Mercedes eActros 600 soll Rückwärtsweltrekord brechen

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Mercedes-Benz Trucks / Daimler Trucks

Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Mercedes-Benz Trucks plant ein ungewöhnliches Projekt: Am 4. Juni soll ein batterieelektrischer eActros 600 mit Auflieger mehr als 100 Kilometer rückwärtsfahren. Ziel ist es, einen neuen Weltrekord aufzustellen und Themen wie Elektrifizierung, Verkehrssicherheit und die Wertschätzung für Berufskraftfahrer stärker ins Bewusstsein zu rücken. Die Fahrt findet in der Motorsport Arena Oschersleben in Sachsen-Anhalt statt. Danach soll der Lkw etwa 30 Kilometer auf öffentlichen Straßen bis nach Halberstadt zurücklegen.

Bereits 2020 wurde in den USA ein Rückwärtsfahr-Rekord mit einem Diesel-Lkw aufgestellt. Damals lag die Distanz bei rund 89 Kilometern. Mercedes-Benz Trucks möchte den Titel nach Deutschland holen und setzt dafür auf einen vollelektrischen Lkw. Die Aktion ist bewusst gewählt, um auch die Fortschritte der E-Mobilität im Fernverkehr zu zeigen. Der eActros 600 soll dabei auf abgesperrtem Gelände und später unter Polizeibegleitung auf der Straße eingesetzt werden.

Hinter dem Steuer sitzt Marco Hellgrewe, ein erfahrener Offizier der Bundeswehr und leidenschaftlicher Lkw-Fan. Bereits 2008 stellte er mit einem Diesel-Lkw einen Rückwärtsfahr-Rekord von 64 Kilometern auf. Die Idee zu einem neuen Versuch mit einem Elektro-Lkw kam von ihm. In seinen bisherigen Testfahrten zeigte sich der eActros 600 laut Hellgrewe als angenehm und zuverlässig. Er betont, dass sich die Technik seit seinem ersten Rekord erheblich weiterentwickelt habe und freut sich über die Unterstützung von Mercedes-Benz Trucks.

Auch Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Product Engineering bei Mercedes-Benz Trucks, begrüßt das Projekt. Für ihn verkörpert der eActros 600 den Fortschritt der Elektromobilität. Die Aktion bietet aus seiner Sicht die Chance, Aufmerksamkeit für wichtige Themen wie Ladeinfrastruktur, Verkehrssicherheit und den Fahrermangel zu schaffen. Besonders das Ansehen von Berufskraftfahrern möchte Mercedes-Benz Trucks verbessern. Die Rückwärtsfahrt symbolisiert den anspruchsvollen Alltag der Fahrer, deren Leistung oft unterschätzt werde.

Zusätzlich setzt der Hersteller auf Partnerschaften mit den Vereinen Blicki e.V. und Profi – Pro Fahrer-Image e.V. Während des Rekordversuchs sollen deren Logos auf dem eActros 600 und dem Auflieger zu sehen sein. Blicki e.V. plant zudem Verkehrssicherheits-Workshops an Schulen in Halberstadt. Beide Vereine erhalten finanzielle Unterstützung von Mercedes-Benz Trucks, um ihre Arbeit für mehr Verkehrssicherheit und die Wertschätzung des Fahrerberufs weiterzuführen.

Die Rückwärtsfahrt auf der Rennstrecke wird Hellgrewe vor große Herausforderungen stellen. Der Rundkurs in Oschersleben ist für Pkw ausgelegt und hat viele enge Kurven, die beim Rückwärtsfahren höchste Konzentration erfordern. Der Fahrer wird voraussichtlich mit einer Geschwindigkeit zwischen 10 und 20 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Nach einer Pause wird die Fahrt über rund 30 Kilometer auf öffentlichen Straßen bis zum Global Parts Center von Daimler Truck in Halberstadt fortgesetzt.

Dort findet am 10. Juli die offizielle Eröffnung des neuen Standorts statt. Ab diesem Jahr übernimmt das Global Parts Center stufenweise die weltweite Ersatzteilversorgung für Mercedes-Benz Trucks. Der Rekordversuch und die anschließende Fahrt verbinden somit symbolisch die Themen Innovation, gesellschaftliche Verantwortung und Zukunftssicherung für die Transportbranche.

Quelle: Mercedes-Benz Trucks – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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