Stand der Dinge: So schlagen sich Chinas E-Automarken in Europa

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

5,81 Millionen Fahrzeuge (alle Antriebsarten) wurden bis Ende Juli 2022 in Europa zugelassen. Lediglich 1,6 Prozent oder in absoluten Zahlen ausgedrückt 94.900 dieser Fahrzeuge stammten von chinesischen PKW-Marken. Siebzehn chinesische Pkw-Marken fassen derzeit Fuß in Europa und werden bis Ende des Jahres an die 200.000 Fahrzeuge absetzen. Spannender wird das Ganze, wenn man einen Blick auf den reinen E-Automarkt in Europa riskiert.

Von 718.100 Elektroautos, welche bis 07/2022 zugelassen wurden, konnten die chinesischen Marken 37.700 Fahrzeuge (5,2 Prozent) beisteuern. Anders ausgedrückt, jedes zwanzigste Elektroauto, welches in Europa verkauft wurde, stammt von einer chinesischen Marke. Dabei wurde der Absatz der chinesischen E-Fahrzeuge durch zwei Marken dominiert. Denn 33.300 E-Autos entfielen alleine auf SAICs MG und Polestar. Mit Ausnahme von Polestar fanden andere China-Automarken in Europas Elektroautomarkt Norwegen kaum Absatz. NIO und XPeng brachten es zum Vergleich nur auf 1.100 E-Fahrzeuge, in den ersten sieben Monaten des Jahres.

Der Absatz von MG gründet sich derzeit auf Modelle: MG ZS, MG5 und der MG Marvel R. Gemeinsam konnten diese 18.900 Zulassungen verzeichnen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass jedes zweite neu zugelassene E-Auto chinesischer Marken in Europa von MG stammt. Bis Ende des Jahres ist mit weiterem Wachstum zu rechnen, will MG den MG4 nach Europa bringen – ein potenzieller Konkurrent zum ID.3. Polestar fährt derzeit noch die Ein-Modell-Strategie mit dem Polestar 2 in Europa. Brachte es mit diesem alleine aber auch schon auf beachtliche 14.400 Einheiten, die 2022 zugelassen wurden.

Automobil-Analyst Matthias Schmidt geht davon aus, dass der Absatz von Chinas E-Autos in der zweiten Jahreshälfte stärker anzieht. Denn dann kommen Marken wie Ora von Great Wall Motors nach Europa. BYD soll zudem eine Expansion über den norwegischen Markt hinaus planen. Für das Gesamtjahr 2022 geht Schmidt davon aus, dass 80.000 – 90.000 Autos der siebzehn chinesischen Marken voll elektrisch in Europa veräußert werden.

Mag daran liegen, dass man Covid in Chinas Automobilindustrie „in den Griff bekommen hat“ und sich nun wieder auf Expansion nach Europa konzentrieren kann. Sowie eine stabile Lieferkette auf die Beine stellen kann. Ein Resümee kann natürlich erst Ende des Jahres gezogen werden. Die Ausgangsbasis scheint aber gar nicht so verkehrt.

Quelle: Matthias Schmidt – Monthly Market Intelligence July 2022

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Philipp:

Heute haben alle einen hohen Wiederverkaufswert. Das wird aber nicht so bleiben.

Und sowieso: Renault hat keinen schlechten Wiederverkaufswert, ist eine bekannte Marke.

Läubli:

Mein Twizy hatte ich gut 6 Jahre gefahren und ca. 30’000 km damit gemacht: Neupreis war dazumal CHF 9’800.- und habe diesen sehr gut verkaufen können. Heute kosten die Occasionen bei uns in der CH mit 20-30T km immer noch um die 9’000.- auf http://www.autoscout24.ch. Das finde ich ein genialer Wiederverkaufspreis. Wird aber bei diesem Modell wohl eine Ausnahme sein, die sonst für Renault kaum gilt.

Daniel W.:

Bei den Autos ist der Eingriff von China vielleicht weniger zu erwarten, dagegen dürfte es bei Medikamenten ganz anders sein. Hier kommen viele Generika (nicht mehr patentgeschützte Medikamente) aus China und Indien, bei den Rohstoffe dagegen steht China sogar an 1. Stelle.

