Herstellerverband: Neue Bundesregierung muss jetzt liefern

Cover Image for Herstellerverband: Neue Bundesregierung muss jetzt liefern
Copyright ©

EUS-Nachrichten / Shutterstock / 2620660183

Tobias Stahl
Tobias Stahl
  —  Lesedauer 3 min

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) hat der neuen Bundesregierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur Wahl gratuliert. Gleichzeitig fordert der Verband die neue Regierung zum entschlossenen Handeln beim Hochlauf der Elektromobilität auf. Es komme nun darauf an, dass die automobile Transformation gelingt und damit der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt wird, so der VDIK in einer Mitteilung. Der Herstellerverband begrüßt die Absichtserklärungen der Regierungskoalition zum Hochlauf der Elektromobilität und fordert gleichzeitig einen konkreten Plan zu Umfang und Umsetzung der im Koalitionsvertrag umrissenen Fördermaßnahmen.

VDIK fordert Planungssicherheit und konkrete Maßnahmen für den Hochlauf der Elektromobilität

„Die neue Bundesregierung muss ihrer Vision zum Hochlauf der Elektromobilität nun rasch Taten folgen lassen. Wir brauchen bei den geplanten Fördermaßnahmen jetzt endlich Klarheit für Kaufinteressenten“, so VDIK-Präsidentin Imelda Labbé. „Bundeskanzler Merz muss die Förderung für Elektroautos und die Senkung der Strompreise inhaltlich und zeitlich konkret in seinem Sofortprogramm verankern. Noch vor der Sommerpause sollte für jeden Autokäufer klar sein, welche langfristigen Kosten bei Kauf oder Leasing eines Elektroautos auf ihn zukommen.“

Der VDIK unterstütze die Vorschläge der Koalitionsparteien, darunter die beabsichtigte Schaffung von Rahmenbedingungen, den beschleunigten Ausbau eines flächendeckenden und bedarfsgerechten Ladenetzes, die Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos bis zum Jahr 2035 und die Förderung von Plug-In-Hybrid-Technologie. Doch für eine Antriebswende reichen diese vagen Vorschläge nach Ansicht des Verbands nicht aus. Bislang habe die neue Bundesregierung offengelassen, wie langfristige und stabile Rahmenbedingungen konkret aussehen. Auch mit einer Strompreissenkung um fünf Cent pro kWh bleibe der Strompreis in Deutschland nach wie vor überproportional hoch. Gerade die Bezahlbarkeit werde aber am Ende darüber entscheiden, ob Verbraucherinnen und Verbraucher so schnell wie möglich auf klimaneutrale Antriebe umsteigen können und wollen.

Sind Stromkosten tatsächlich ein Entscheidungsgrund für potenzielle E-Auto-Käufer?

Tatsächlich kostete Strom für Privathaushalte im ersten Halbjahr 2024 in Deutschland durchschnittlich 39,5 Cent pro Kilowattstunde, womit Deutschland in diesem Zeitraum das teuerste Stromland in der EU war. Im Schnitt kostete eine Kilowattstunde Strom in Europa im gleichen Zeitraum 28,9 Cent. Der deutsche Strompreis lag somit gut 36 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.

Die Stromkosten beeinflussen zwar die Gesamtkosten eines Elektroautos merklich – allerdings darf angezweifelt werden, ob der jeweils aktuelle Strompreis beim Autokauf zum entscheidenden Faktor wird, zumal Benzin- und Dieselkraftstoffe sich aufgrund der steigenden CO₂-Bepreisung in den kommenden Jahren verteuern dürften. Der höhere Kaufpreis von Elektroautos im Vergleich zu Verbrennermodellen und der damit einhergehende höhere Wertverlust sowie die zuletzt gestiegenen Preise an öffentlichen Ladesäulen dürften häufiger zu den ausschlaggebenden Gründen zählen, warum Menschen sich gegen den Kauf eines E-Autos entscheiden.

In einer nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage unter 13.000 Teilnehmenden konnte der NDR 2023 zeigen, dass knapp drei Viertel der Befragten, die sich kein Elektroauto anschaffen wollen, den hohen Kaufpreis als Grund angeben. Auch die angeblich mangelnde Reichweite und die unzureichende Ladeinfrastruktur seien häufig genannte Gründe.

