Wie geht es mit der Batteriefabrik in Kaiserslautern weiter?

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Hier sollte eigentlich eine neue Batteriefabrik entstehen / ACC (Bild aus April 2023)

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

An der Baustelle der geplanten Batteriefabrik in Kaiserslautern von ACC, ein Gemeinschaftsprojekt der Autohersteller Stellantis und Mercedes-Benz sowie dem Energieunternehmen TotalEnergies, herrscht seit mehreren Monaten Stillstand. Aufgrund diverser Probleme innerhalb von ACC, das in Europa eigentlich drei Batteriefabriken aufbauen wollte, liege der Fokus derzeit auf dem bereits eröffneten Werk im französischen Billy-Berclau.

Schwierigkeiten beim Hochlauf, über die in den gut 18 Monaten seit Produktionsstart in Billy-Berclau immer wieder berichtet wurde, hat ACC bislang unkommentiert gelassen. Die bis Ende 2024 produzierten Zellen sollen gerade einmal für 2000 bis 3000 Elektroautos reichen. Die Prioritäten liegen daher auf diesem Werk, weitere Batteriefabriken, darunter auch jene in Termoli in Italien, seien erst sinnvoll, wenn die erste voll funktionsfähig ist, hieß es zuletzt von TotalEnergies.

Für Kaiserslautern heißt es daher: warten, und das schon seit Juni 2024. Eigentlich sollten, so die ursprünglichen Pläne, seit Anfang des Jahres Batterien für mehr als eine halbe Million Elektroautos pro Jahr vom Band laufen. In einem aktuellen Stimmungsbild hat sich der SWR bei Verantwortlichen in und für Kaiserslautern umgehört. ACC bestätigte demnach frühere Berichte, wonach „eine Entscheidung über die Fortführung des Projekts in Kaiserslautern nicht vor Ende 2025 erwartet“ wird. Von vormals 2000 neuen Jobs in dem Werk sei nun auch nur noch von 1500 die Rede.

„Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist so etwas natürlich katastrophal“

Tim Hettesheimer vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe sagte dem SWR, dass vor allem die hohe Ausschussquote der produzierten Akkus ein Problem für ACC darstelle: Die Hälfte der Batteriezellen sei defekt, „aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist so etwas natürlich katastrophal“, so Hettesheimer. Er geht davon aus, „dass es nicht an einem Fehler liegt, sondern an vielen Fehlern, es wahnsinnig viele unterschiedliche Fehlerquellen innerhalb dieser Produktionskette gibt, die man erst mal kennenlernen muss.“ Hier zeige sich schmerzhaft, dass europäische Batteriehersteller der marktbeherrschenden Konkurrenz aus China um viele Jahre hinterher sind.

Kaiserslauterns Oberbürgermeisterin Beate Kimmel (SPD) wollte sich auf Anfrage des SWR nicht nicht äußern, Stadtrat Stefan Glander (Linke) sagte, dass das ganze Projekt von Anfang an mühsam gewesen sei, „was Kommunikation anging, von dem Investor, von der politischen Seite. Das war alles andere als ein Musterbeispiel für eine Industrie-Ansiedlung“, kritisierte er. CDU-Stadträtin Ursula Düll scheint das ACC-Werk in Kaiserslautern bereits ganz abgeschrieben zu haben, sie spricht davon, dass es „schön“ wäre, „wenn man sich dann um eine andere Nutzung dieser Fläche kümmern könnte, die ja dann auch wieder Arbeitsplätze generiert.“

Klar sei aber auch, wie der SWR treffend anmerkt, dass Deutschland bislang kaum eigene Batteriezellfabriken hat und das Werk in Kaiserslautern gebraucht werde, schließlich steigt mit dem bevorstehenden Hochlauf der E-Mobilität auch die Nachfrage nach Batterien.

Quelle: SWR – Batterien für E-Autos: XXL-Fabrik in Kaiserslautern vor dem Aus?

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Pedro G.:

Die Chinesen haben 15 Jahre gebraucht um auf den jetzigen Stand zukommen ⁉️

Daniel W.:

Eine weitere schlechte Nachricht.

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Batteriezellen-Entwickler CustomCells ist insolvent

Im Zuge der Insolvenz des Flugtaxi-Entwicklers Lilium hat nun auch der deutsche Battteriezellen-Entwickler CustomCells einen Insolvenzantrag gestellt. Der Zusammenhang: Lilium war der größte Kunde von CustomCells – und soll hohe Rechnungen nicht beglichen haben.

Damit ist einer der Pioniere der Batteriezellen-Entwicklung in Deutschland insolvent. Bereits 2012 als Spin-off der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft gegründet, baute CustomCells Batterie-Standorte in Itzehoe und Tübingen auf. Heute sind mehr als 200 Menschen bei CustomCells beschäftigt – und die müssen nun um ihre Arbeitsplätze bangen.
(Quelle: electrive.net – 30.04.2025)
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In einem Land mit CDU-geführter Regierung, die von Technologieoffenheit redet und Verbrenner meint, haben Batterien ein Problem – sie haben keinen Auspuff.

Der frühere CDU-Minister Altmaier ließ die Solar- und Windkraftbranche in Deutschland „den Bach runtergehen“ – wird das bei den Batterienfabriken anders?

Die Strompreise hoch und auch die Arbeitskosten, dazu Fachkräftemangel und hohe Staatsschulden, die zu höheren Steuern und Abgaben führen dürften.

Wir werden wohl auch in Zukunft riesige Mengen an Batteriezellen aus China beziehen müssen, wenn wir E-Autos in Deutschland produzieren wollen.

Robert:

„Die Hälfte der Batteriezellen sei defekt, „aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist so etwas natürlich katastrophal“, so Hettesheimer. Er geht davon aus, „dass es nicht an einem Fehler liegt, sondern an vielen Fehlern, es wahnsinnig viele unterschiedliche Fehlerquellen innerhalb dieser Produktionskette gibt, die man erst mal kennenlernen muss.“ Hier zeige sich schmerzhaft, dass europäische Batteriehersteller der marktbeherrschenden Konkurrenz aus China um viele Jahre hinterher sind.“
Genau das ist das Problem die Europäer dachten wohl es kann ja nicht so schwer sein Batterizellen zu bauen, jetzt sieht man es brauch viele Jahre an erfahrung um zu lernen wie man Batterizellen herstellt ob dieser Rückstand zu China noch aufgeholt werden kann das ist wohl die alles Enscheidende Frage
für die Zukunft

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