Parkhaus der Zukunft
: Europas erster E-Parktower in Haltern am See eröffnet

Cover Image for Parkhaus der Zukunft
: Europas erster E-Parktower in Haltern am See eröffnet
Copyright ©

E-Parktower GmbH

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 4 min

Im nordrhein-westfälischen Haltern am See ist Deutschlands erster E-Parktower eingeweiht worden. Das platzsparende modulare Mikro-Parkhaus bietet Parkplätze für bis zu 64 Elektroautos und verfügt über dezentral erzeugten PV-Strom samt Batteriespeicher. Wenn das neue Konzept funktioniert, könnte es europaweit Schule machen.

Über zwei Jahre Zeit und Knowhow haben die jungen Unternehmer Manuel Huch, Markus, Martin und Lukas Mika sowie das Team dahinter in die Entwicklung des E-Parktowers gesteckt. Ihr Ziel: Ein Parkhaus der Zukunft, das Parkraum auf kleinster Fläche ermöglicht. Jede Parkgondel verfügt über einen Ladepunkt für ein E-Auto und bietet Schutz vor Vandalismus. Mit der Einweihung des E-Parktowers gegenüber des Haltener Hauptbahnhofs haben die vier Gründer jetzt feierlich das Ergebnis der Öffentlichkeit präsentiert. Für das kapitalintensive Projekt, das unter anderem als “Vorzeigemodell“ für Interessenten dient, konnten die Unternehmer als ersten Kunden die Raiffeisen-Warengenossenschaft in Haltern gewinnen. „Ich habe schnell gemerkt, mit welcher Qualität und Leidenschaft die Entwicklung dieses Projekts vorangetrieben wurde, welche Chancen der E-Parktower bietet und welche Probleme er lösen kann. Ich bin stolz, gemeinsam mit dem Team von E-Parktower das erste Projekt realisieren zu können“, erklärt Günter Hessing, Geschäftsführer Raiffeisen-Warengenossenschaft Haltern.

60 Quadratmeter für bis zu 16 Park- und Ladeplätze

Mit dem Konzept der vertikalen Flächeneffizienz sei der E-Parktower eine innovative Lösung zur Schließung von Baulücken oder schwer zu bebauende Flächen und damit für Immobilienbesitzer und Städte gleichermaßen attraktiv. 60 Quadratmeter Grundfläche sollen ausreichen, um einen E-Parktower aufzubauen. Es gibt ihn in unterschiedlichen Varianten mit sechs bis maximal 16 Stellplätzen, die jeweils mit Wallboxen zum Aufladen von Elektroautos ausgestattet werden können. Manuel Huch, Gründer und CEO E-Parktower GmbH: „In zahlreichen Städten in Deutschland wäre ein E-Parktower baurechtlich möglich. Der Turm kann privat oder öffentlich genutzt werden und kann sowohl einzeln stehen als auch in jedes Gebäude integriert werden. Er ist damit das perfekte Produkt alternativ zu einem klassischen Parkhaus oder einer Tiefgarage. Es könnten ebenfalls mehre Tower nebeneinander platziert werden.“

Parkhaus der Zukunft
: Europas erster E-Parktower in Haltern am See eröffnet
E-Parktower GmbH

Der “Vorzeigetower“ ist etwa 13 Meter hoch. In der Maximalversion mit 16 Stellplätzen erreicht der E-Parktower in Anlehnung an die Hochhausverordnung in Deutschland eine Höhe von bis zu 22 Metern. Zum Vergleich: 64 Stellplätze benötigen rund 448 Quadratmeter beim E-Parktower, wohingegen ebenerdige Freiflächenparkplätze gut 1.800 Quadratmeter Platz brauchen. Das sind rund zwei Drittel Flächenersparnis. Diese Flächen müssen nicht versiegelt werden und können als Grünflächen oder anderweitig genutzt werden.

Paternoster als Vorbild

Auf jeder Parkgondel ist Platz ist für Autogrößen bis zum Kleintransporter. Auch das Gewicht eines E-SUVs stelle laut des Start-ups kein Problem dar. Das Ein- und Ausparken funktioniert simpel: Nachdem sich der Nutzer authentifiziert hat und alle Sicherheitsscans abgeschlossen wurden, schließen sich die Rolltore und die Autos werden vollautomatisch nach dem Paternoster-Prinzip in die Höhe geparkt. An Brandschutz und Sicherheit wurde ebenfalls gedacht, so habe der TÜV den Prozess bereits seit den Anfängen begleitet. Die intelligente Steuerung des E-Parktowers übernimmt dabei das Parkmanagement. Via Fernwarte werde der Status aus der Ferne zusätzlich überwacht. Das Prinzip des neuartigen Parkhauses haben die Unternehmer nach eigenen Angaben aus China übernommen. „Wir mussten das Produkt allerdings ganz neu mit deutschen Ingenieuren entwickeln, um es den Anforderungen an Statik, Brandschutz und Sicherheit anzupassen. Die Rahmenbedingungen in China sind nicht kompatibel mit dem europäischen Markt“, so der Unternehmer Markus Mika.

