Stellantis lädt Elektroautos erfolgreich induktiv während der Fahrt

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Stellantis

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Nach monatelangen Tests auf der Rennstrecke „Arena del Futuro“ hat der Autokonzern Stellantis gemeinsam mit seinen Projektpartnern in Chiari (Italien) die Fähigkeit seiner DWPT genannten Technologie (Dynamic Wireless Power Transfer) demonstriert, Elektroautos kabellos aufzuladen, während sie über speziell ausgestattete Fahrspuren fahren. Bei DWPT handelt es sich um ein System basierend auf Leiterschleifen, die unter dem Asphalt verlegt werden und die Energie direkt an Pkw, Lkw und Busse übertragen können – ohne dass diese an Ladestationen anhalten müssen, um ihre Batterien aufzuladen.

Die Technologie kann an alle Fahrzeuge angepasst werden, die mit einem speziellen „Empfänger“ ausgestattet sind, der die von der Straßeninfrastruktur kommende Energie direkt auf den Elektromotor überträgt, die Reichweite vergrößert und so die Fahrzeugbatterie schont. Das Pilotprojekt von Stellantis und den anderen beteiligten Partnern wird von A35 Brebemi koordiniert, einem zu dem globalen Verkehrsinfrastrukturbetreiber Aleatica gehörenden Unternehmen, das sich auf nachhaltige, innovative Mobilitätslösungen konzentriert.

Unser langfristiger Strategieplan ‚Dare Forward 2030‘ basiert auf dem Ziel, allen Menschen modernste Mobilitätsfreiheit zu ermöglichen. Dieses Projekt ist somit die Quintessenz dessen, was wir als Unternehmen anstreben“, sagt Anne-Lise Richard, Head of Global e-Mobility Business Unit, Stellantis. „Unsere Zusammenarbeit mit dieser Gruppe an Partnern hat bewiesen, dass die induktive Ladetechnologie in der Lage ist, unsere elektrifizierte Zukunft anzutreiben. Derartige gemeinsame Projekte sind spannende Schritte auf dem Weg zu einer längeren Batterielebensdauer, größerer Reichweite, höherer Energieeffizienz, kleinerer Batteriegröße, hoher Leistung, weniger Gewicht und geringeren Kosten.“

Die Tests auf der Arena del Futuro belegen erste wichtige Ergebnisse, dass ein Elektroauto wie der neue Fiat 500e, der für den Test des Systems ausgestattet ist, mit typischer Autobahngeschwindigkeit fahren kann, ohne die in seiner Batterie gespeicherte Energie zu verbrauchen. Die Tests zeigen ebenfalls, dass die Effizienz des Energieflusses vom Asphalt zum Auto mit der typischen Effizienz von Schnellladestationen vergleichbar ist, so dass der Fahrer zum Aufladen nicht einmal anhalten muss. Darüber hinaus sollen Messungen der Magnetfeldstärke belegen, dass es keinerlei negative Auswirkungen auf den Fahrer und andere Fahrzeuginsassen oder Fußgänger gibt.

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Auf der Veranstaltung wurde auch ein Maserati Grecale Folgore präsentiert, um die bevorstehende Beteiligung von Maserati an diesem Projekt anzukündigen. Der Folgore steht für die vollelektrische Version der Marke Maserati, die bis 2025 ihre gesamte Produktpalette elektrifiziert. Das Auto wird auf der Rennstrecke „Arena del Futuro“ eingesetzt, um Daten zu sammeln und eine detaillierte Leistungsanalyse durchzuführen.

Die „Arena del Futuro“ wird mit Gleichstrom (DC) angetrieben, was mehrere konkrete und einzigartige Vorteile bietet, darunter:

  • Verringerung der Leistungsverluste bei der Energieverteilung;
  • Gewährleistung einer direkten Integration mit erneuerbaren Energiequellen ohne die Notwendigkeit, Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln;
  • Ermöglicht die Verwendung von dünneren Kabeln als bei der AC-Stromverteilung – mit offensichtlichen Vorteilen in Bezug auf Verpackung, Gewicht und Oberschwingungsbelastung;
  • Verwendung von Aluminiumkabeln für die Stromverteilung. Diese sind leichter zu beschaffen, kosten im Vergleich zu Kupfer nur die Hälfte und können im Rahmen eines Geschäftsmodells der Kreislaufwirtschaft einfacher recycelt werden.

DWPT ist eine jener Technologien, die Kunden den Zugang zur Elektromobilität erleichtern und letztlich eine konkrete Antwort auf die Anforderungen der Dekarbonisierung und der ökologischen Nachhaltigkeit im Mobilitätssektor geben sollen. Das „Time Magazine“ hat das induktive Ladesystem für die Straße in der „Arena del Futuro“ als eine der 100 wichtigsten Erfindungen des Jahres 2021 ausgezeichnet.

Diese Ziele rücken dank innovativer Technologien wie 5G, IoT (Internet der Dinge) und KI-basierten Anwendungslösungen in Reichweite, da diese den Informationsaustausch zwischen dem Fahrzeug und der Systemmanagement-Plattform erleichtern sowie die Verkehrssicherheit und Reiseeffizienz erhöhen. Bei der induktiven Energieübertragung DWPT gibt es zudem keine freiliegenden Kabel. Dadurch bleibt die Straßenoberfläche für Fußgänger sicher.