Aktuelle Auftragseingänge geben „Grund zur Hoffnung“

Der VDIK führt die Unsicherheit und Kaufzurückhaltung, die in den vergangenen Monaten bei E-Auto-Kunden beobachtet wurden, auch auf fehlende Klarheit seitens der Politik zurück. „Der dringend benötigte Hochlauf der Elektromobilität ist deshalb bisher nicht ausreichend zur Erreichung der CO₂-Ziele“, so VDIK-Präsidentin Labbé weiter. „Allerdings geben aktuell positive Signale bei den Auftragseingängen Grund zur Hoffnung, dass sich der Markt für E-Autos etwas erholen könnte. Nur wenn es der neuen Bundesregierung jetzt gelingt, diesen Schwung mitzunehmen, können wir der Elektromobilität gemeinsam zu mehr Tempo verhelfen.“

Auch die von der neuen Bundesregierung in Aussicht gestellten Impulse für einen 25-prozentigen Bürokratieabbau begrüßt der VDIK und bietet seine Unterstützung bei der Konkretisierung der dafür erforderlichen Maßnahmen an.

Quellen: VDIK – Pressemitteilung vom 06.05.2025 / Destatis – Strompreise in Privathaushalten im 1. Halbjahr 2024 / NDR – Umfrage: Mehrheit würde kein E-Auto kaufen

worthy pixel img
Tobias Stahl

Tobias Stahl

Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Michael:

Wie sich die Kaufentscheidung der Menschen entwickeln wird, hängt nicht von staatlichen Förderungen der E-Mobilität ab und sollte es auch nicht. Wir leben in einem System, wo das entwickeln und herstellen von Produkten davon abhängt, ob und wieviel Gewinn zu erwarten und generiert werden kann und wird. Somit ist ganz klar, dass unsere Autoindustrie Konzernintern die richtigen Entscheidungen treffen muss. Also müssen Autos entwickelt und gebaut werden, die ein Kunde kaufen wird und dem Konzern auch einen gewissen Gewinn bringt. Das sind Binsenweisheiten. Damit ist es aber auch klar, dass nicht der Staat durch Subventionen die Entwicklung beeinflussen sollte. Subventionen bezahlen neben bei erwähnt wir alle. Warum sollten Menschen das indirekt bezahlen, was gut situierte Menschen nutzen können. Der Staat hat primär die Aufgabe, die Bedingungen für ein gerechtes Miteinander zu schaffen. Die Autohersteller dagegen durch Sparmaßnahmen, auch Werksschliessungen und Entlassungen unter anderem, Autos herstellen zu können, die von einer breiten Masse bezahlt werden können. Wenn sie das nicht schaffen und die ausländischen Hersteller es besser können, dann müssen sie den Markt verlassen. So einfach ist es im Prinzip. Wenn es dann keine deutschen Autos mehr geben sollte, müssen wir eben ausländische kaufen oder laufen und mit dem Fahrrad fahren, bis sich die Systeme so entwickelt haben, dass sich das wieder ändert.

Pedro G.:

TIP für die neue Deutsche Bundesregierung ⁉️

Preisschild an der Ladestation
Hier bezahlen Sie
▪︎ AC bis 30 kW um 20 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 70 kW um 30 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 130 kW um 40 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 200 kW um 50 Cent pro kWh
▪︎ HPC ab 200 kW um 60 Cent pro kWh

Diese Preise fixiert für die nächsten 10 Jahre ⁉️

Peter Bigge von Berlin:

An jeder Tankstelle kann ich vorher sehen, wie viel mich ad hoc der Spaß kostet, wenn nicht sogar auf dem Navi bereits eingeblendet.
Ladesäulen geben selten vorher Auskunft, und wer nicht aufpasst, zahlt für eine kWh fast soviel wie für einen Liter Benzin.
Da kann ich mir einen Generator aufs Dach stellen und an die Zapfsäule fahren, der Ladevorgang kommt mich billiger.

Also bitte, Ladekosten sind eine emotionale Entscheidung. Manch ein Verbrennerfahrer macht für ein paar Cent Unterschied kilometerweite Umwege, fährt ins Nachbarland oder steht bei Niedrigpreisen sich vor der Tankstelle die Reifen platt.

An jedem Kaugummi- oder Zigarettenautomaten stehen die Preise dran, ich kann mit allen Karten bezahlen, aber an Hightech-Ladesäulen weiß ich manchmal nicht, was die Säule von mir möchte.

