VDIK-Präsidentin: „Deutschland ist in der Warteschleife“

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Imelda Labbé, Präsidentin des Verbandes der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), sieht die deutsche Automobilbranche mitten in einer entscheidenden Phase der Transformation. Im Gespräch mit Peter Schwierz für den Podcast E-Mobility Insights von Electrive betont sie, dass die Branche nicht nur die Antriebswende bewältigen müsse, sondern zugleich tiefgreifende digitale Umbrüche erlebe: „Wir sind mitten in der Umsetzungsphase angekommen.“ Besonders die Digitalisierung wirke in den internen Prozessen der Hersteller noch disruptiver als der Wandel beim Antrieb.

Mit Blick auf den chinesischen Markt hebt Labbé hervor, wie weit dort die Entwicklung bereits vorangeschritten sei: „In China spielt das Thema Entertainment im fahrenden, aber vor allem auch im stehenden Fahrzeug eine große Rolle – bis hin zu Karaoke und Filmveranstaltungen.“ Elektromobilität werde dort kaum noch kommuniziert, weil sie selbstverständlich sei. Während europäische Kunden häufig konservativer agierten, sei das Thema „Connectivity, Always-On und Fahrerassistenzsysteme bis hin zum autonomen Fahren ein globaler Trend“.

Die Exportmarken aus China und Asien insgesamt gewinnen auch in Deutschland an Gewicht. Allein sechs chinesische Marken sind Mitglied im VDIK – zusammen mit vier koreanischen, einer vietnamesischen und neun japanischen Marken stellt Asien somit die Mehrheit im Verband. Für Labbé ist das eine logische Entwicklung: „Die Zeiten, in denen man Produkte aus Deutschland nach China exportiert und eins zu eins übernehmen kann, sind vorbei.“ Stattdessen sei es notwendig, die regionalen Kundenanforderungen stärker zu berücksichtigen.

Trotz steigender Zulassungszahlen von Elektroautos – rund 112.000 in den ersten drei Monaten 2025 – sieht Labbé Deutschland in einer „Warteschleife“. Zwar sei der Verband grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung, doch sie betont: „Wir sind mit dem Anteil der Elektrofahrzeuge nicht auf dem Niveau, wie es die EU-Kommission in der Definition der CO₂-Ziele vorgesehen hat.“ Das liege nicht an mangelndem Angebot oder fehlendem Interesse, sondern vor allem an fehlender Klarheit seitens der Bundesregierung. „Wenn man Kundenförderung in Aussicht stellt, aber nicht mit Termin, nicht mit Größenordnung, dann macht der Interessent das, was wir alle als Kunden machen – er wartet ab.“

Konkret kritisiert Labbé die unzureichenden Maßnahmen zur Strompreissenkung: „Die 5-Cent-Senkung der Stromtarife ist definitiv nicht ausreichend.“ Auch die im Koalitionsvertrag angedeuteten Steuererleichterungen für Dienstwagen müssten nun dringend konkretisiert und langfristig gesichert werden. Was völlig fehle, sei eine Förderung für Privatkunden. „Wir wünschen uns restwertschonende Förderungen – also nicht in Form einer Barprämie, die sofort den Restwert reduziert, sondern über Steueranreize oder günstigere Stromtarife.“

Auch auf europäischer Ebene sieht Labbé Reformbedarf. Die von der EU-Kommission geplante Flexibilisierung der CO₂-Flottengrenzwerte über mehrere Jahre begrüßt sie zwar grundsätzlich – warnt aber vor falschen Erwartungen: „Man sollte nicht dem Irrglauben unterliegen, dass man jetzt viel Zeit gewonnen hat.“ Die Herausforderungen würden sich nur verschieben. „Was wir in diesem Jahr nicht an Zulassungen schaffen, müssen wir im nächsten Jahr bei noch schärferen Zielvorgaben nachholen.“

Ein weiterer Knackpunkt bleibt die Ladeinfrastruktur. Labbé räumt zwar ein, dass entlang der Autobahnen mittlerweile eine gute Abdeckung erreicht sei, warnt jedoch vor einem verengten Blick: „Dort, wo Ladesäulen gebraucht werden – im innerstädtischen Bereich, in den Gemeinden – haben wir noch keine zureichende Infrastruktur.“ Solange Kunden darin ein Kaufhindernis sähen, bestehe Handlungsbedarf. Auch beim Thema Plug-in-Hybride nimmt Labbé eine pragmatische Haltung ein. Zwar sei diese Technologie umstritten, aber: „Der Kunde sagt, was er möchte – und im Moment möchten viele Kunden Sicherheit und kaufen deshalb Hybride.“ Gerade außerhalb der Metropolen, auch in China, seien solche Modelle weiterhin stark gefragt.

Im Hinblick auf mögliche Strafzölle auf chinesische Elektroautos warnt Labbé vor protektionistischen Maßnahmen. Der VDIK stehe für Wirtschaftsliberalität: „Wir sind der Meinung, dass alle, die im deutschen Markt attraktive Produkte bringen, mit gleichen Chancen den Kunden überzeugen sollten.“ Handelskonflikte und Zölle seien letztlich „Gift für die Industrie – und vor allem für die Kunden“. Stattdessen legt sie den Fokus auf das große Ganze: Planbarkeit, verlässliche Fördermechanismen und ein gemeinschaftlicher Kraftakt von Industrie, Politik und Infrastrukturbetreibern. Nur so könne die Elektromobilität in Deutschland Fahrt aufnehmen. „Die Herausforderung ist, die zu überzeugen, die diese Erfahrung mit Elektromobilität noch nicht gemacht haben – dafür brauchen wir Anreize“, stellt sie klar.

