Die Flut der SUVs aus China versiegt nicht. BYD bringt mit dem Fang Cheng Bao 5 einen Plug-in-Hybriden mit rund 1200 Kilometer Gesamtreichweite, mehr als 100 davon rein elektrisch. Die Optik ist eine Mischung aus Ford Bronco und Land Rover. Bei der Ausfahrt zeigt der Teilzeitstromer, dass er auch im Gelände gut zurecht kommt.
Besser gut kopiert als schlecht designt. Auch wenn die chinesischen Autobauer immer mehr auf ihre eigene Formensprache pochen, greifen sie doch hin und wieder ganz gerne auf bestehende Vorbilder zurück. Das bietet sich vor allem bei Geländewagen an, da die Kastenoptik seit Jahrzehnten universell als besonders rustikal und widerstandsfähig anerkannt ist.
Deswegen fühlt man sich beim Anblick des BYD Fang Cheng Bao 5 sofort an einen klassischen Geländewagen erinnert. Die Basis des Ford Bronco Klons bildet BYDs DMO (Dual Mode Off-Road Platform). Laut dem chinesischen Autohersteller ist das die weltweit erste exklusive Hybrid-Plattform für den Off-Road-Einsatz. Wie so ein Geländewagen zu konstruieren ist, ist auch im Reich der Mitte schon längst bekannt. Also rollt der Bao 5 mit einem klassischen und robusten Leiterrahmen auf die Straße. Die Batterie mit einer Kapazität von 31,8 Kilowattstunden ist in die Struktur integriert (Cell-to-Chassis Architektur) und trägt so zur Steifigkeit des Rohbaus bei.
Die Kerntechnologie bildet das von BYD selbst entwickelt hydraulische Karosseriekontrollsystem DiSus-P, das eine variable Dämpfereinstellung ermöglicht und sämtliche fahrdynamischen Systeme sowie die Assistenten für die autonomen Fahrfunktionen steuert. Ähnlich wie man das von deutschen Autobauern kennt. BYD nimmt also auch bei diesem Fahrzeug sein technologisches Schicksal in die eigene Hand und macht sich zunehmend unabhängig von deutschen Zulieferern, was angesichts der geopolitischen Lage keine schlechte Idee ist. Die beiden Doppel-Querlenkerachsen mit Einzelradaufhängung vorne und hinten komplettieren das Fahrwerk. Außerdem hilft es bei der Effizienz, wenn man die wichtigsten Elemente eines Autos aus einem Guss entwickelt.
Auch bei der Leistung spielt der BYD Fang Cheng Bao 5 in der ersten Liga. Die Systemleistung des Plug-in-Hybridantriebs beträgt 505 kW (687 PS) mit einem maximalen Drehmoment von 760 Newtonmetern. Diese Power wuchtet den über zwei Tonnen schweren Bao 5 in 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h und beschleunigt das SUV weiter bis 180 km/h. Das Hybrid System besteht – anders als bei den meisten anderen Plug-in-Hybriden – aus einem eher kleinen 1,5-Liter-Verbrenner mit 143 kW (194 PS), der von zwei deutlich stärkeren Elektromotoren mit 200 kW (272 PS) und 285 kW (387 PS) flankiert wird, die an beiden Achsen platziert sind.
Gewappnet für den ultraharten Geländeeinsatz
Die E-Hinterachse bedeutet auch, dass der Bao 5 keinen klassischen Allradantrieb hat. Deswegen hat das China-SUV jeweils eine elektronische Differenzialsperre an der Vorder- und Hinterachse (vorne im Getriebe, hinten im Motor). Dazu kommt noch ein Untersetzungsgetriebe, das mit einem eigenen Hebel aktiviert wird. Mit einem vorderen Böschungswinkel von 39 Grad, einem hinteren Böschungswinkel von 35 Grad, einem Rampenwinkel von 27 Grad und einer maximalen Bodenfreiheit von 310 mm kann der Bao 5 mit den Geländewagen-Alphatieren nominell mithalten. Damit ist der BYD Fang Cheng Bao 5 auch für den ultraharten Geländeeinsatz gewappnet.
Auf dem gewöhnlichen Asphalt schlägt sich der Bao 5 nicht ganz so prächtig, wie es die Leistungsdaten vermuten lassen. So lange man es entspannt angehen lässt, haben die Elektromotoren die Sache im Griff, fordert man Leistung, meldet sich der Verbrenner leider jaulend-hörbar zu Wort. Da müssen die chinesischen Ingenieure noch an dem Zusammenspiel zwischen Getriebe und Antriebseinheit tüfteln.
Bei dem SUV handelt es sich um einen Plug-in-Hybriden und das bedeutet in China, dass unter 100 Kilometern Elektro-Reichweite nichts geht. Der Bao 5 hat eine BYD-eigene Blade-Batterie mit einer Kapazität von 31,8 Kilowattstunden, was für eine rein elektrische Reichweite von 125 Kilometern (nach dem chinesischen CLTC-Zyklus) gut ist. Gemeinsam mit dem Verbrenner legt der Crossover laut BYD sogar bis zu 1200 Kilometer zurück. Das sind Diesel-Werte.
Bei der Ladegeschwindigkeit schaut die Sache nicht mehr ganz so rosig aus. Nur 6 kW an einem AC-Stromanschluss sind nicht rekordverdächtig. Auch die maximal 100 kW beim DC-Stromtanken sind bestenfalls durchschnittlich, angesichts des kompakten Akkus aber auch verschmerzbar. Laut BYD sind die Stromspeicher von 30 auf 80 Prozent innerhalb von gut 16 Minuten gefüllt.
Damit man diese Strecken auch komfortabel zurücklegt, geht es im Innenraum dementsprechend gemütlich zu. Fast überall, wo man hinfasst, ertasten die Fingerspitzen Leder, und das große Panorama-Dach sorgt für angenehmes Licht. Das Infotainment beziehungsweise die Bedienung ist nicht so Touchscreen-fokussiert, wie das bei vielen anderen Fahrzeugen chinesischer Hersteller der Fall ist. Die Hebel unterhalb des Automatik-Griffs erinnern an ein Flugzeug-Cockpit.
Ohne große Bildschirme geht es natürlich in China dennoch nicht. Die virtuelle Instrumententafel misst 12,3 Zoll und der zentrale Touchscreen mit 2,5-K-Auflösung knackige 15,6 Zoll. Der Beifahrer geht bei dieser ganzen Unterhaltung nicht leer aus und blickt ebenfalls auf einen 12,3 Zoll Bildschirm. Ergänzend hält der Bao 5 für den Piloten noch ein Head-up-Display mit Augmented Reality bereit. Beim Infotainment wissen die Chinesen schon längst, wie der virtuelle Hase läuft. Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt, aber die westlichen Hersteller tun gut daran, sich die Ideen und Lösungen der Ingenieure zwischen Peking und Shenzhen genau anzuschauen.
Kommen wir zum Platzangebot. Bei einer Länge von 4,89 Metern sollten auch klaustrophobische Zeitgenossen in dem Teilzeitstromer genug Platz finden. Also kann man es sich im Fond durchaus bequem machen. Sogar ein kleines Kühlfach für Getränke hält der Geländewagen parat. In China kostet der BYD Fang Cheng Bao 5 aktuell mindestens rund 38.000 Euro. So günstig wird es das SUV in Europa – falls er zu uns kommt – nicht geben.