Teslas harter Kampf um eine Elektroauto-Fabrik in China

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Michael Neißendorfer
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Ohne einen lokalen Partner in China wird für jedes in dem Land verkaufte Elektroauto eine hohe Importsteuer fällig, die den Preis deutlich in die Höhe treibt. Aber weil Tesla-Chef Elon Musk sich mit der chinesischen Regierung nicht auf einen Deal einigen kann, um in China eine Fabrik zu eröffnen, läuft der Elektroauto-Pionier aus Kalifornien Gefahr, in die Nische der Luxusfahrzeuge verbannt zu werden. Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, in dem die Produktion des erschwinglichen Massenstromers Model 3 anläuft.

Tesla hatte bereits im Juni des vergangenen Jahres angekündigt, mit chinesischen Behörden über den Bau einer Fabrik in der Nähe von Shanghai zu verhandeln. Damit hätte Tesla eine optimale strategische Position inne im – mit Abstand – weltweit größten Markt für Elektroautos. Im vergangenen Jahr wurden in China mehr als eine halbe Million Elektroautos neu zugelassen. Nur knapp 15.000 davon waren Teslas. Im Heimatland USA entfiel auf Tesla nach Angaben von Bloomberg die Mehrzahl der mehr als 100.000 neu zugelassenen Elektroautos. Nur Bescheidene zwei Prozent hingegen schafft Tesla im Elektroauto-Megamarkt China, wo spätestens zum Jahr 2025 dem Wunsch der Regierung nach mindestens sieben Millionen neue Elektrofahrzeuge pro Jahr auf die Straßen rollen sollen.

Mit einem Werk in China könnte Tesla die hohen Import-Abgaben – die Einfuhrsteuer beträgt satte 25 Prozent des Kaufpreises – umgehen und seine Fahrzeuge zu deutlich attraktiveren Konditionen anbieten. Momentan kaufen Chinas Elektroauto-Enthusiasten vorrangig wesentlich günstigere Modelle von heimischen Herstellern wie BAIC, BYD und den Startups NIO und Byton.

China besteht auf Joint-Venture

Aber Tesla und die chinesische Regierung hätten unterschiedliche Vorstellungen von der Eigentümerstruktur des geplanten Werks, wie Bloomberg unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen berichtet. Demnach besteht das Land auf die dort übliche Struktur eines Joint-Ventures mit einem chinesischen Partner-Unternehmen. Alle ausländischen Autohersteller müssen mit einem chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten, um vor Ort produzieren zu dürfen. Tesla aber wolle das Werk komplett selbst besitzen.

Teslas Sturheit beim Start der lokalen Fertigung könnte bedeuten, dass es sich die Chance zunutze macht, von Chinas boomenden Elektroauto-Markt zu profitieren. Die Regierung unter Präsident Xi Jinping will die berüchtigte Luftverschmutzung in chinesischen Städten beseitigen und die Abhängigkeit von importiertem Öl verringern. Sie gibt Subventionen in Milliardenhöhe aus, um die Verbraucher von fossil betriebenen Fahrzeugen wegzulocken.

Tesla kommentierte seine Verhandlungen mit der chinesischen Regierung über die lokale Produktion bislang nicht. Auch das chinesische Handelsministerium, die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission sowie die Shanghaier Wirtschafts- und Informationskommission, die alle an den Beratungen beteiligt sind, beantworteten Anfragen von Bloomberg dazu nicht. Die Meinungsverschiedenheit bedeutet aber nicht zwingend, dass nicht schon bald eine Einigung erzielt werden könnte.

Quelle: Bloomberg – Tesla’s China Dream Threatened by Standoff Over Shanghai Factory

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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