48 MWh-Speicherprojekt mit Autoakkus bald startklar

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

In Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern entsteht ein Batteriespeicher der besonderen Art. Zwei Unternehmen, die sich auf Energiesysteme spezialisiert haben, setzen dort auf neue, aber nicht mehr verwendete Akkus aus Elektroautos. Der Stromspeicher soll eine Kapazität von 48 Megawattstunden haben und im zweiten Halbjahr 2025 ans Netz gehen. Ein ähnliches Projekt mit kleinerer Leistung ist bereits in Nordrhein-Westfalen realisiert worden.

Der Baugrund in Grevesmühlen ist vorbereitet, so The Mobility House in einer aktuellen Mitteilung. Nun fehle nur noch das Umspannwerk, das von E.Dis Netz errichtet werde. Sobald es fertig ist, könne der Betrieb starten. Das Ziel sei, ausrangierte Batterien in einem neuen Umfeld weiter zu nutzen, statt sie zu entsorgen. Viele dieser Akkus stammen aus Produktionsüberschüssen, Modellwechseln oder falsch kalkulierten Verkaufszahlen von Elektroautos. Obwohl diese Akkus nie im Auto zum Einsatz kamen, haben sie noch eine lange Lebensdauer.

Das Konzept basiert auf Containern, in denen Batterien standardisiert eingebaut werden. Fenecon hat dieses System an verschiedenen Orten bereits erfolgreich umgesetzt, unter anderem an seinem Standort in Iggensbach und Greenville in den USA. Die Technik ermöglicht es, verschiedene Batterietypen effizient zu kombinieren und stationär zu betreiben. Damit wird ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft geleistet, bei dem hochwertige Ressourcen nicht verloren gehen.

The Mobility House Energy sorgt mit digitaler Steuerung für einen schonenden Einsatz der Akkus. Eigenentwickelte Algorithmen regeln die Nutzung der Speicher. So werde die Leistung optimal an den Strommarkt angepasst und gleichzeitig die Alterung der Batterien verlangsamt. Dadurch halten sie länger und tragen zu einem stabileren Energiesystem bei. Diese doppelte Wirkung – Netzstabilität und Batterieschonung – ist ein zentrales Element des Projekts.

In Deutschland werden jedes Jahr zahlreiche hochwertige Autoakkus aussortiert, ohne je genutzt worden zu sein. Gleichzeitig importiert man neue Speicherzellen aus dem Ausland, etwa aus China. Für Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer von Fenecon, ergibt das wenig Sinn. Er möchte die hierzulande vorhandenen Batterien stattdessen in deutschen Speicheranlagen verwenden. So können ihre technischen Vorteile wie gute Effizienz und geringerer Kühlbedarf sinnvoll genutzt werden. Das spart Kosten und schont die Umwelt.

Auch Marcus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House, sieht Potenzial in dieser Lösung. Nach seiner Einschätzung sind Batteriespeicher ein fester Bestandteil der künftigen Stromversorgung. Wenn Autoakkus mehrfach genutzt werden, senkt das nicht nur die Preise im Energiesektor, sondern macht auch die Elektromobilität wirtschaftlicher. Die Speicher können sowohl vor als auch nach dem Einsatz im Auto ihre Aufgabe erfüllen.

Der neue Speicher wird von Fenecon betrieben und gewartet. Beide Firmen arbeiten seit Jahren zusammen und haben bereits verschiedene Projekte realisiert. Ihre gemeinsame Erfahrung hilft, die Technik weiterzuentwickeln und für unterschiedliche Anwendungen nutzbar zu machen. Das Vorhaben in Grevesmühlen ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Quelle: The Mobility House – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pedro G.:

So ein Projekt im AfD Land hoffentlich Passiert da nichts ;-}

Kirk:

Danke für die Erklärung!

Gastschreiber:

Ist bspw. bei Nio eine der Möglichkeiten, das wird dann per Akkumiete realisiert. Man weiß also nie, was für einen Akku man nach einem Ladevorgang im Auto hat. Positiv kann man hier sogar, bspw. für Urlaubsfahrten, temporär einen größeren Akku holen.

brainDotExe:

Manche Hersteller bauen die Akkupacks schon auf Vorrat und halten die dann konstant auf einem gewissen Ladestand (ich schätze 50%), weil das für die Akkus am besten ist.

Da die Akkus dann sowieso mit dem Netz verbunden sind, können die Hersteller dann kurzfristige Regelleistung bereitstellen. Das macht den Akkus so gut wie nichts aus und bringt ordentlich Geld.

Kirk:

„Die Speicher können sowohl vor als auch nach dem Einsatz im Auto ihre Aufgabe erfüllen.“
Dieser Satz macht mich stutzig. Den müsste mir bitte jemand erklären.
Für mich hört sich das so an, als wenn zukünftig auch zuvor gebrauchte Akkus in E-Fahrzeuge eingebaut werden sollen!?!

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