Tesla soll in US-Werken massiv gegen Umweltauflagen verstoßen haben

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Mehrere Zwischenfälle in Teslas Fabrik in Austin, USA, und weiteren Werken verschärfen die Zweifel und Kritik an CEO Elon Musk. Das Werk des Unternehmens in Austin – eine der größten Autofabriken der Welt – habe monatelang giftige Schadstoffe in die Umwelt abgegeben. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge hatte das Tor zum riesigen Gießofen der Anlage, der Aluminium schmilzt, um es in Teile für das Model Y zu formen, eine Fehlfunktion und ließ sich nicht mehr schließen. Infolgedessen seien monatelang Schadstoffe in die Luft entwichen. Zudem sei giftiges Abwasser aus der Produktion – versetzt mit Farbe, Öl und anderen Chemikalien – unbehandelt in die Kanalisation der Stadt geflossen, was gegen die staatlichen Richtlinien verstößt.

Das Wall Street Journal hat mehrere Quellen für seinen Bericht zu den Umweltproblemen des Werks in Austin zusammengetragen, darunter E-Mails zwischen den texanischen Aufsichtsbehörden und Tesla, Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern sowie weitere interne Dokumente und Memos, die ein Whistleblower an die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) geschickt hatte.

Die Untersuchung habe gezeigt, dass sich die Chefs von Tesla der Probleme bewusst gewesen seien, sich aber für halbherzige Lösungen entschieden hätten, um eine Verlangsamung der Produktion zu vermeiden. Ehemalige Tesla-Mitarbeiter sagten demnach auch, sie befürchteten, dass sie ihren Job verlieren könnten, wenn sie intern auf potenzielle Umweltgefahren aufmerksam machen würden. Als Chef des Unternehmens habe Elon Musk den Ton angegeben und sich häufig beschwert, dass seiner Ansicht nach unnötige Vorschriften die Wirtschaft der USA erwürgen.

Besonders brisant wird die Angelegenheit, wenn man bedenkt, wer schon bald das Sagen hat in den USA. Unter dem designierten Präsidenten Donald Trump ist davon auszugehen, dass Umweltvorschriften aufgeweicht werden, etwa indem die EPA entmachtet wird. Im besonderen Fokus dürften Vorschriften stehen, die Unternehmen seines Vertrauten Elon Musk betreffen. „Wir haben endlich das Mandat, den Berg von erstickenden Vorschriften abzubauen, die dem Allgemeinwohl nicht dienen“, twitterte Musk nach Trumps Ankündigung.
Tesla und Musk reagierten nicht auf Bitten des WSJ um Stellungnahme.

Einmal mehr zeigt sich also das janusköpfige Wesen von Tesla-Chef Musk. Er gilt als der Pionier der Nachhaltigkeit schlechthin für seinen Erfolg in der Elektroautoindustrie. Doch in seinem Geschäftsimperium zeigen Musks Unternehmen dem WSJ zufolge das Muster, immer und immer wieder gegen Umweltvorschriften zu verstoßen, wie mehrere Einreichungen und Dokumente verschiedener Bundes- und Landesbehörden zeigten.

Nur Ölriese Chevron ist „dreckiger“

Teslas Werk in Fremont, Kalifornien, hat demnach in den vergangenen fünf Jahren mehr Warnungen wegen Verstößen gegen Umweltauflagen erhalten – 112 an der Zahl – als fast jedes andere Unternehmen in Kalifornien. Tesla stehe an zweiter Stelle, hinter einer Raffinerie im Besitz des Öl- und Gasgiganten Chevron. Das Werk Fremont habe mehrere Tonnen an giftigen Chemikalien in die Umwelt freigesetzt. Tesla habe die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Musks Raumfahrt-Unternehmen Space X wiederum habe Hunderttausende Liter Abwasser in die freie Natur abgeleitet. SpaceX hat die Anschuldigungen dementiert.

Die Einhaltung von Umweltvorschriften habe für das Tesla-Management normalerweise nicht oberste Priorität, sagten Personen, die mit den Angelegenheiten vertraut sind. Musk sehe Vorschriften und Umweltauflagen als Hindernis für Innovationen an, weil sie die Arbeit verlangsamten, sagten die Quellen.

