Teslas harter Kampf um eine Elektroauto-Fabrik in China

Cover Image for Teslas harter Kampf um eine Elektroauto-Fabrik in China
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockfotonummer: 676522924

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Ohne einen lokalen Partner in China wird für jedes in dem Land verkaufte Elektroauto eine hohe Importsteuer fällig, die den Preis deutlich in die Höhe treibt. Aber weil Tesla-Chef Elon Musk sich mit der chinesischen Regierung nicht auf einen Deal einigen kann, um in China eine Fabrik zu eröffnen, läuft der Elektroauto-Pionier aus Kalifornien Gefahr, in die Nische der Luxusfahrzeuge verbannt zu werden. Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, in dem die Produktion des erschwinglichen Massenstromers Model 3 anläuft.

Tesla hatte bereits im Juni des vergangenen Jahres angekündigt, mit chinesischen Behörden über den Bau einer Fabrik in der Nähe von Shanghai zu verhandeln. Damit hätte Tesla eine optimale strategische Position inne im – mit Abstand – weltweit größten Markt für Elektroautos. Im vergangenen Jahr wurden in China mehr als eine halbe Million Elektroautos neu zugelassen. Nur knapp 15.000 davon waren Teslas. Im Heimatland USA entfiel auf Tesla nach Angaben von Bloomberg die Mehrzahl der mehr als 100.000 neu zugelassenen Elektroautos. Nur Bescheidene zwei Prozent hingegen schafft Tesla im Elektroauto-Megamarkt China, wo spätestens zum Jahr 2025 dem Wunsch der Regierung nach mindestens sieben Millionen neue Elektrofahrzeuge pro Jahr auf die Straßen rollen sollen.

Mit einem Werk in China könnte Tesla die hohen Import-Abgaben – die Einfuhrsteuer beträgt satte 25 Prozent des Kaufpreises – umgehen und seine Fahrzeuge zu deutlich attraktiveren Konditionen anbieten. Momentan kaufen Chinas Elektroauto-Enthusiasten vorrangig wesentlich günstigere Modelle von heimischen Herstellern wie BAIC, BYD und den Startups NIO und Byton.

China besteht auf Joint-Venture

Aber Tesla und die chinesische Regierung hätten unterschiedliche Vorstellungen von der Eigentümerstruktur des geplanten Werks, wie Bloomberg unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen berichtet. Demnach besteht das Land auf die dort übliche Struktur eines Joint-Ventures mit einem chinesischen Partner-Unternehmen. Alle ausländischen Autohersteller müssen mit einem chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten, um vor Ort produzieren zu dürfen. Tesla aber wolle das Werk komplett selbst besitzen.

Teslas Sturheit beim Start der lokalen Fertigung könnte bedeuten, dass es sich die Chance zunutze macht, von Chinas boomenden Elektroauto-Markt zu profitieren. Die Regierung unter Präsident Xi Jinping will die berüchtigte Luftverschmutzung in chinesischen Städten beseitigen und die Abhängigkeit von importiertem Öl verringern. Sie gibt Subventionen in Milliardenhöhe aus, um die Verbraucher von fossil betriebenen Fahrzeugen wegzulocken.

Tesla kommentierte seine Verhandlungen mit der chinesischen Regierung über die lokale Produktion bislang nicht. Auch das chinesische Handelsministerium, die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission sowie die Shanghaier Wirtschafts- und Informationskommission, die alle an den Beratungen beteiligt sind, beantworteten Anfragen von Bloomberg dazu nicht. Die Meinungsverschiedenheit bedeutet aber nicht zwingend, dass nicht schon bald eine Einigung erzielt werden könnte.

Quelle: Bloomberg – Tesla’s China Dream Threatened by Standoff Over Shanghai Factory

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.