Der Automobilzulieferer Webasto, bekannt für Dachsysteme und Batteriepakete, verfolgt mit seinem Werk in Schierling das Ziel, sowohl CO₂-Neutralität als auch vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz – die sogenannte Autarkie – zu erreichen. Autarkie im Energiesektor bedeutet, dass ein Standort seine Energie größtenteils aus eigenen Quellen wie Photovoltaik- oder Windkraftanlagen bezieht und nicht auf externe Versorger angewiesen ist. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet das Unternehmen intensiv an der Optimierung seiner Energieversorgung und -nutzung. Davon konnten wir uns bereits im Juni 2023 vor Ort überzeugen. Nun ist man ein paar Schritte weiter.
Schierling: Energieautarke Produktion mit Second-Life-Batterien
Ein zentrales Element in dieser Strategie ist der in diesem Jahr in Betrieb genommene Batteriespeicher mit einer Kapazität von einer Megawattstunde (MWh). Der Speicher nutzt 30 Second-Life-Batterien, die aus der eigenen Produktion stammen. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Prototypen oder Rückläufer aus Testläufen, die für den Einsatz in Autos nicht mehr geeignet sind, aber in stationären Anwendungen noch eine Lebensdauer von zehn bis zwanzig Jahren aufweisen. Die Integration dieser Batterien ist dank einer flexiblen Einschubtechnologie unkompliziert und ressourcenschonend.
Für die Zukunft plant Webasto eine Erweiterung des Batteriespeichersystems. Vier zusätzliche Container mit jeweils vier Megawattstunden Kapazität sind in Planung, deren Realisierung vom Energiebedarf und der Verfügbarkeit weiterer Second-Life-Batterien abhängt. Diese Speicher sind mit der Photovoltaikanlage des Werks verbunden, die derzeit bis zu 750 Kilowatt-Peak (kWp) erzeugen kann. Die Stromversorgung der Batterieproduktion am Standort wird dadurch fast vollständig mit Solarenergie abgedeckt. Langfristig ist eine Erweiterung der Photovoltaikleistung auf bis zu 1450 kWp geplant, um die Energieerzeugung weiter zu steigern.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Energiewende an dem Standort in Niederbayern sind die bestehenden gasbetriebenen Blockheizkraftwerke. Diese sollen schrittweise auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden, um die CO₂-Emissionen weiter zu reduzieren. Durch die Kombination aus Solarenergie, Wasserstofftechnologie und dem Einsatz von Batteriespeichern strebt Webasto eine größtmögliche Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen an.
Zusätzlich zur Solarenergie engagiert sich Webasto auch im Bereich Windkraft. Das Unternehmen plant, sich an einer kommunalen Windkraftanlage zu beteiligen, die aus bis zu sechzehn Windrädern bestehen könnte. Diese zusätzliche Stromquelle soll die Energieautarkie des Standorts weiter erhöhen und eine stabile, erneuerbare Energieversorgung gewährleisten. Ziel ist es, dass der Standort Schierling nicht nur alle eigenen Energiebedarfe decken, sondern sogar mehr erneuerbare Energie erzeugen kann, als er selbst benötigt. Der überschüssige Strom könne ins Netz eingespeist und so anderen Nutzern zugänglich gemacht werden – und zusätzliche Erlöse generieren.
Second-Life-Batterien fĂĽr Webastos nachhaltige Energien
Die intelligente Vernetzung der Energiesysteme spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Batteriespeicher ist über eine Ethernet-Schnittstelle mit der Gebäudeleittechnik verbunden und kann flexibel auf den wechselnden Energiebedarf reagieren. Die Verbindung zum Stromnetz erfolgt über den Hauptverteiler, was eine präzise Steuerung und Speicherung des erzeugten Stroms ermöglicht. Diese moderne Technologie macht es möglich, den Energiefluss am Standort optimal zu steuern und die Effizienz des gesamten Systems zu steigern.
Christian Gallner, Werksleiter in Schierling, betont, dass die Nutzung von Second-Life-Batterien nicht nur die Lebensdauer dieser Ressourcen verlängert, sondern auch ein starkes Signal für nachhaltiges Wirtschaften und Ressourceneffizienz darstellt. Der Ansatz, vorhandene Batterien weiterzuverwenden, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Zusammen mit den anderen Maßnahmen am Standort zeigt sich, dass Webasto entschlossen ist, eine Vorreiterrolle bei der Energiewende in der Industrie einzunehmen.
Durch diese Kombination aus Solarenergie, Wasserstoffnutzung, Batteriespeicherung und Windkraft will Webasto die Grundlagen fĂĽr eine nachhaltige, energieautarke Produktion schaffen. Das Werk Schierling werde so zu einem Modellstandort fĂĽr umweltfreundliche Energieerzeugung und -nutzung, der weit ĂĽber die Anforderungen des aktuellen Marktes hinausgehe.
Quelle: Webasto – Pressemitteilung per Mail