Sono Motors: Sein Auto mit dem Nachbarn teilen

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Sono Motors

Dirk Kunde
Dirk Kunde
  —  Lesedauer 4 min

„Letztendlich soll man jedes Auto mit anderen teilen können“, sagt Jona Christians im Gespräch mit Elektroauto-News. Er ist zusammen mit Laurin Hahn Gründer von Sono Motors. Das Unternehmen entwickelt den Sion, ein E-Auto mit Solarzellen in der Karosserie. Finanziert wird das Vorhaben von einer großen Gemeinschaft (Crowd-Funding). Rund 80 Prozent der Vorbesteller wünschen sich eine Sharing-Funktion für das E-Auto. Bis das SEV (Solar Electric Vehicle) ausgeliefert wird, dauert es noch bis Mitte 2023. Doch die Funktion zum Teilen, führt das Münchner Start-up schon jetzt ein. Mit der Sono-App können Nutzer Fahrzeuge anderer Hersteller mit Freunden, Familie oder Nachbarn teilen.

Eine Stunde Nutzung pro Tag

„47 Millionen Fahrzeuge stehen in Deutschland 23 Stunden am Tag ungenutzt auf den Straßen und nehmen wertvollen Platz weg. Wir müssen anfangen, Autos effizienter zu nutzen,“ sagt Laurin Hahn. In der App legt man eine Nutzergruppe fest, die Zugriff auf das Fahrzeug hat. Hier sieht man, wo der Wagen steht und wann er verfügbar ist. Die Gruppe legt einen Fahrpreis fest und die Abrechnung erfolgt für jeden Teilnehmer im Hintergrund. Sono Motors kümmert sich um die Versicherung. Jeder Fahrer ist versichert und haftet bei Schäden mit einer Selbstbeteiligung von 500 Euro.

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„In unseren Tests haben wir festgestellt, dass 12 Personen die maximale Gruppengröße ist“, erzählt Christians. Bei mehr Teilnehmern kommt es häufiger zu terminlichen Überschneidungen. Wohngemeinschaften oder Nachbarn in einem Wohnviertel sind Zielgruppe für das Angebot. Anders als beim klassischen Car-Sharing kennen sich alle Teilnehmer und vertrauen sich. Der persönliche Kontakt sorgt für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Fahrzeug.

Autos teilen, egal von welchem Hersteller

In der Pilotphase in München stieg die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs um 150 Prozent pro Tag. Von einer Stunde Fahrzeit auf 2,5 Stunden hört sich zunächst nicht viel an, doch die Kosten für den Einzelnen sinken um 85 Prozent, wenn nicht jeder ein eigenes Auto besitzt. Hinzu kommt die Freigabe von Parkraum. Die Sharing-Funktion nicht auf bestimmte Hersteller oder Antriebsarten beschränkt. Theoretisch kann jedes Auto geteilt werden. Praktisch gibt es noch einige Einschränkungen.

„Können wir auf die Telemetrie-Funktion im Auto zugriffen, macht das vieles einfacher“, so Christians. Beim Renault Zoe sei das einfach, bei etlichen VW-Modellen dagegen noch nicht möglich. Ein Dongle am OBD2-Anschluss sorgt für die Verbindung zur App. Dann kann über ein Smartphone das Fahrzeug geöffnet werden. Der Schlüssel kann für alle Teilnehmer im Fahrzeug bleiben. Ist die Schnittstelle für Sono Motors verschlossen, müssen sich die Gruppen mit einer physischen Schlüsselübergabe, beispielsweise einem Schlüsseltresor in der Nähe des Fahrzeugs behelfen.

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Langfristig möchte Sono Motors die notwendigen Sicherheits-Zertifikate in seine App integrieren. Dann wäre das Smartphone Schlüssel für Fahrzeug, Buchung sowie Abrechnung. So wird es im Sion sein, wenn er Mitte 2023 an die aktuell 14.000 Vorbesteller ausgeliefert wird. Mit der App können Sion-Fahrer auch Strom an andere E-Auto-Fahrer abgeben. Über den Typ 2-Anschluss fließt Gleichstrom vom Sion in ein anderes E-Auto oder in einen Heimspeicher. Zusätzlich verfügt der Sion über einen 230 Volt-Anschluss. Aber auch Fahrten für Mitfahrer können in der App angeboten werden.

Umsätze mit digitalen Diensten

Für das Münchner Unternehmen ist die Sharing-Funktion eine von drei Einnahme-Quellen. Neben dem Verkauf des Sions und der eigenentwickelten Solartechnologie wollen Christians und Hahn mit digitalen Diensten Geld verdienen. Bei jedem Ausleihvorgang verdient Sono Motors mit. Bis 2025 will das Unternehmen 295 Millionen Euro Umsatz mit dem Sharing-Service erzielen. Zunächst müssen sich interessierte Nutzergruppen für den Dienst bei Sono Motors anmelden und erhalten danach Zugang zur App. Das Unternehmen will zunächst Daten und Kundenfeedback sammeln, um das Angebot weiterzuentwickeln.

