BVG flottet mehr als 100 neue Elektrobusse ein, mit und ohne Gelenk

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BVG

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die BVG hebt die Berliner Elektromobilität im Rahmen des Projektes „E-MetroBus“ auf eine neue Stufe. Mit dem Solaris Urbino 18 electric gehört seit kurzem der erste vollelektrisch angetriebene Gelenkbus zu Deutschlands größter Stadtbusflotte. 16 weitere werden in den nächsten Wochen folgen. Nach kurzem Testbetrieb sollen die neuen E-Schlenkis ab Sommer alle Fahrten auf der Linie 200 übernehmen und so für noch bessere Luft in der Innenstadt sorgen.

Genau wie die Fahrzeuge der bisherigen Gelenkbus-Flotte sind die Neuzugänge 18 Meter lang und bieten Platz für 99 Fahrgäste. Für einen spürbaren Unterschied sorgt der nahezu geräuschlose Elektroantrieb. Erstmals in Berlin werden die neuen Fahrzeuge innerhalb weniger Minuten per Pantograf an den Endhaltestellen geladen. Die dazu benötigten Schnellladesäulen liefert die Firma Siemens. Das erste Exemplar an der Hertzallee ging bereits Ende der vergangenen Woche ans Netz.

„Die ersten E-Gelenkbusse sind ein weiterer Meilenstein für den Klimaschutz und die Modernisierung der BVG. Immer mehr Busse mit innovativem Elektroantrieb ersetzen die alten Dieselfahrzeuge. So wird Mobilität sauberer, leiser und umweltfreundlicher. All das ist gut für Berlin.“ — Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Dieses Projekt ist wegweisend für die Elektromobilität in Berlin“, sagt Dr. Rolf Erfurt, BVG-Vorstand Betrieb. Gelenkbusse seien „das Rückgrat“ der Berliner Busflotte und die BVG sei „sehr froh, sie auch in der elektrisch angetriebenen Variante zu testen. Außerdem werden wir sehen, wie gut das Laden an den Endstellen der hochfrequenten Linie 200 funktioniert.“ Um solche Fragen zu klären, hat sich die BVG für das Projekt zu einer Forschungskonstellation mit der TU Berlin und dem Reiner Lemoine Institut zusammengeschlossen.

Die Fahrzeuge und Infrastruktur werden im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes „E-MetroBus“ beschafft. Das Projektvolumen beläuft sich insgesamt auf rund 16,74 Millionen Euro. Davon übernimmt die BVG jene Kosten, die für vergleichbare Dieselbusse angefallen wären. Im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität wird das Projekt mit insgesamt 4,3 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die restlichen Mehrkosten übernimmt das Land Berlin.

Die ersten von 90 New Urbino 12 Electric sind da

Das Land Berlin und die BVG erweitern die Berliner E-Busflotte mit einem weiteren Modell, dem Solaris New Urbino 12 Electric, der kleinere Bruder des 18 Electric und ohne Gelenk. Seit kurzem sind die ersten von insgesamt 90 Fahrzeugen des Typs Solaris New Urbino 12 Electric, die ab diesem Jahr die BVG-Flotte verstärken werden, im Dienst. Neben dem elektrischen Antrieb ist die neue Fahrzeuggeneration auch mit vollelektrisch betriebener Heizung und Klimaanlage unterwegs und damit zu 100 Prozent lokal emissionsfrei. Größe, Kapazität und Ladetechnologie entsprechen jenen des Vorgängermodells, das bereits im vergangenen Jahr bei der BVG in den Betrieb ging. Geschulte Augen erkennen die neuen Fahrzeuge an einem kleinen Facelift.

Die ersten 30 E-Busse der neuen Charge kommen bis Anfang April nach Berlin. 60 weitere Busse folgen von Anfang August bis Ende des Jahres. Gemeinsam mit den jeweils 15 im letzten Jahr gelieferten Elektrobussen von Mercedes und Solaris sowie einem Fahrzeug aus dem Forschungscampus Mobility2Grid wird der Fuhrpark dann 121 elektrisch angetriebene Eindecker zählen. Mit dem Einsatz dieser Fahrzeuge spart die BVG jährlich einen Ausstoß von rund 8000 Tonnen CO2 ein. Alle elektrisch angetriebenen Busse werden ihr neues Zuhause auf dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße finden. Dazu ergänzt die BVG ihre 30 Ladesäulen um weitere 83.

Neben den Linien 142, 259, 300 und 347 wird man nun ab sofort auch auf den Linien 147, 155, 250, 294 und N50 E-Bussen begegnen. Außer in der Innenstadt werden die Elektrobusse der BVG dann bald auch in Hohenschönhausen, Pankow, Niederschönhausen, Friedrichsfelde und Wilhelmsruh zum Stadtbild gehören.

Die Kosten für die 90 neuen Fahrzeuge einschließlich der benötigten Ladeinfrastruktur sind mit insgesamt rund 61 Millionen Euro veranschlagt. Die BVG plant in der Hochlaufphase die Beschaffung von insgesamt bis zu 210 elektrisch angetriebenen Eindeckern. Dieses Vorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit bis zu 35 Millionen Euro und vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit bis zu 12,7 Millionen Euro gefördert. Die BVG übernimmt jene Kosten, die für vergleichbare Dieselbusse angefallen wären. Die restlichen Mehrkosten übernimmt das Land Berlin.

Quelle: BVG — Pressemitteilungen vom 02. und 03.04.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Kamero:

Äpfel mit Birnen vergleichen. Immer wieder lustig, wenn fachfremde meinen, Sie stünden über dem Wissen der Experten.
Eberswalde hat schon eine fertige Infrastruktur. Sie können ja gerne mal das Volumen für eine Stadt wie Berlin errechnen. Da können Sie das Vielfache des jetzt für Berlin benötigten Volumens erwarten. Von der Instandhaltung und der Unflexibilität will ich gar nicht erst anfangen. In Berlin werden immer wieder Linienführung den Verkehrsströmen angepasst. Davon kann man in Eberswalde wohl kaum reden.

Ingo Schlauberger:

Hey Volta
Du sagst es
In Deutschland wird immer und immer wieder getestet obwohl in anderen Städten es schon super läuft
Ähnlich in Eberswalde da fahren seit Jahren Oberleitungsbusse
Und woanders wird stolz geforscht und entwickelt

Volta:

Immer wieder erstaunlich, das bereits in der Praxis bewährte Verfahren neu erfunden werden. Das opportunity Charging funktioniert, beweisen Städte wie Osnabrück und Münster, da muß nicht neues erforscht werden. Auch wenn hier nun Gelenkzüge im Betrieb sind, so ändert das nichts am Verfahren, lediglich die höhere Grundlast ist auf die benötigte Batteriekapazität zu übertragen. Endlich kommt die Zukunft auch in Berlin an.

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