„Letztendlich soll man jedes Auto mit anderen teilen können“, sagt Jona Christians im Gespräch mit Elektroauto-News. Er ist zusammen mit Laurin Hahn Gründer von Sono Motors. Das Unternehmen entwickelt den Sion, ein E-Auto mit Solarzellen in der Karosserie. Finanziert wird das Vorhaben von einer großen Gemeinschaft (Crowd-Funding). Rund 80 Prozent der Vorbesteller wünschen sich eine Sharing-Funktion für das E-Auto. Bis das SEV (Solar Electric Vehicle) ausgeliefert wird, dauert es noch bis Mitte 2023. Doch die Funktion zum Teilen, führt das Münchner Start-up schon jetzt ein. Mit der Sono-App können Nutzer Fahrzeuge anderer Hersteller mit Freunden, Familie oder Nachbarn teilen.
Eine Stunde Nutzung pro Tag
„47 Millionen Fahrzeuge stehen in Deutschland 23 Stunden am Tag ungenutzt auf den Straßen und nehmen wertvollen Platz weg. Wir müssen anfangen, Autos effizienter zu nutzen,“ sagt Laurin Hahn. In der App legt man eine Nutzergruppe fest, die Zugriff auf das Fahrzeug hat. Hier sieht man, wo der Wagen steht und wann er verfügbar ist. Die Gruppe legt einen Fahrpreis fest und die Abrechnung erfolgt für jeden Teilnehmer im Hintergrund. Sono Motors kümmert sich um die Versicherung. Jeder Fahrer ist versichert und haftet bei Schäden mit einer Selbstbeteiligung von 500 Euro.

„In unseren Tests haben wir festgestellt, dass 12 Personen die maximale Gruppengröße ist“, erzählt Christians. Bei mehr Teilnehmern kommt es häufiger zu terminlichen Überschneidungen. Wohngemeinschaften oder Nachbarn in einem Wohnviertel sind Zielgruppe für das Angebot. Anders als beim klassischen Car-Sharing kennen sich alle Teilnehmer und vertrauen sich. Der persönliche Kontakt sorgt für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Fahrzeug.
Autos teilen, egal von welchem Hersteller
In der Pilotphase in München stieg die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs um 150 Prozent pro Tag. Von einer Stunde Fahrzeit auf 2,5 Stunden hört sich zunächst nicht viel an, doch die Kosten für den Einzelnen sinken um 85 Prozent, wenn nicht jeder ein eigenes Auto besitzt. Hinzu kommt die Freigabe von Parkraum. Die Sharing-Funktion nicht auf bestimmte Hersteller oder Antriebsarten beschränkt. Theoretisch kann jedes Auto geteilt werden. Praktisch gibt es noch einige Einschränkungen.
„Können wir auf die Telemetrie-Funktion im Auto zugriffen, macht das vieles einfacher“, so Christians. Beim Renault Zoe sei das einfach, bei etlichen VW-Modellen dagegen noch nicht möglich. Ein Dongle am OBD2-Anschluss sorgt für die Verbindung zur App. Dann kann über ein Smartphone das Fahrzeug geöffnet werden. Der Schlüssel kann für alle Teilnehmer im Fahrzeug bleiben. Ist die Schnittstelle für Sono Motors verschlossen, müssen sich die Gruppen mit einer physischen Schlüsselübergabe, beispielsweise einem Schlüsseltresor in der Nähe des Fahrzeugs behelfen.

Langfristig möchte Sono Motors die notwendigen Sicherheits-Zertifikate in seine App integrieren. Dann wäre das Smartphone Schlüssel für Fahrzeug, Buchung sowie Abrechnung. So wird es im Sion sein, wenn er Mitte 2023 an die aktuell 14.000 Vorbesteller ausgeliefert wird. Mit der App können Sion-Fahrer auch Strom an andere E-Auto-Fahrer abgeben. Über den Typ 2-Anschluss fließt Gleichstrom vom Sion in ein anderes E-Auto oder in einen Heimspeicher. Zusätzlich verfügt der Sion über einen 230 Volt-Anschluss. Aber auch Fahrten für Mitfahrer können in der App angeboten werden.
Umsätze mit digitalen Diensten
Für das Münchner Unternehmen ist die Sharing-Funktion eine von drei Einnahme-Quellen. Neben dem Verkauf des Sions und der eigenentwickelten Solartechnologie wollen Christians und Hahn mit digitalen Diensten Geld verdienen. Bei jedem Ausleihvorgang verdient Sono Motors mit. Bis 2025 will das Unternehmen 295 Millionen Euro Umsatz mit dem Sharing-Service erzielen. Zunächst müssen sich interessierte Nutzergruppen für den Dienst bei Sono Motors anmelden und erhalten danach Zugang zur App. Das Unternehmen will zunächst Daten und Kundenfeedback sammeln, um das Angebot weiterzuentwickeln.
Im kommenden Jahr plant Sono Motors die Freigabe der App in den klassischen App-Stores für jeden Interessenten. „Wir sind getrieben vom Community Gedanken“, sagt Christians. Das Start-up hat Ende 2019 eine der größten Crowd-Funding-Kampagnen Europas absolviert. „Uns geht es nicht darum, den Autoantrieb auf elektrisch umzustellen. Uns geht es um Nachhaltigkeit und weniger Autos auf den Straßen.“
Es wäre doch viel schöner, wenn SONO zunächst einmal das in Serie herstellen und verkaufen würde, was man sharen könnte oder möchte.
An sich ist Sharing eine durchaus attraktive Idee, die aus meiner Sicht von einem Unternehmen durchgeführt werden sollte, wobei die hiesigen Anbieter eher nicht kostendeckend arbeiten und das wohl eher unter Imagepflege verbucht wird.
Im privaten Bereich wird das so nicht flächendeckend und sinnvoll funktionieren, denn jede kleine Beule wird zu der Frage führen, wer sie denn nun verursacht hat. Krümel im Auto? War ich nicht …
Gelegentlich mal einem Nachbar unter definierten Randbedingungen ein Auto leihen, kein Thema. Das klappt sogar ganz old school analog. Ganz ohne App.
So bleibt vielleicht wenigstens eine App noch für einige Zeit übrig, wenn dann in einigen weiteren Jahren das Fahrzeug final nicht kommt.
Es sieht so aus als versucht Sono hier ein weiteres Geschäftsfeld aufzubauen wenn das Auto dann offiziell scheitert haben sie immerhin noch was.
Sind doch billig platzierte News um davon abzulenken, dass ihnen noch unendlich viel Geld für ein Auto fehlt welches nicht mehr konkurrenzfähig bist wenn es auf den Markt kommt.
Super Funktionalität. Ich denke, dass viele gerne ihr Auto im Bekanntenkreis teilen würden, wenn ein Dritter dafür ein durchdachtes Planungs-, Zugangs-, Versicherungs-, und Abrechnungskonzept bereitstellt. Anwendungen gibt es dafür zu Hauf
Immerhin nimmt man bei Sono Motors den Satz „…weniger Autos auf den Straßen.“ sehr ernst:
Der SION wird gleich gar nicht ausgeliefert…(Ironie off)
Das ist unrealistisch und der Sion wird in absehbarer Zeit eh nicht produziert!
Zumindest nicht in Trollhättan. Grüße aus Schweden!