Zukunftsfähig und einzigartig ist der E-Parktower vor allem durch die Ausstattung der Parkgondeln mit Wallboxen zum Laden von E-Autos. Damit haben die Gründer die Energie- und Mobilitätswende im Blick und bedienen den wachsenden Bedarf nach entsprechender Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in einer Lösung. Weil ein entsprechender Umbau des alten Bestands an Parkhäusern und Tiefgaragen in Deutschland auf die zunehmende Elektrifizierung häufig mit enormen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden ist, bietet der E-Parktower einen ganzheitlichen Lösungsansatz an einem zentralen Punkt. Das Projekt scheint gut anzukommen: Auch international agierende Parkraumbewirtschafter sollen bereits ein Auge auf die Entwicklungen in Haltern am See geworfen haben.

worthy pixel img
Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Waldi:

Gute Idee. Allerdings weiß ich nicht, ob man bei diesem Konzept schon den Brandschutz berücksichtigt hat. Denn das ist bei dieser Anordnung sicher ein Thema. Sollte einer der unteren Wagen aus irgendeinem Grunde Feuer fangen, entsteht dort eine riesige Brandlast. Ist aber nur eine Anmerkung.

Wolfbrecht Gösebert:

„Warum wird das ein Nischenprodukt?“

Weil vielleicht der Bau von Parkhäusern immer weniger in die Zeit paßt? … aber ja, „Nischenprodukt“ ist natürlich nur meine persönliche Einschätzung!
Von den Kosten dieser Teile, den lfd. Wartungs- und Erhaltungskosten resp. den Kosten für Nutzer war sowieso (AFAIS) nicht die Rede …

Silverbeard:

Warum wird das ein Nischenprodukt?
So wie ich das sehe, gibt es durchaus Menschen, die Quartierparkhäuser, statt vollgeparkte Bürgersteige, vernünftig finden. Diese Türme sind schneller und platzsparender gebaut als Parkhäuser aus Beton. Um die Kapazität eines Parkhauses zu erreichen, müssen ja nur mehrere nebeneinander gebaut werden.

Was ich sagen will: Das könnte eine beliebte Option zu konventionellen Parkhäusern werden.

Wie weit tatsächlich die Konstruktion geändert werden muß, wenn die Einfahrt auf den oberen Wendepunkt gelegt wird, kann ich nach dem Bild nicht abschätzen.

Wolfbrecht Gösebert:

„Was genau spricht dagegen, dass sich der Kreislauf der Parkbuchten nach unten und nicht nach oben bewegt?“
Ich kann Dich beruhigen: Technisch nix – man kann von mir aus die Paternoster gern auch liegend anordnen … :)
Nur wären eben weitere reale Konstruktionen notwendig.

Aus einem – an IMO! realisierbaren Stückzahlen gemessen – Nischenprodukt würde dann das Nischenprodukt eines Nischenproduktes entstehen … nicht mehr und nicht weniger!
Ich nenne das halt wirtschaftlichen Nonsense.

Daniel W.:

Gute Idee, aber nichts da mit „Baugrube ausheben und im Boden versenken“, die Höhe über dem Boden wird für die Solarzellen gebraucht. Also soweit wie möglich 3 Seiten (Osten, Süden und Westen) und das Dach mit PV-Modulen bestücken, die zugleich Schatten spenden und Ökostrom produzieren.

Geht man von 7 m pro Seite und einer Höhe ohne Sockel von 20 m bei der größten Ausführung aus, dann ergeben sich folgende Flächen, die für PV-Module genutzt werden können:

3 Seiten wären (7 x 20 x 3) 420 m²
1 Dach hätte (7 x 7) 49 m²
Gesamte Fläche zusammen 469 m²

Durch die 3 Seiten gibt es von Morgens bis Abends reichlich Ökostrom, dazu noch das Dach. Die PV-Experten können ja mal den durchschnittlichen Stromertrag im Verlauf eines Jahres kalkulieren.

