Bollinger: Verschuldeter E-Lkw-Hersteller kurz vor Insolvenz

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Bollinger

Laura Horst
Laura Horst
  —  Lesedauer 3 min

Der E-Fahrzeug-Hersteller Bollinger wird unter eine gerichtlich angeordnete Zwangsverwaltung gestellt. Das Unternehmen, das für seine Elektro-Nutzfahrzeuge bekannt ist, ist hoch verschuldet und steht kurz vor der Insolvenz.

Bei Bollinger haben sich die Probleme gehäuft und das Unternehmen habe in letzter Zeit Schwierigkeiten gehabt, viele seiner Rechnungen zu zahlen, wie CEO Bryan Chambers in einer Anhörung in Detroit aussagte. Mitarbeitergehälter wurden nicht mehr gezahlt und auch bei der Miete für die Büroräume in Oak Park nahe Detroit geriet Bollinger in Verzug. Bei Zulieferern sollen noch zahlreiche Rechnungen offen sein.

Insgesamt acht Klagen sieht sich der E-Fahrzeug-Hersteller gegenüber. Unter den Klägern ist neben den Zulieferern auch Unternehmensgründer Robert Bollinger, der im Oktober vergangenen Jahres ein 10-Millionen-Dollar-Darlehen gewährt hatte. Er habe jedoch bisher keine Rückzahlung erhalten.

Bollinger Motors wurde vor rund zehn Jahren gegründet. Ursprünglich plante das Unternehmen, einen vollelektrischen SUV und einen Pick-up auf den Markt zu bringen. Später wurde dieses Vorhaben auf Eis gelegt und das Unternehmen gab bekannt, sich nur noch auf Nutzfahrzeuge konzentrieren zu wollen. Im Jahr 2022 übernahm der Autobauer Mullen einen Großteil der Firmenanteile. Im vergangenen Jahr hat Bollinger mit der Herstellung des Elektro-Lkw B4 begonnen, dessen größere Version, der B5, in 2026 folgen sollte.

Sowohl Unternehmensgründer Robert Bollinger als auch die derzeitigen Führungskräfte sehen ein Hauptproblem des Herstellers darin, dass Mullen nicht genügend Mittel bereitgestellt hat, um den Betrieb am Laufen zu halten. Die von Mullen ernannten Mitglieder des Bollinger-Verwaltungsrats haben laut Bollinger-Führungskräften seit fast einem Jahr keine Sitzungen mehr einberufen. Es gäbe keine Anweisungen, wie mit der derzeitigen finanziellen Schieflage umgegangen werden soll. Mullen selbst reagierte indessen nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Laut Bollinger-CEO Bryan Chambers soll Mullen vor wenigen Tagen eine Zahlung in Höhe von 350.000 Dollar an Bollinger getätigt haben. Mit dem Betrag könne das Unternehmen wichtige Zahlungen leisten. In der Anhörung vor Gericht sagte Chambers aus, dass Bollinger nicht genug mit dem Verkauf seiner Elektro-Lkw verdiene. Während der Hersteller im vergangenen Jahr gerade einmal zwei Lkw zu einem Preis von rund 138.000 Dollar (ca. 123.249 Euro) verkauft hat, warten im Lager noch etwa vierzig Lkw im Wert von etwa fünf Millionen Dollar.

In der Zwischenzeit ist der Betrieb des E-Fahrzeug-Herstellers großenteils zum Stillstand gekommen. Die Produktion in einer Anlange von Roush Enterprises, das mit dem Bau der Lkw beauftragt ist, wurde vor einer Woche gestoppt, nachdem Bollinger die Zahlungen in Höhe von 1,8 Millionen Dollar versäumt hatte. Selbst wenn Bollinger die Schulden bei den Zulieferern begleiche, würde es laut CEO Chambers noch zwei bis drei Monate dauern, bis die Produktion wieder anlaufen könnte.

Quelle: The Detroit News – EV maker Bollinger Motors, low on cash, will be run by court-appointed receiver

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Egon_meier:

MAN (VW !!), Mercedes, Volvo und viele andere liefern bereits Elektro-LKW
Vielleicht sollte man sowas wirklich den Profis überlassen und nicht den Bastelbuden.

Als letzteres bewerte ich auch den Laden E.M. Nimmt dort das LKW-Projekt den gleichen Weg wie der Edelstahl-Blech-Pickup? Es ist sehr, sehr still geworden.

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