Im kommenden Jahr plant Sono Motors die Freigabe der App in den klassischen App-Stores für jeden Interessenten. „Wir sind getrieben vom Community Gedanken“, sagt Christians. Das Start-up hat Ende 2019 eine der größten Crowd-Funding-Kampagnen Europas absolviert. „Uns geht es nicht darum, den Autoantrieb auf elektrisch umzustellen. Uns geht es um Nachhaltigkeit und weniger Autos auf den Straßen.“

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Dirk

Dirk

Dirk Kunde beschäftigt sich mit dem Wandel der Mobilitäts- und Energiebranche. Neben neuer Antriebstechnik und Vernetzung im Fahrzeug, bringt die Verknüpfung mit dem Energiesektor große Umbrüche. Bei seinen Praxistests hat der Diplom-Volkswirt stets ein Auge auf die wirtschaftlichen Aspekte. Ein Lächeln ins Gesicht zaubert dem technikverliebten Journalisten jede vernetzte Anwendung im Auto oder als App, die Mobilität komfortabler macht.
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VestersNico:

Danke David. Und jetzt mal Tacheles: so wie sich Golf-Fahrer am Wörthersee treffen sollten sich mal Toby, PowerwallThorsten, Farnsworth, Wolfbrecht Gösebert, ach wer fällt mir noch alles ein(?), Henriette, Peter Bigge und vor allem der Sebastian mal zusammentun. Treffen am 1. In SchiederSeeSchwalenberg. Na, wie wärs? VestersNico alias NicolaiSchödel alias nicoschoedel@web.de

David:

Genauso ist das, dieses Diagramm ist kein Industriestandard und liefert nicht einmal grundsätzliche Informationen. Im Kern ist es eher die Darstellung einer Prototypenabfolge als eine Bewegung hin zur Serienproduktion.

Silverbeard:

Wo finden sich die drei klassischen Bereiche Mechanik, Elektronik und Software wieder?

Normalerweise bei Design, das ist nämlich eigentlich das englische Wort für Konstruktion und beim CAD. Hier ist wahrscheinlich mit Design zusätzlich auch das Aussehen (eigentlich Styling) gemeint.
CAD ist dreidimensional konstruieren am Computer, also einpassen der Zulieferkomponenten in die technischen Notwendigkeiten der Karosserie und Innenverkleidung und gesetzlichen Vorschriften. Keine Ahnung ob dann mit ‚Entwicklung‘ tatsächlich eigene Entwicklungen bestimmter Teile wie die Solarzellen auf der Karosserie oder spezielle Software gemeint ist.

edit: Also wenn laut roadmap ab nächsten Monat die Karosserien für die Testfahrzeuge gebaut werden sollen, müssen die Teile wohl auch entwickelt worden sein.

Ulrich:

erstmal das Auto mit der eigenen Ehefrau teilen.

Machen wir beide so seit über 12 Jahren. Also: kein Thema.

Ulrich:

Die Idee dahinter ist ja, dass irgendwer sein teuer gekauftes Auto für nen Appel und nen Ei vermieten will um wahrscheinlich wenig Geld dafür zu bekommen.

Ja, so sehe ich das auch. Wie auch immer, snapcar existiert und wirbt genau damit: „Miete ein Auto in deiner Nachbarschaft

(Übrigens könnte man dann flugs zum Gewerbetreibenden werden wie bei den Solaranlagen. Wobei bei Kleinanlagen Liebhaberei angenommen wird, ein Gewerbe ist dann nicht mehr nötig.)

Chris:

Die Idee dahinter ist ja, dass irgendwer sein teuer gekauftes Auto für nen Appel und nen Ei vermieten will um wahrscheinlich wenig Geld dafür zu bekommen. So fallen eine Menge Fixkosten weg, weil ich kein Personal habe was ich für die Wartung der Fahrzeuge bezahlen muss. Meistens verdienen daran nur andere richtig gut und nicht die Vermieter.

Thorsten Esling:

Das ist unrealistisch und der Sion wird in absehbarer Zeit eh nicht produziert!
Zumindest nicht in Trollhättan. Grüße aus Schweden!

Ulrich:

Welche Studien oder Testergebnisse hast du denn parat?

ps:
Mein Beitrag, in dem das verlinkt wird, wurde gerade freigeschaltet. Leider gab es einen Crash bei mir, daher wurden das 2 Beiträge mit nahezu gleichem Inhalt.

Ulrich:

Welcher Anbieter bietet denn

Niemand, soweit ich informiert bin. Nur – was heißt das konkret in Bezug auf den erhofften Erfolg oder die Rentabilität?

im kleinen Kreis persönlich miteinander Bekannter

Für mich zumindest wäre das ein nogo. Persönliche Beziehungen sind kein Garant für eine reibungslose Abwicklung einer Vermietung oder eines Versicherungsschadens.
Es geht schließlich nicht um „Leihst du mir bitte mal deine Bohrmaschine aus?“.

Wolfbrecht Gösebert:

„… In einem aktuellen kleinen Test eines anderen Blogs wurde die jährliche durchschnittliche Ladeleistung so auf monatlich 112 km taxiert.“
Geht’s auch noch etwas seriöser?!

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