Fahr ich nach Dänemark, stecke den Rüssel rein, und der Saft läuft. In Deutschland fahr ich manchmal von Rastplatz zu Rastplatz, um eine freie oder funktionierende Säule zu finden.

Ist die Verbrenner-Lobby hierzulande so stark jeglichen Fortschritt zu untergraben?
Das ganze Herstellergelaber über Technologieoffenheit führt nur in eine Richtung – Rückwärts.

Zukunft verpennt, Zölle nach außen aufgebaut, Werke schließen, die Mitarbeiter werden rausgeschmissen, Gratifikationen an die Manager ausgezahlt.

Eigentlich würden sehr viele sofort auf Stromer umsteigen, wenn
– die Ladeinfrastruktur kostentransparent und ohne Ladekartenchaos wäre
– die Stromkosten nicht nur Abzocke wären
– es faire Fahrzeugkosten für den Privatnutzer gäbe

Die Abzocke-Stromkosten müssen durch die Politik geregelt werden.
Faire Fahrzeugkosten können z.B. durch Steuergestaltungen verbessert werden.
Die Ladeinfrastruktur muss rasant verbessert und ausgebaut werden.

Hilfreich wäre es ebenfalls das Ausbildungsniveau in diesem Technik-Bereich zu fördern, denn ohne Fachleute läuft nichts.

Robert:

„Allerdings geben aktuell positive Signale bei den Auftragseingängen Grund zur Hoffnung“ nun die derzeit höhere Nachfrage ist einzig und allein der Eu zu verdanken mit dem dieses Jahr in Kraft getreten CO2 Regelung (wird ja leider schon wieder alles getan um das aufzuweichen) dadurch werden ja die Hersteller animiert Preise zu senken und bessere Angebote den Kunden zu machen. um zum STrompreis ist zu sagen einfach die Roaminggebühren abschaffen wie damals beim Mobilfunk und schon würden die AD-Hoc Preise in den Keller fallen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Porsche erprobt Elektro-Cayenne unter Extrembedingungen – real und virtuell

Porsche erprobt Elektro-Cayenne unter Extrembedingungen – real und virtuell

Michael Neißendorfer  —  

Porsche setzt beim Cayenne Electric mehr denn je auf digitale Erprobung. Der Faktor Mensch bleibt dennoch unerlässlich.

Cover Image for Mitsubishi stellt neues E-Auto Eclipse Cross vor

Mitsubishi stellt neues E-Auto Eclipse Cross vor

Michael Neißendorfer  —  

Als erstes Elektroauto seit dem i-MiEV markiert der Eclipse Cross einen neuen Meilenstein für die japanische Traditionsmarke Mitsubishi.

Cover Image for Citroën ë-C3: günstige 200-km-Variante für unter 20.000 Euro

Citroën ë-C3: günstige 200-km-Variante für unter 20.000 Euro

Sebastian Henßler  —  

Citroën bringt den ë-C3 unter 20.000 Euro mit 200 km Reichweite. Ein günstiger Einstieg für alle, die vor allem in Stadt und Umland unterwegs sind.

Cover Image for Lithium im Fokus: Wie Forscher aus Abfall Werte schaffen wollen

Lithium im Fokus: Wie Forscher aus Abfall Werte schaffen wollen

Sebastian Henßler  —  

Lithiumabbau erzeugt bis zu 99 Prozent Nebenprodukte. Forscher Konstantin Born zeigt, wie Kreislaufwirtschaft schon im Abbau ansetzen kann und Werte schafft.

Cover Image for 10.153 Reservierungen für den AUDI E5 in 30 Minuten

10.153 Reservierungen für den AUDI E5 in 30 Minuten

Sebastian Henßler  —  

In China sorgte der AUDI E5 Sportback für Schlagzeilen: 10.153 Vorbestellungen in 30 Minuten, doch wie viele echte Verkäufe folgen, bleibt offen.

Cover Image for Leapmotor bestätigt Produktion in Spanien ab 2026

Leapmotor bestätigt Produktion in Spanien ab 2026

Sebastian Henßler  —  

Stellantis öffnet Werke für Leapmotor. Spanien wird Drehkreuz, Know-how fließt, und Zaragoza bietet Infrastruktur für Batterien, Logistik und Serienstart.