Die Frage: „Was kommt nach dem Elektroauto?“ ist bewusst ein wenig fordernd und überspitzt gestellt. Mag daran liegen, dass uns diese Woche ein Elektroauto-Umbau begegnet ist, welchen man so eigentlich nicht für möglich hält. Aus einem Tesla Model 3 wurde ein Hybrid. Was danach kommen dürfte ist klar, ein Verbrenner. Zumindest, wenn man den Weg vom Verbrenner über Hybrid und PHEV hin zum E-Auto zurück einschlägt. Aber das sollte nicht das Ziel sein. Daher nehme ich in dieser Folge des Elektroauto-News.net Podcast das umgebaute Tesla Model 3 als HyperHybrid-Auto genauer unter die Lupe.
Obrist Mark II – Das verbirgt sich hinter dem Model 3-Umbau
Hinter dem Umbau des Tesla Model 3 steht die Firma Obrist Powertrain, welche diesen zu einem E-Verbrenner umgebaut haben – zum „Obrist Mark II“. Im vorderen Kofferraum – dem sogenannten Frunk – hat das Unternehmen einen kompakten, effizienten Benziner untergebracht. Rein elektrisch geht es dadurch fortan nur noch 96 statt 400 Kilometer weit. Dank dem Verbrenner-Motor wäre es allerdings möglich, dass man bis zu 1.000 Kilometer am Stück zurücklegen könne. Aber eben nicht lokal emissionsfrei. Gehen wir ein wenig ins Detail.
Erreichen will man das Reichweitenplus indem man den 50 kWh Akku des Tesla Model 3, der auf den neuesten 2170 Zellen basiert, durch einen kleineren 17,3 kWh Akkupack mit älteren 18650 Zellen ersetzt, was zu einer erheblichen Gewichtseinsparung gegenüber der ab Werk-Konfiguration führt. Des Weiteren wird ein Zweizylinder-Benzinmotor im vorderen Kofferraum des Fahrzeugs eingebaut und zusammen mit dem Ersatz-Lithium-Ionen-Akku bietet Obrist maximale Energieeffizienz und eine unübertroffene Kompaktheit und Preisgestaltung. Bei einem Preis von 2.231,90 US-Dollar für das 17,3 kWh-System und 1.339,14 US-Dollar für den Motor beträgt der Gesamtpreis des Systems 3.571,04 US-Dollar, was etwa 55% günstiger ist als die Kosten für ein 50 kWh-Batteriemodul.
Der kleine Zweizylinder-Benziner, welcher bei Bedarf als Generator für die Batterie zum Einsatz kommt, arbeite stets im optimalen Drehzahlbereich und „mit einem perfekten Kraftstoff-Luftverhältnis“. Beim Wirkungsgrad kommt der Verbrenner-Motor auf 40 Prozent, eine Abgasnachbehandlung sei daher nicht nötig. Des Weiteren begnüge er sich zudem mit durchschnittlich etwa zwei Liter Benzin auf 100 Kilometer. Beim CO2-Ausstoß kommt der Obrist Mark II rechnerisch nur noch auf 23 Gramm pro Kilometer.
Zu bedenken gilt zudem, dass der 40 kW (54 PS) starke Verbrenner nicht erst einspringt, wenn die Batterie leer ist. Er lädt sie auch schonend nach, wenn über 65 km/h schnell gefahren wird. Ein Vorteil, wie Obrist gegenüber edison zu verstehen gibt: „Was all die heutigen Akkus am allerwenigsten können, ist vollladen und komplett entladen. Nach vielleicht 500 Ladezyklen hat die Batterie deshalb nur noch eine Kapazität von 80 Prozent.“ Bei seiner Erfindung werde zwischendurch immer ein wenig nachgeladen – „da kann die Chemie zehn mal mehr Energie umsetzen.“
Das Unternehmen mit Sitz am Bodensee in Österreich plant, sein erstes HyperHybrid-Auto im Jahr 2023 der Öffentlichkeit zum Kauf anzubieten. Es gebe bereits einen ersten Lizenzvertrag mit einem global agierenden Automobilhersteller. Genaueres weiß man allerdings nicht.
Reaktionen auf Elektroauto-News.net
Das ein solcher Umbau zu polarisieren weiß, dass sollte klar sein. Den Umbau vom Verbrenner zum E-Auto mag man bei uns auf dem Portal noch positiv aufschnappen. In die andere Richtung zeigt man sich davon allerdings nicht ganz so begeistert. Was nicht nur daran liegt, dass es sich um ein Model 3 handelt, welches umgebaut wurde. Auch wird die Tatsache bemängelt, dass kein Mensch am Stück 1.000 km fährt. Geschweige dies denn tun sollte. Stichwort Konzentration.
Entsprechende Pausen seien daher auch bei längeren Reisen anzuraten. Diese in Verbindung mit einem Stopp am Supercharger gewährleistet bereits nach 15 bis 20 Minuten Leistung für die nächsten Kilometer Strecke. Auch vergisst man, dass reine E-Autos nicht nur lokal emissionsfrei sind, sondern vor allem in der Stadt auch in puncto Lärm-Emission besser abschneiden als die Verbrenner-Alternative.
Am besten hat uns dieser Vorschlag eines Lesers gefallen:
„Als Upgrade biete ich ein Downgrade auf “Hamster-Range-Extender” an. Im Frunk finden etliche nachtaktive Kampfhamster ihr Zuhause. Die können nachts in ihren Hamsterrädern rennen und über einen Treibriemen-Generator die Akkus wieder aufladen.“
Oder dieser Vorschlag ließ auch viel Gegenliebe aufkommen: „Ich baue den Obrist gerne um auf Elektro. Man nehme den Frank (!) raus und baue einen neuen Akku der Generation 2022 ein und schon fährt man 650 km rein elektrisch. Man kann den Zusatz-Akku auch nehmen um einen zusätzlichen Holzvergaser anzutreiben.“ Natürlich auch nicht die Lösung, aber wir halten es da wie Galli. Der hat erkannt: „Das Problem hier ist nicht das Hybrid Konzept wie viele Kommentare rumschreien. Aber wenn ich einen Hybrid will kaufe ich keinen Tesla und lasse ihn teuer und halbgar umbauen, sondern kaufe mir z.B. einen BMW 330e.“
Festhalten lässt sich, dass es zwar ein interessanter Ansatz ist ein Tesla Model 3 zu modifizieren, in dem man auf leichtere, kleinere Akkumodule setzt und einen Motor im Frunk einbaut – den Sinn eines E-Autos führt man damit allerdings ad absurdum in Zeiten der Klimakrise. Oder was meinst du?
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