Akku-Experte: „Auch 1000 Kilometer Reichweite sind möglich“

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Prof. Maximilian Fichtner | VW AG

Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 2 min

Der Batterie-Experte Maximilian Fichtner sieht in den kommenden Jahren große Fortschritte bei den Stromspeichern für E-Autos. Insbesondere erwartet der Ulmer Professor für Festkörperchemie Entwicklungssprünge bei Speichermaterialien, aber auch beim Aufbau künftiger Akkus. Zu diesen Themen gab er bei VW ein Interview.

Fichtner rechnet damit, dass beim Anodenmaterial der bislang reine Graphit schon bald durch eine Mischung mit Silizium ersetzt werden könnte. Da dieses Halbmetall eine zehnmal höhere Speicherdichte aufweise als Graphit, würde der Energiegehalt der Batterien deutlich steigen. Zudem könnten künftige Batteriesysteme bei gleicher Größe fast doppelt so viel Speichermaterial aufnehmen. „Das ist ein wichtiger Hebel für höhere Reichweiten.

Die von vielen ersehnte Festkörper-Batterie bietet laut Fichtner die Möglichkeit, das Mineral Graphit am Minuspol durch metallisches Lithium zu ersetzen. „Das würde Reichweiten-Steigerungen von 30 bis 40 Prozent bringen – deshalb gilt die Technologie als heiliger Gral der Batterieforschung.“ Er sehe in diesem Bereich durchaus Chancen, allerdings blieben – unabhängig von möglichen Kosten – große Unsicherheiten, weil es Festkörper-Batterien noch nicht in industrieller Ausprägung gebe.

Lithium-Ionen-Akkus hingegen seien erprobt und erschwinglich. Mit der Einführung nachhaltiger Kathoden-Materialien wie Lithium-Eisenphosphat sei die wichtige Marke von 100 Dollar pro Kilowattstunde Strom unterschritten worden. „Das ist die magische Grenze, unterhalb derer ein Elektroauto kostengünstiger wird als ein Verbrenner.“ Ob oder wie schnell das mit der Festkörper-Batterie gelingt, lasse sich heute noch nicht sagen.

In einem aber ist sich Fichtner sicher: „Elektrische Reichweiten deutlich über 500 Kilometer werden bald selbstverständlich sein.“ Selbst 1000 Kilometer seien durchaus möglich. Insgesamt sei die Entwicklung der Fahrzeuge auf einem guten Weg. Baustellen sehe er dagegen bei der Lade-Infrastruktur. So müssten flächendeckend leistungsstarke Schnellladesäulen aufgestellt werden. „Wir müssen Städtern ohne eigene Wallbox ermöglichen, ein E-Auto bequem zu laden.“ Zudem seien einheitliche Preise beim Laden unterwegs unabdingbar. „Das Elektroauto hat im Pkw-Bereich die beste Klimabilanz aller Antriebsarten – wir sollten deshalb dafür sorgen, dass sich die E-Mobilität durchsetzt.

Kritik am Abbau von Batterie-Rohstoffen kann Fichtner verstehen. Bei Kobalt allerdings hält er einen kompletten Ausstieg für möglich und auch geboten. Wegen der Menschenrechts-Problematik, aber auch wegen begrenzter Reserven. Mit Lithium-Eisenphosphat sei eine gute Alternative bereits vorhanden. Das Material sei kostengünstig, nachhaltig verfügbar und ungiftig. Beim Lithium hingegen zeichne sich bisher kein überzeugender Ersatz ab. „Allerdings reichen die weltweiten Vorräte erheblich länger als bei Kobalt – und zur Gewinnung aus Salzseen gibt es ebenfalls Alternativen.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 23. April 2021

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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John Ahab:

Tesla baut selten wie versprochen.

panib:

Du fährst in vier Stunden auf deutschen Autobahnen keine 500 km, wenn Du am Tag fährst. Auch nicht mit einem 911er. Hier ne Baustelle, da ein kleiner Stau und Deine Durchschnittsgeschwindigkeit geht rapide in den Keller.

Kurt Werner:

In erster Line lade ich mein Elektroauro zu Hause, wenn ich es nicht brauche. Damit muss ich auch keine 5 Minuten warten. Wenn ich größere Stracke fahre mache ich in der Regel Pausen, in der Zeit lade ich die Batterie. Auch da benötige ich keine zusätzliche Zeit. In wenigen Fällen muss ich tatsächlich warten. Über das Jahr gesehen benötige ich aber für das Laden deutlich weniger Zeit, als früher für das Tanken.

Daniel:

Das ist der Punkt. Ein Tempolimit würde den Wandel zur e-Mobilität definitiv beschleunigen. Was viele auch übersehen: Wenn Deutschland wirklich Weltmarktführer beim autonomen Fahren werden soll, wie sich Super-Andi das denkt, dann kommen wir um ein Tempolimit ohnehin nicht drumrum. Die hohen Geschwindigkeitsunterschiede auf deutschen Autobahnen sind das größte Hindernis für die Implementierung des autonomen Fahrens…

Ralf:

Bei meinem Kia e-soul mit 64kwh Batterie sind es gerade mal 16-20km an Reichweitenverlust. Von 425km bei vollem Akku im Stadtverkehr . Lächerlich!

Tom 1:

Da geht aber noch was nach unten, aber halt mit dem Gasfuss vorsichtig sein, genau wie beim BEV. Der SLK ist jetzt nur noch ganz selten unterwegs.

Farnsworth:

Ich lade meinen E-Up normalerweise nur auf 70% damit der Akku länger hält. Das ist mit keiner Komforteinbuße verbunden. 100% benötige ich nur, wenn ich Langstrecke fahre. Also vielleicht 10 Mal im Jahr.

Wechselakkus machen wieder ein Akkumietmodell nötig. Ich würde mir meinen gekauften Akku doch nicht wegwechseln lassen wollen. Das ist auch viel umständlicher als einfach einen Stecker in ein Auto zu stecken. Kommt für mich nicht in Frage. Was die wenigsten wissen ist, dass der Zoe dafür vorbereitet ist. Renault hatte eine Kooperation mit Betterplace. Auch das Model S hatte dieses Feature. Eingestampft: zu wenig Nutzer.

Farnsworth

Farnsworth:

Nö, da gibt es ja nichts zu beschönigen. Wer E-Auto fährt weiß, dass eine kalte Batterie und vor allem die Heizung die Reichweite verringern. Wenn der Vortrieb maximal effizient ist, haut die Heizung halt besonders rein. Beim Verbrenner nutzt man diese ansonsten weggeworfene Energie dafür. Dafür heizt der Verbrenner auch im Sommer, wenn man die Wärme nicht braucht.

Im Alltag hat dieser Mehrverbrauch durch Heizung aber keinerlei Relevanz. Höchstens, dass ich bei kurzen Fahrten die Heizung ausschalte. Im Winter habe ich ja eh ne dicke Jacke an. Die ziehe ich nur auf längeren Strecken aus.

Farnsworth

Farnsworth:

Das ist noch gar nicht so lange her. Mein SLK hat sich 10l reingetan, da leuchtete nach 450km die Tankleuchte. Da bin ich trotzdem mit an den Gardasee gefahren. Und ich habe auch Pausen auf der Fahrt gemacht (unabhängig vom Tanken).

Farnsworth

Sluwaga:

Aber nach 5 Minuten tanken konnten Sie wieder 400Km fahren.

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