gänzlich ohne E-Autos

Die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer ergänzt: “Der Salar de Atacama ist die Lagerstätte mit den weltweit besten Voraussetzungen für den Lithiumabbau. Die Konzentration beträgt hier 1500  Teile pro Million (Anm. d. Rd.: Während die meisten anderen Lithiumsalare 1000 oder weniger aufweisen). Weitere Vorteile sind die geografische Lage auf nur 2300 Höhenmetern, Zugang zu Straßen und Elektrizität sowie die Nähe zu internationalen Häfen. Diese Abbaubedingungen für Lithium sind weltweit einzigartig.” 

Stand Februar 2024 fördern bisher nur zwei private Unternehmen Lithium in Chile: das chilenische Unternehmen SQM sowie das US-amerikanische Unternehmen Albemarle. Beide übrigens in “Steinwurf-Entfernung” zueinander. Die Beschränkung auf lediglich zwei Unternehmen beim Abbau eines solch wichtigen Rohstoffes liegt in dafür notwendigen, staatlichen Sondergenehmigungen und Umweltauflagen begründet. Im Falle des Salar de Atacama liegen die Eigentumsrechte beim Staat. Abbaurechte werden über die chilenische Behörde Corporación de Fomento de la Producción (Verband zur Produktionsförderung, Corfo)in Form von Pachtverträgen erteilt.

So viel sei vorab verraten: Die Laufzeit des Vertrages mit SQM endet im Jahr 2030, während Albemarles Vereinbarung bis 2043 gültig bleibt. Sollten beide Unternehmen bis zum Ablauf ihrer jeweiligen Verträge keine neuen Abkommen mit Corfo schließen, wäre es ihnen nicht mehr gestattet, im Salar de Atacama tätig zu sein. Dementsprechend bemüht SQM sich aktuell, Widerständen und Herausforderungen zum Trotz, auch weiterhin Lithium im Salar de Atacama abbauen zu dürfen. Ein erstes Memorandum of Understanding zwischen SQM und Codelco wurde bereits im Dezember 2023 unterzeichnet. Dazu im zweiten Teil der Stories of Salar de Atacama mehr.

Bevor wir diesen Schritt in den zweiten Teil unserer Artikelserie machen, möchten wir noch ein paar Eindrücke der Flora und Fauna vor Ort mit dir teilen. Da dies gerade in Hinblick auf das Thema Wasser durchaus von Interesse sein dürfte.

Flora und Fauna im Norden Chiles

So wie es in Deutschland oder anderen Ländern unzählige Arten von Pflanzen und Tieren gibt, ist dies auch in Chile der Fall. Unsere Wahrnehmungen sind aber lediglich ein Ausschnitt dessen, was wir persönlich vor Ort beobachten konnten. Da unsere Reise hauptsächlich im Norden Chiles stattfand, konzentrieren sich unsere Eindrücke auf diese Region.

Die unterschiedlichen Klimazonen des Landes sorgen für eine vielfältige Vegetation. Chile erstreckt sich über mehr als 4000 Kilometer von Nord nach Süd und beherbergt daher zahlreiche Vegetationsgebiete. In der Atacamawüste findet man kaum Vegetation, abgesehen von einigen Bereichen nahe der Küste oder in den Anden. Selbst Spezialisten, wie Kakteen, können unter diesem extremen Klima kaum Fuß fassen. Nur in Oasen trafen wir in der Atacamawüste auf entsprechenden Bewuchs.

Blick von Cordillera De La Sal auf San Pedro de Atacama

Im trockenen Norden Chiles finden sich Kakteen, Zwergsträucher sowie Akazien, und in den Anden wächst die nur dort vorkommende Llareta, die wie ein grünes, polsterartiges Korallenriff aussieht und bis zu 30 Quadratmeter groß werden kann. Manchmal fährt man stundenlang durch den Norden, ohne grüne Landschaften zu sehen, bis plötzlich grüne Oasen oder dichte Wälder auftauchen – die ebenso schnell wieder verschwinden können.

Einsame Wüstenpflanzen

Durch das Klimaphänomen El Niño kommt es in der Atacamawüste gelegentlich zum Phänomen der “blühenden Wüste”, bei dem nach Regenfällen weite Flächen für kurze Zeit in ein Blütenmeer verwandelt werden. Wir durften das vor Ort leider nicht selbst erleben, sind aber bei der Recherche entsprechend darüber “gestolpert”.

Ein Stück grüne Oase in ansonsten karger Landschaft

In Nordchile begegnet man häufig Tieren wie Pelikanen, Guanovögeln, Flamingos, Lamas, Alpakas, Vikunjas und Chinchillas. Vikunjas und Esel waren besonders zutraulich und sogar am Straßenrand anzutreffen, wenn man keine Scheu zeigt.

Im feuchteren Süden Chiles findet man Laubwälder mit Lärchen, Kiefern, Zypressen, Araukarien und Buchen, die im Herbst ihr Laub verlieren. Diese Wälder sind voller Epiphyten – Aufsitzerpflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen – und der Boden ist mit dichtem Gras bedeckt. Hier blüht auch die Copihue, Chiles Nationalblume, auch Chilenische Glockenblume genannt.

Ein Stück grüne Oase in ansonsten karger Landschaft

In den mittleren und südlichen Teilen Chiles erstrecken sich große Wälder, die zu den gemäßigten Regenwäldern gehören, unterteilt in den Valdivianischen Regenwald im Norden und den Magellanischen Regenwald im Süden, die ursprünglich von Scheinbuchen dominiert wurden. Zusätzlich findet man dort auch Nadelbäume wie die Chilenische Araukarie und die Patagonische Zypresse. Mittlerweile sind auch eingeführte Baumarten wie Kiefern, Lärchen und Pappeln in diesen Wäldern zu finden.

Der südliche Teil Chiles, mit seiner dichten Vegetation, weist die größte Artenvielfalt auf, darunter Rotwild, Nandus, Seelöwen, Robben, Pinguine, Papageien und verschiedene Seevögel. Die feuchten Gebiete Westpatagoniens sind bekannt für ihre immergrünen Regenwälder mit Scheinbuchen, Moosen, Farnen und Flechten. In Ostpatagonien und auf Feuerland hingegen dominieren Pampas und Buchenwälder, die von Hartgräsern geprägt sind.

Die Reise geht weiter

In diesem ersten Teil der Stories of Atacama hast du einen Überblick darüber erhalten, was uns bei unserer Reise im Norden Chiles aufgefallen ist. Im nächsten Teil gehen wir auf Lithium an sich und die Bedeutung für Chile ein. Dieser erscheint in Kürze. Bis dahin kannst du dich in unserem Lithium-Hub umfassend über das Thema Lithium an sich informieren.

Die Reise geht weiter...

Solltest du weitere, spezifische Themen und Anregungen haben, mit denen wir uns im Rahmen der Artikelserie auseinandersetzen sollen, dann nutze hierfür gerne die Kommentarfunktion und/ oder unser Kontaktformular auf unserer Webseite.

Die "Stories of Salar de Atacama" sind mit Unterstützung von Sociedad Química y Minera (SQM) entstanden. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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