Kompetenz im Autohandel: Laden bleibt ein Problem

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

In meiner aktuellen Podcast-Folge hatte ich die Freude, mit Andre Latendorf, CEO eines Beratungsunternehmens im Bereich E-Mobilität, über Herausforderungen und Entwicklungen in der Branche zu sprechen. Andre und sein Team verbinden die Welten von Elektrizität und Automobil, wobei sie besonders auf die Schnittstellen zwischen Händlern, Herstellern und Stromanbietern eingehen. Spannend dabei ist, dass sie nicht nur Elektroautos und ihre Technik im Blick haben, sondern auch in Projekte zur Start-up-Entwicklung involviert sind.

Ein zentraler Punkt unseres Gesprächs war die Rolle des klassischen Autohandels in der Elektromobilität. Andre, der bereits 2016 eine Doktorarbeit über Vertriebskompetenz in der Elektromobilität verfasst hat, hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass es oft eine Diskrepanz zwischen dem gibt, was Hersteller und Politik kommunizieren, und dem, was beim Endkunden ankommt. Besonders deutlich wird das beim Thema Laden – eine der größten Hürden im Kaufprozess von Elektroautos. „Zwei von drei Verkäufern können keine klare Antwort geben, wenn es um das Laden in der Öffentlichkeit oder zu Hause geht“, beschreibt Andre das Problem. Das führe nicht nur zu Unsicherheiten beim Kunden, sondern hindere den Handel daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Interessanterweise gibt es jedoch Unterschiede in verschiedenen Ländern. Während die Ladeinfrastruktur in Deutschland oft als kompliziert wahrgenommen wird, zeigte eine Untersuchung in Madrid, Spanien, ein ganz anderes Bild. Dort wurden die Lösungen rund um das Laden von den Verkäufern als einfach und unkompliziert dargestellt, inklusive klarer Antworten zur Installation von Wallboxen und zur Nutzung von Apps. Diese internationalen Unterschiede lassen vermuten, dass das Schulungsniveau in Deutschland nach wie vor ein Hindernis darstellt.

Trotz der Herausforderungen gibt es auch positive Beispiele aus Deutschland. „Wir haben auch hier Händler gefunden, die sehr kompetent waren und den Kunden umfassend beraten haben – inklusive Ladeinfrastruktur“, erzählt Andre. Diese Ausnahmen zeigen, dass der Wandel im Handel möglich ist, wenn die richtigen Schulungen und Motivationen gegeben sind. Ein Ansatz, den Andre verfolgt, ist die Zusammenarbeit von Auto- und Energiewelt. Durch das Zusammenführen von Kompetenzen soll der Kunde eine ganzheitliche Lösung bekommen – vom Kauf des Elektroautos über die Installation einer Wallbox bis hin zu Tarifen für den Stromverbrauch. „Wir werden einen Autohersteller nicht zum Stromexperten machen, aber gemeinsam können sie den Kunden bestens bedienen“, so Andre.

Am Ende bleibt die Frage, wann der deutsche Handel diesen Wandel flächendeckend vollzieht. Andre bleibt vorsichtig optimistisch, auch wenn er in den letzten sieben Jahren nur langsame Fortschritte gesehen hat. Trotzdem ist er überzeugt, dass die Branche auf dem richtigen Weg ist, um den Kunden ein besseres Erlebnis zu bieten. Nun aber genug der Vorworte lasst uns direkt ins Gespräch einsteigen.

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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pani:

Wechselakkus sind doch ein absolut totgeborenes Kind. Teure Infrastruktur angesichts rasend schneller Fortschritte in der Akkutechnik und immer besser werdender BMS erscheinen mir regelrecht dumm. In wenigen Jahren werden wir nicht schnell genug von der Toilette kommen und unsere Akkus sind wieder auf 100 % (sic!) geladen.
Ich habe bei Nio reingeschaut, die Burschen ticken doch nicht sauber- die Leihgebühren für ihre Akkus sind geradezu irrwitzig hoch.

Charly:

Ein inkompetenter Verkäufer will eine reale Rechweite angeben?
Der weiß diese ja selber nicht, da erkläre ja ich ihm eher, was Sache ist

Pedro G.:

Wenn die Verkäufer die ehrliche Reichweite von 10-80 % angeben würden > was realistisch wäre < und die durchschnittliche Ladeleistung im gleichen Prozentbereich kommunizieren würden, wäre die Enttäuschung vom Prospektinhalt nicht so groß !

Pedro G.:

Nochmal aber den ganzen Satz !
Aber Zuhause nicht Öffentlich wäre dann ein super Preis !

Klaus:

Es gibt doch nur eineeinfache, transparente und verständliche Lösung:
Baut im Volumenmarkt Autos mit Wechselakkus!
Das löst ganz viele Probleme, hier nur einige Stichworte: Restwert des gebrauchten Fahrzeugs, Lebensdauer, Innovationen in der Akkutechnologie, Ladeinfrastruktur, Kaufpreis des Fahrzeugs usw.
Aber wie argumentierte einst ein VW Betriebsrat? „Die 40% Wertschöpfung des Akkus lassen wir uns nicht nehmen!“
Wir hätten längst 30% eAutos mit Wechselakkus.
Bei VW stirbt man lieber in Rate, als mal vom Kunden her zu denken.

Niko8888:

Der klassische autohandel hat doch garkein Interesse am kleinen Privatkunden – zumindest hab ich das so bisher erlebt, egal bei welcher Marke.

Und einen vernünftigen Preis/ Rabatte bekommt man dort ebenfalls nicht genannt sondern muss erst über online Plattformen sich informieren

Stef:

Was spricht denn genau gegen 11kw? Ich lade grad zu 20 Cent mit 11kW während ich das schreibe.

MiMaTu:

Ja ist denn das Laden evtl auch ein anderes im dem Ländern?
Möglicherweise ist das Prinzip Roaming und undurchsichtige Preisstruktur einfach eine schlechte User Experience. Das dann in Verkaufsgespräch mal kurz und knackig herüber bringen geht ja gar nicht wenn man zum öffentlichen laden oder laden im Mehrfamilienhaus die aktuellen AGBs oder man wieder neuem rechtlich Rahmen aufklären muss….

Bev mit 11kw laden ist nur eine bessere Steckdose. Nein weil jeder Angst hat zu kurz zu kommen, wird es bei uns im d maximal kompliziert..

Garafon:

Schlecht ausgebildete Verkäufer gibt es ja leider heute überall. Früher ging man in ein Geschäft und der Verkäufer konnte einem seine Ware erklären. Heute muss der Käufer den Verkäufer bilden. Normalerweise müsste man ja eine Provision bekommen dafür, anstatt bezahlen zu müssen.

Garafon:

Diese drei reden ja auch sonst nur Unsinn. Verantwortungslose vom Bürger bezahlte Menschen die gegen die Interessen der Bürger arbeiten. Also Augen auf beim wählen.

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