Die britische Anwort auf US- und EU-Subventionsprogramme

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 3 min

Aus der EU ist das Vereinigte Königreich mit wehenden Fahnen ausgetreten, jetzt müssen die Brexiteers zeigen, ob sie die noch verbliebene Autoindustrie im Land halten oder sogar neue Investitionen anziehen können. Kein leichtes Unterfangen, fischt die USA doch gerade mit dem Inflation Reduction Act nach zahlreichen neuen Produktionsanlagen für Autos und Batterien. Die EU hat ebenfalls ein eigenes Förderprogramm angekündigt. Und der „Advanced Manufacturing Plan“ soll nun Abhilfe für die Briten schaffen.

Die Tata Group – indische Muttergesellschaft der britischen Traditionsmarken Jaguar und Land Rover – will ein Batteriewerk bauen. Unklar ist jedoch noch, wo. Die britische Regierung hätte dieses gerne auf der Insel gesehen, sieht sie die grüne Industrie des Landes doch massiv gefährdet durch die us-amerikanischen Subventionen und die europäische Antwort darauf. Das Vereinigte Königreich läuft Gefahr, zwischen diesen beiden wirtschaftlichen Großmächten zerquetscht zu werden – ein rund 2,4 Milliarden Euro schweres Investitionsprojekt der Drax Gruppe zur Erfassung von CO2 soll bereits in die USA abgewandert sein. Die Entscheidung über den endgültigen Standort für das Tata-Batteriewerk wird also zur Nagelprobe für die britische Wirtschaft nach dem Brexit.

Matchen muss sich die britische Insel mit Spanien, das ebenfalls für das Tata-Batteriewerk, das Batterien für Jaguar fertigen soll, im Gespräch ist. Britische Offizielle wollen vernommen haben, dass sich Spanien bereits siegessicher gibt, auch wenn der Vertrag noch nicht in trockenen Tüchern ist. Andere Vertreter der britischen Regierung sollen unter vorgehaltener Hand erklärt haben, das Vereinigte Königreich hätte den Milliardensubventionen der USA nur wenig entgegenzusetzen. Das britische Hoffnungs-Start-up Britishvolt musste Anfang diesen Jahres das Aus bekanntgeben und konnte nicht gerettet werden. Die Mehrheit der Anteile wurden vom australischen Unternehmen Recharge Industries übernommen.

Der Advanced Manufacturing Plan

Das neue, britische Investitionsförderungsprogramm „Advanced Manufacturing Plan“ befindet sich noch in Erarbeitung, die Maßnahmen werden sich aber möglicherweise vorwiegend um Deregulierungsaktivitäten drehen. Die Sicherung der Lieferung von kritischen Mineralien, die für die Batterie- und Fahrzeugproduktion essentiell sind, stehe ebenso auf dem Plan. Weiters könnten die Energiekosten für Produzenten subventioniert werden. BMW hat jedenfalls schon angekündigt, für das geplante Mini-Produktionswerk in Oxford mit den britischen Förderstellen eine gute Verhandlungsbasis geschaffen zu haben. Ende Oktober hatte man noch verkündet, die Produktion nach China verlegen zu wollen.

Verkünden will die britische Regierung das Maßnahmenpaket am sogenannten „Green Day“ Ende März. Gleichzeitig mit dem Advanced Manufacturing Plan sollen an diesem Tag die neuformulierte Energiesicherungsstrategie, der britische Nuklearenergieplan sowie die Antwort auf zunehmende Kritik, die britische Regierung tue zu wenig für die heimische Wirtschaft und den Klimaschutz, präsentiert werden. Die ehemalige britische Premierministerin Theresa May hatte bereits 2017 eine Industriestrategie vorgelegt, diese hatte ihr Nachfolger Boris Johnson aber 2021 in der Tonne versenkt. Es bleibt abzuwarten, ob der nunmehrige Anlauf des aktuellen Premiers Rishi Sunak den erhofften Erfolg bringt.

Quelle: Automotive News Europe – U.K. to unveil battery plant strategy in bid to retain automakers

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Daniel W.:

Nur weil einige Reiche noch reicher werden wollten, waren die EU-Rechte für die Bürger und die Umwelt im Wege und der Brexit wurde mit Lügen unters Volks gebracht, das gerne an die Märchen der Regierung glaubte und die jetzt hart aus ihren Brexit-Träumen erwachen.

Großbritanien sollte seine alten Empire-Träume begraben und wieder ein EU-Mitglied werden, damit die Millionen Engländer, Schotten und Iren wieder von den EU-Vorteilen profitieren.

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