Wenn Mitarbeiter lügen sollen

Ein Mitarbeiter aus dem Bereich Umweltverträglichkeit im Werk in Austin behauptete demnach, dass Tesla ihn „wiederholt gebeten hat, die Behörden anzulügen, damit es arbeiten kann, ohne für ordnungsgemäße Umweltkontrollen zu bezahlen“, so ein Memo des Mitarbeiters aus dem Jahr 2024 an die EPA. Der Mitarbeiter schickte das detaillierte Memo mit den mutmaßlichen Umweltverstößen bei Tesla an die US-Umweltbehörde, darunter giftiges Abwasser und Luftschadstoffe. Das Memo, das Hunderte von Seiten mit staatlichen Vorschriften sowie Fotos und Videos enthält, wurde vom WSJ überprüft. Die Polizei und die texanische Umweltbehörde TCEQ hätten dahingehend bereits Ermittlungen eingeleitet.

Ein besonderer Fokus der Ermittlungen liegt auf besagtem Tor des Schmelzofens für Aluminium. Die Fehlfunktion, die eine ganze Reihe an Umwelt- und Sicherheitsproblemen mit sich brachte, sei im Jahr 2022 aufgetreten. Monatelang sei das Tor, das den Schmelzofen von der Gießerei trennt, offengestanden. Infolgedessen habe der Ofen stärker aufheizen müssen, mehr Brennstoff verbraucht und mehr Schadstoffe ausgestoßen, die Temperaturen in der Gießerei hätten 100 Grad Fahrenheit erreicht, knapp 38 Grad Celsius. Ein ständiger Dunst habe die Fabrik umhüllt, heißt es.

Gegenüber Mitarbeitern der Umweltbehörde TCEQ sei bei Kontrollbesuchen eine „aufwendige List“ eingesetzt worden, um die Probleme zu verbergen. Tesla-Mitarbeiter hätten kurzzeitig die Menge an Kraftstoff, die in den Ofen ging, angepasst und die Tür vorübergehend geschlossen, heißt es demnach in dem Memo, das an die EPA gesendet wurde. Diese Maßnahmen hätten es Tesla erst ermöglicht, den Emissionstest zu bestehen, so das Memo.

Giftige Abwasser in der Kanalisation

Das eingangs erwähnte giftige Abwasser wiederum sei Anfang 2022 in einem etwa sechs Hektar großen Becken (so groß wie neun Fußballfelder) auf dem Gelände der Fabrik gesammelt worden. Vorgesehen war demnach, dass das Wasser verdunstet wird und die giftigen Rückstände aus Bauarbeiten, Chemikalien und der Lackiererei fachgerecht entsorgt werden sollten.

Das Becken sei mit verschiedenen Giftstoffen gefüllt gewesen, darunter Schwefel- und Salpetersäure, das grünliche Wasser habe bereits begonnen, nach faulen Eiern zu riechen, so ehemalige Tesla-Mitarbeiter. Irgendwann hätten sie ein totes Reh in dem Becken gefunden, sagten sie. Laut den Mitarbeitern und E-Mails von Aufsichtsbehörden habe Tesla eine Zeit lang unbehandeltes Wasser aus diesem Becken ohne Genehmigung von Austin Water, dem Wasserversorger für die Stadt, direkt in die Kanalisation eingeleitet. Dem Bericht zufolge hat Tesla diese Aktion im Nachgang selbst an Austin Water gemeldet.

Austin Water teilte dem WSJ zufolge in einer Erklärung mit, dass es später eine Mitteilung über den Verstoß im Zusammenhang mit dem Becken an Tesla schickte mit der Aufforderung, sich monatlich zu treffen, um „weitere Verstöße zu vermeiden“. Doch der Bericht des WSJ spricht von mehreren weiteren Verstößen. Demnach soll bei Schlechtwetterphasen mit Stürmen und ergiebigen Regenfällen eine schlammige Mischung aus Abwasser und Chemikalien in den Colorado River abgeflossen sein, wie aus Bildern und Videos hervorgehe, die vom WSJ gesehen wurden.

Ein dafür zuständiger Bauingenieur bei Tesla habe sich „wiederholt dazu verpflichtet, das Regenwasserkanalsystem zu reparieren“, aber „nie ernsthafte Reparaturen eingeleitet“, schrieb ein ehemaliger Mitarbeiter in dem Memo an die EPA, in dem er das Problem umriss. Den Aufsichtsbehörden hingegen habe Tesla mehrmals versichert, dass sein System funktioniere.

