Deutschland: 17 Elektroautos auf eine Ladesäule

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 2 min

Eine Studie der Unternehmensberatung Bain hat kürzlich eine Versechsfachung der Ladeumsätze in Europa prognostiziert – und die aktuellen Zahlen könnten ihnen Recht geben: in Deutschland haben alleine im Juli über zwei Millionen Elektroautos an einer öffentlichen Ladestation geladen – so viele wie noch nie zuvor und doppelt so viele wie noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das geht aus den Daten des Charging Radars hervor. Dabei entfiel der Großteil der öffentlichen Ladevorgänge auf Schnellladestationen mit Ladeleistungen jenseits von 50 Kilowatt. Die Zahl der Ladepunkte wuchs im Vergleich dazu jedoch nur um zwei Prozent. 17 Elektroautos (inklusive Hybride) müssen sich also rein rechnerisch eine Ladesäule teilen – ideal wäre laut Verband der Autoindustrie eine Relation von 10:1. Im letzten Jahr lag die Relation noch bei 16:1.

1,4 Millionen Elektroautos stehen laut Charging Radar in Deutschland rund 80.000 Lade-Outlets gegenüber. Die Bundesnetzagentur zählt nur 63.570 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland, davon 9.918 Schnellladepunkte. Die Bundesnetzagentur hinkt prozessbedingt dem Charging Radar hinterher – so listet sie aktuell nur 150 Standorte von Aral Pulse, während der Charging Radar bereits 220 Standorte eingepflegt hat. Die Zahl der Elektroautos wächst also deutlich schneller als das öffentliche Ladenetz – was zu einer erheblichen Schieflage führt. Längere Staus vor den Ladesäulen wurden in diesem Sommer dennoch nur vereinzelt gemeldet, lädt doch der Großteil der Elektroautofahrer ihre Stromer zuhause oder am Arbeitsplatz.

Spannend könnte hingegen die Preisentwicklung werden: erst vereinzelt haben die Ladestellenbetreiber die Preise aufgrund der dramatischen Entwicklung der Strompreise angehoben. Ende Juni kostete die Kilowattstunde Wechselstrom (AC) an den Ladestationen im Schnitt 48 Cent. Für das Gleichstrom-Schnellladen weist der Charging Radar einen Durchschnittspreis von 57 Cent aus. Discounter wie Aldi bieten den Ladestrom zwar nicht mehr gratis an, die Preise sind dennoch noch am unteren Level (29 Cent für AC, 39 Cent für DC) – so werden die Durchschnittspreise im Schnitt nach unten getrieben. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass die Preise für öffentliches Laden in den nächsten Wochen und Monaten deutlich zulegen werden.

Quelle: edison.media – Immer mehr Elektroautos stressen das Ladenetz

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Iris Martinz

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Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.
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Philipp Alexander Vollmer:

Dafür brauchen wir aber mehr HPC-Ladesäulen an Autobahnen und vor allem an Bundesstraßen.

Achim:

Hat eigendlich schon mal einer nachgedacht über die Urlaubs und Transitfahrten aus dem Ausland. Die benötigen jetzt und in Zukunft schließlich auch Strom für Ihre BEV.Damit wird der Statistische Wert erneut verzerrt.
Wir haben übrigens das gleiche Problem, wenn wir mit unseren BEV im Ausland laden müssen. Das Ladeproblem muss also Europäisch gesehen werden.

panib:

Thema verfehlt, auch wenn weitgehend richtig. Dass die Parteien, die die Forderungen der Grünen konterkariert haben, aus Profitgier gehandelt haben sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Martin:

Diese Frage bringt nichts, denn das gilt für alle Fahrzeuge, wenn man so knapp bis zum Ende der geladenen Energie (sei es Strom od. Benzin) fährt, was ja normal niemand macht, dann steht man mit beiden Fahrzeugen. Es gibt heutzutage auch nicht um jede Ecke eine Benzintankstelle.

egon_meier:

Die Frage stellt sich bei jedem Verbrenner genau: Sie bleiben auch mal ohne Sprit liegen und keiner meckert über zu wenig Tankstellen.

Im Moment ist der vermeintliche Ladestellenmangel – bis auf ganz wenige Ausnahmen – ein Komfortproblem.

egon_meier:

Soso … welches ist der internationale Standard für E-Autos und flächendeckende Ladeabdeckung und wer legt ihn fest und wer ist da aus welchem Grund führend?

wranky:

Im Durchschnitt war das Wasser 50 cm tief und trotzdem ist die Kuh darin ertrunken. Was hilft dem Fahrer eines e-Fahrzeuges, wenn seine Batterie fast entladen ist, diese Unterwegs laden muss und er trotz Planung keine funktionierende Ladestation in der Nähe ist.

Groß:

Nicht nur in der Technuk für E-Autos som´ndern auch in der Flächedekenden Abdeckung der Ladesäulen ist Deutschland um Jahre hinter dem internationalen Standart.
Bei den Diskkusionen welche ich hier lese wundert mich das auch nicht.

Johannes:

Seit 2012 sind mindestens 80.000 Arbeitsplätze in der PV Industrie verloren gegangen – ich war einer davon. Das war die Folge fossil getriebener Politik. Mit der Windkraft nun wieder das selbe. Hoffentlich wirds jetzt was.

brainDotExe:

Die Parteien welche die letzten 20 Jahre alles verhindert haben was in die Richtigung Nachaltigkeit zielte dürften heute Rückgrat beweisen und dazu stehen, dass sie bisher nur und ausschliesslich von Profitgier getrieben wurden. Ob sich das geändert hat bezweifle ich.

Immer schön diese Lügen.
Wir sind in den letzten 20 Jahren auf ca. 45% Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung gekommen. Das ist verglichen mit Ländern ähnlich großer Bevölkerung immernoch Weltspitze.

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