Die Technologie stößt aufgrund ihrer Vielseitigkeit in ihren dynamischen und statischen induktiven Versionen auf weltweites Interesse für die kommerzielle Entwicklung. Sie ist nicht nur auf Straßen und Autobahnen nützlich, sondern auch in Verbindung mit anderen Infrastrukturen wie Häfen, Flughäfen und Parkplätzen.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung vom 10.06.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Ralf Stephan:

ein interessanter Weg. Bin gespannt öfter und mehr davon zu lesen.
Erfahrungsberichte wie es ist wenn mehrere Fahrzeuge hintereinander fahren und geladen werden, wie reagiert dies im Regen. …
Wenn nun noch die Infrastruktur in Deutschland mal aus dem Mittelalter in die Gegenwart gehoben würde ….

David:

Schöne Idee! Auf der Autobahn wird das Fahrzeug über Plug&Charge Charge erkannt und pro Kilometer mit 0,30 € abgerechnet. Dann hast du gleich ne Maut dabei.

Daniel W.:

Ich frage mich, ob das mit der Effizienz wirklich so gut ist, denn zwischen den Fahrzeugen gibt es auf der Autobahn doch größere Lücken – verpufft da nicht viel Energie?

Und die Kosten für tausende Kilometer Spulen im Asphalt, die sind doch sicher gigantisch oder?

Dann die E-Fahrzeuge lieber dort laden wo sie ohnehin bis zu 1 Stunde oder gar stundenlang stehen, also an Bau- und Supermärkten (Schnelllader) oder zuhause bzw. am Arbeitsplatz (Wallbox) oder noch einfacher mit Solarzellen auf der Karosserie (PV-Direktlader), wenn die E-Fahrzeuge viel an der Sonne sind.

Auf der Autobahn tut eine kleine Ladepause den Fahrzeuginsassen, den Blasen, Muskeln und Nerven gut.

Silverbeard:

Sehr gut, das wird aber auch Zeit! Dann kann ich endlich 20.000km am Stück fahren ohne einmal anzuhalten.

Und neue Jobs gibt es dadurch auch! Z.B. die Servicekräfte, die während der Fahrt Essen durch die Fenster reichen und gefüllte Flaschen entgegennehmen. Mit ein bisschen Übung sollte das doch auch bei 200-250km/h gut funktionieren.

Alexey:

Gute Idee. Stau-Schwerpunkte, oder einzelne Strecken die bei moderater Geschwindigkeit entsprechend “lang” sind um eine halbwegs sinnvolle Ladung zu ermöglichen.

Die Tests zeigen ebenfalls, dass die Effizienz des Energieflusses vom Asphalt zum Auto mit der typischen Effizienz von Schnellladestationen vergleichbar ist, so dass der Fahrer zum Aufladen nicht einmal anhalten muss.

Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe bedeutet das doch auch, dass sie recht viel Strom übertragen können damit oder? Dann gibt es einige Autobahn-Teilstücke die lang genug sind ohne Abfahrt in denen man dann ja fast voll laden könnte wenn man nicht zu schnell fährt. Vom Ansatz her auf jeden Fall etwas das für manche Strecken interessant sein könnte. Vor Ampeln zum Beispiel oder generell dort wo Autos mal stehen. Induktiv ladende Parkplätze jemand? :-)

brainDotExe:

Trotzdem ist dass auf die enorme Strecke der Autobahn eine riesige Investition, gerade wenn man noch die Wicklungen der Spülen bedenkt.

Für den Motorsport hingegen ist es zu begrüßen.

neumes:

Für die Autobahn viel zu kostenintensiv (Material/Kupfer auf die Strecke)

siehe Artikel:
Verwendung von Aluminiumkabeln für die Stromverteilung. Diese sind leichter zu beschaffen, kosten im Vergleich zu Kupfer nur die Hälfte und können im Rahmen eines Geschäftsmodells der Kreislaufwirtschaft einfacher recycelt werden

KaiGo:

Wenn ich es richtig verstanden habe, wird ja garnicht mal der Akku geladen sondern direkt der E-Motor gespeist, oder?

Im großen Stil auf der Autobahn natürlich schwer bis unmöglich umzusetzen. Aber an sich natürlich schick, auf Langstrecke quasi ohne Strom aus dem Akku zu fahren. In der Stadt ja so leidlich interessant.

brainDotExe:

Für die Autobahn viel zu kostenintensiv (Material/Kupfer auf die Strecke). Aber in Städten (Stopp & Go) und vor allem für Taxen und Busse interessant.

Ansonsten im Artikel ist der naheliegendste Anwendungsfall schon genannt: Motorsport.
Die Formel E könnte davon profitieren (höhere Geschwindigkeiten weniger Nachladen) und vor allem Langstreckenrennen ala 24h am Nürburgring würden so für Elektroautos erst mals überhaupt sinnvoll absolvierbar.

Johannes:

Klingt gut. Auf die hypothetische Frage nach der Reichweite könnte man dann antworten: unendlich :)

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