Quelle: Wall Street Journal – Musk Says He Wants to Save the Planet. Tesla’s Factories Are Making It Dirtier / Wall Street Journal – Tesla Racks Up Pollution Violations

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Läubli:

Ob das so nun gut ist, weiss ich auch noch nicht. Musk ist jedoch „noch“ kein Politiker und musste auch nichts schwören.
Die Politiker sind ja aber noch nie die ehrlichsten Menschen gewesen… da geht es eben auch fast nur ums Geld und Ansehen – somit wären wir wieder beim Thema.

KleinFritzchen:

„Was soll ich noch sagen[ ]…“

Nichts.

S. Eckardt:

Das Musk als Unternehmer gewillt ist, alle Möglichkeiten zu nutzen und sein Geschäft zu optimieren, um den Gewinn zu maximieren, ist logisch und dagegen ist nichts einzuwenden, SOLANGE das Gemeinwohl und Gesetze nicht mißachtetet werden.
Die Politik ist dafür zuständig, die Gesellschaft entsprechend zu organisieren und durch Gesetze eine nachhaltige Wirtschaft zu erzwingen.
Dumm nur, wenn jemand in eine Position kommt, indem er die Gesetze so festlegen und ändern kann, dass seine privaten Interessen über die der Gesellschaft gestellt werden.
Ich glaube, alle Politiker schwören in ihrem Eid, den Interessen des Volkes zu dienen…

Läubli:

Was soll ich noch sagen… so ist das Leben, hart aber wahr. Entweder man schwimmt mit oder bleibt liegen.

Max:

Mir ist egal, was die Amis machen. Wenn sich aber ein Amerikaner in Deutsche Politik einmischt, über Satelliten ganze Kriege (in Europa) entscheiden kann, auf öffentlichen Plattformen Meinungsmache betreibt und sich in Wahlkämpfe/Politik fremder (europäischer) Länder einmischt. Ja, dann sollte uns das kümmern. Unabhängig davon, ob man vor der eigenen Haustüre auch noch kehren sollte.

Es ist wirklich erschreckend, wie gleichgültig manche Menschen sind, wenn die Kasse klingelt…

Läubli:

Ja.. mann kann eben das Negative oder das Positive in einem Menschen suchen, es ist Ansichtssache, nichts weiter. Dazu noch Meinungsfreiheit… also können die Amis machen was sie wollen, wir leben nicht dort und müssen uns eingentlich überhaupt nicht darum kümmern. Viel besser und schlauer wäre, wenn wir zuerst vor unserer Haustüre wischen würden, als andauern über solche Personen lästern!

thogo:

Das Wallstreet-Journal als „seriöse“ Quelle ausführlich zu zitiern, dazu noch mit halbseidenen Quellen und angebliche Whistleblowern ist zumindest fragwürdig, mMn sogar grob fahrlässig: Jeder kann sich schlau machen über das WSJ in Wikipedia oä Nachschlagewerken – ein echtes Kampfblatt der Fossilen und der Finanz“elite“.

Max:

Der Großteil der Bevölkerung wacht halt so langsam auf und hat ein schlechtes Gefühl dabei, wenn eine Person so viel Macht auf sich vereint. Das mag dir, wo es ja nur ums Geld geht, egal sein. Ich finde es aber erschreckend.

Er mischt sich nun immer mehr offen in Politik fremder Staaten ein etc. Wie kann man das alles gutheißen?

Was er geleistet hat, spielt dabei keine Rolle. Ansonsten müsstest du unterstellen, dass aktuelle Aktionen pauschal mit Vergangenem aufgerechnet werden sollten. Das heißt dann wer einmal an einen Tierschutzverein spendet, darf dafür 3 Hundewelpen quälen?

Man kann das Vergangene gut finden, das gegenwärtige aber schlecht. Man kann auch anerkennen, dass es womöglich von vorneherein nur Schein war und es nur ums Geld und Macht ging. Dies relativiert zumindest ehemalige Leistungen..

Läubli:

Warum muss man Menschen, die so viel Gutes für die E-Mobilität und somit auch trotzt allem für die Umwelt gemacht haben, so krass verurteilen?!
Was macht man dann mit Mördern und Hausdieben??
Ich finde, trotz allem Unguten das dieser Mensch in mancher Menschen Augen tut, sollte man das Geleistete niemals vergessen. Genauso ist es bei Mike Tyson, Boris Becker usw. doch auch, nicht?
Musk wird auch heute noch bei den meisten Menschen die keiner extremen Gruppe angehören, bewundert und bestaunt. Bei der grossen Bevölkerung ist er nach wie vor der „Macher“.

Läubli:

Er hat keine Kinder… er ist ja gegen Überbevölkerung. ;)

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