Quelle: Electrive.net – Wie kommt das E-Auto in Deutschland aus der Warteschleife?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Matthias Geiger:

Der Kauf eines E-Autos muss sich ohne grosse „Klimmzüge“ rechnen. Das heisst:
– 450 km Reichweite auch bei 0 Grad C
realistisch nicht nach WLTP.
– zu max. 35.000 Euro Brutto
– Max. 29 cent/kWh öffentliche Ladesäule
AC und DC ohne Abomodell.
– keine Steuer
– Batterie Garantie 10 Jahre 200.000 km
80 % bzw. 20 % Alterung.

Mit den Parametern kaufen sich die Leute E-Autos.

Daniel W.:

Im anderen Beitrag habe ich geschrieben, dass es rund 100 Jahre dauert, um rund 50 Mio. Verbrenner zu ersetzen, falls die E-Autos so lange halten würden.

Jedes Jahr werden rund 3 Millionen Pkw neu zu gelassen, es müsste das 3-Fache an E-Autos zugelassen werden, also rund 1,5 Millionen E-Autos pro Jahr.

Bei der 3-fachen Zahl an E-Auto-Neuzulassungen würden in rund 16 Jahren erst etwa die Hälfte der rund 50 Millionen Verbrenner durch E-Autos ersetzt sein.

Ohne sehr viel größere Anstregungen würde wohl auch die jungen Fahranfänger und deren Kinder in abgas- und lärmbelasteten Städten und Dörfern leben.

VDIK-Präsidentin: „Deutschland ist in der Warteschleife“ – wohl eher in der Endloschleife der Verbrenner, wenn die Politik nur „Peanuts“ bei E-Autos verteilt.

DarkestMage:

In welcher Parallelwelt bist Du denn unterwegs?

Kurzer Faktencheck:

1 Barrel Rohöl kostet aktuell rund 60 USD. Umgerechnet auf den Liter (Barrel =159 Liter, 1 USD = 0,89 €) ergibt das abgerundet 0,33€.

Ohne Transport- und Raffineriekosten um nur einige weitere Kostenfaktoren zu nennen.

Wie du da auf 0,06€ kommst ist mir schleierhaft.

Des Weiteren ist das was Michael Schmitt macht richtig und wichtig.

Die Frage ist eher wie man auf die aktuelle Ladepreishöhe und Ladekartenwirrwarr nicht stinksauer sein kann

Peter:

Stimmt die Inransparenz vor allem beim fossilen Sprit ist einfach unfassbar oder wie kommt es das ein Produkt was 0,06€/l in der Produktion kostet, was seit Jahrzenten in unvorstellbaren Masse produziert wird an der Tankstelle 2500% mehr kostet…und warum kostet der Sprit immer und überall trotz dynamischen Preisen und verschiedenen Konzernen und Marken immer gleich viel, warum gibt es keinerlei Mark und nur ein Monopol ???

Naja bei BEV ist es so einfach wie beim Netflixabo/Vodafoneabo/Skyabo/Stromabo/Wasser-/Abwasserabo/Internetabo usw. einfach monatlich bezahlen und für 0,39€/kWh an jeder Station in Deutschland laden, man weis schon zu Hause was der Strom in z.B Hambur kostet und mit meinem KIA EV6 brauch ich bei EnBW nur anstecken und das laden startet automatisch wie bei einem Tesla.

„der echte Knackpunkt ist der Preiswucher“
Ja stimmt, für gut 10€/100km im Schnitt ist man als Verbrennerfahrer natürlich teurer unterwegs vor allem unter dem Aspekt das der Sprit nunmal 2500%Aufschlag hat und durch die Monopolstellung der Wucher an den Zapfsäulen ja schön verschleiert wird.

Aber wie gesagt das ganze gemecker über die Ladepreise ist absoluter Kindergarten und existiert nur in der Blase von Michael Schmitt, der nur meckert meckert meckert und und das einzige was ich aus seinen Videos mitnehme ist immer der Satz „Ich will nicht, ich will nicht ich will nicht !“ Typische Anzeichen von zunehmenden Alter, alles Neue ist böse, haben wir schon immer so gemacht, es MUSS wie an der Tankstelle sein( also ein Momopol ohne Markt).

An seiner Pedition sieht man deutlich wem dieses Problem betrift, nämlich nur seine Abonnenten, selbst als die Petition bei uns in der Freien Presse erschien gabs nicht mehr Unterstützer und auf der Höhe seiner Abonennten hängen geblieben.

Robert:

„Ein weiterer Knackpunkt bleibt die Ladeinfrastruktur. Labbé räumt zwar ein, dass entlang der Autobahnen mittlerweile eine gute Abdeckung erreicht sei“
der echte Knackpunkt ist der Preiswucher, die totale Intransparenz bei den Preisen usw.

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