Silverbeard:

Was genau spricht dagegen, dass sich der Kreislauf der Parkbuchten nach unten und nicht nach oben bewegt? vom Flächenbedarf ist das gleich.
Natürlich bedeutet es eine Änderung der Bauform des Systems und die Grube macht das Projekt deutlich teurer. Ich habe mal gelesen, dass eine Tiefgarage die Baukosten für ein MFH um etwa 20% erhöht.

Silverbeard:

Keine neue Idee, aber gegenüber einem Parkhaus wirklich platzsparend, weil die Rampen und Wege wegfallen. Da gibt es auch keine Schrammen wegen zu enger Kurvenradien oder zu steiler Rampenübergänge. Mit den vielen Einfahrten könnte dieses System genauso schnell befüllt sein wie ein Parkhaus gleicher Kapazität.
Das ganze als ‚Baukasten‘ ist bestimmt auch günstiger, als jedes Parkhaus einzeln planen.
Und nur so als Gedanke. Diese Tower auf einer Tiefgarage aufzubauen oder tatsächlich zusätzlich auch ein paar Stockwerke in die Tiefe zu gehen, würde die Kapazität weiter erhöhen.

Wolfbrecht Gösebert:

„Für das System des Paternoster ist es allerdings völlig egal ob es nach oben oder unten geht. Deshalb ist dein Kommentar völlig daneben.“

Pffft, System Paternoster mußt DU mir nicht erklären … die nutze ich seit meinen 5. Lebensjahr :P

Nur hast Du an meinem Beitrag womöglich eins nicht verstanden: Die tatsächlich entwickelten (und ja abgebildeten) Park-Paternoster lassen offensichtlich nur eine „Befüllung“ von unten zu. Für „Schachteinbau“ und „Obenbefüllung“ wäre mit dieser Konstruktion absolut nicht möglich!

Bernhard:

@Wolfgang Gösebrecht

Eine entsprechende Baugrube auszuheben und wasserdicht zu verkleiden (Betonschacht) würde wahrscheinlich den Kostenrahmen ins unwirtschaftliche steigern. Für das System des Paternoster ist es allerdings völlig egal ob es nach oben oder unten geht. Deshalb ist dein Kommentar völlig daneben.

Wolfbrecht Gösebert:

<lach> … wie stellst Du Dir ein „Befüllung“ von oben vor: Köpfüber eingebaut?

Ähnliche Artikel

Cover Image for Hankook testet am Limit – für leisere E-Auto-Reifen

Hankook testet am Limit – für leisere E-Auto-Reifen

Sebastian Henßler  —  

Zwischen feuchtem Asphalt und Datenanalyse: Wie Hankook die Formel E nutzt, um leisere, effizientere und langlebigere E-Auto-Reifen zu entwickeln.

Cover Image for PEM-Studie: Recycling von E-Auto-Batterien in Europa noch unrentabel

PEM-Studie: Recycling von E-Auto-Batterien in Europa noch unrentabel

Michael Neißendorfer  —  

Besonders hohe Investitionen entstehen durch den Transport, der je nach Einstufung der Batterien bis zu 70 Prozent der gesamten Recycling-Kosten verursacht.

Cover Image for Oliver Rowland ist neuer Formel E Weltmeister

Oliver Rowland ist neuer Formel E Weltmeister

Michael Neißendorfer  —  

Damit löst der Brite den deutschen Pascal Wehrlein als nun neuer amtierender Weltmeister der rein elektrischen Rennserie Formel E ab.

Cover Image for Offensive für grüne Mobilität: Großbritannien investiert Milliarden in E-Auto-Zukunft und Ladeinfrastruktur

Offensive für grüne Mobilität: Großbritannien investiert Milliarden in E-Auto-Zukunft und Ladeinfrastruktur

Michael Neißendorfer  —  

Mit einem milliardenschweren Doppelpaket treibt die britische Regierung die Transformation der Industrie und den Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos voran.

Cover Image for Automobilindustrie ist für die Deutschen die wichtigste Branche im Land

Automobilindustrie ist für die Deutschen die wichtigste Branche im Land

Michael Neißendorfer  —  

Die große Mehrheit der Bevölkerung ist sich der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft bewusst, so eine Umfrage.

Cover Image for Chery: Mit Omoda und Jaecoo in den europäischen Mainstream

Chery: Mit Omoda und Jaecoo in den europäischen Mainstream

Sebastian Henßler  —  

Cherys Strategie „Slow is fast“ steht für kontrolliertes Wachstum in Europa – mit Omoda und Jaecoo und lokaler Anpassung. Wir haben Details.