Das alte Motto „Wandel durch Handel“ hat sich als Wunschdenken herausgestellt, bei Russland war es das Gas, bei China könnten es die Medikamente sein, die zur Waffe werden, sollten die westlichen Demokratien gegen Chinas Überfall auf Taiwain mit Sanktionen reagieren.

Wer sich nicht nur für E-Autos interessiert, sondern auch etwas für Geopolitik, der dürfte wissen, dass China Taiwan als Stützpunkt im chinesischen Meer braucht, um Australien einzunehmen und von da aus dann Amerika angreifen zu können – die kommunistische Partei strebt die Weltherrschaft an mit Kolonien, die dann China mit Rohstoffen und Waren günstig beliefern müssen.

Viele vergessen beim Blick auf die kurzfristigen Vorteile die langfristigen Risiken, das war bei russischen Gas so, ebenso bei den Verbrennern (Klimakatastrophe) und jetzt unterstützen wir blauäugig China bei ihren geplanten weltweiten Expansionen zur Unterdrückung der Demokratie und Errichtung einer kommunistischen Weltherschaft – wir arbeiten am Eisberg, der unsere Demokratie-Titanic versenkt.

Niko8888:

Erstaunlich, wie man zu so einer Einschätzung kommen kann. Es sei denn jemand sucht nach Aufmerksamkeit. Machen wir doch gerne ;-)

Philipp:

Renault hat keinen schlechten Wiederverkaufswert, ist ja inzwischen kein Noname mehr :-)

Lieschen Müller und Otto Mustermann dagegen werden noch Jahre brauchen um sich mit Xpeng oder Nio oder Polestar anfreunden zu können (und die vielen anderen Marken die noch schwerer als Hyundai auszusprechen sind). Selbst MG gebe ich da nicht viel Chancen kurzfristig, dazu war die Marke MG nicht gerade mit Masse oder Zuverlässigkeit behaftet.

Neuwägen kaufen auch nicht die eher hippen weltoffenen Zwanziger sondern meist die >40 Jahre. Denn je älter man wird, umso konservativer wird man.

Das schwierige dabei ist natürlich schon: Wenn der Kunde mal die Marke anerkannt hat, dann ist der Markt erst einmal verloren. Siehe Tesla im Premiummarkt.

Läubli:

Ja, das ist absolut korrekt, was den Verbrennermarkt anbelangt. Ich bin mir jedoch sehr unsicher, ob das bei den E-Autos auch so sein wird, da kann es gut sein, dass plötzlich die Luxusklassen viel mehr Wertverlust einstecken müssen, als die Mittel- oder Unterklasse. Ein Kleinstwagen wie z.Bs. der Renault Twyzi hatte schon vor Jahren einen schier unwirklichen Wiederverkaufswert… das hat mich sehr beeindruckt. Dies könnte sich über die E-Autobranche durchaus ausbreiten.

Philipp:

Ich bezweifle eine allzuschnelle Erhöhung der Marktanteile in Europa. Auch wenn viele der Leser hier auf der Seite technikaffin sind und wissen, dass inzwischen die chinesischen Autos sich technisch nur unwesentlich von europäischen Modellen unterscheiden und daher der Preisunterschied eigentlich relevant ist, ist der Autokäufermarkt generell viel konservativer.

Der Markt wird viel mehr durch 2 Eigenheiten dominiert: Image und Wiederverkaufswert. Diese stellen sicher 70% des Marktes dar. Das war eigentlich schon seit Jahrzehnten so.

Die verbleibenden 30% sind der Teil, wo sich zumeist vernöstliche und (nicht-Tesla) amerikanische Marken tummeln (+Dacia).
Ob nun in den 60/70 die Franzosen/Italiener, in den 70/80’ern die Japaner, in den 90/00’er die Koreaner oder eben jetzt die Chinesen auf den Markt kamen. Immer haben sie die vorherige Gruppe verdrängt, weniger die Alteingesessenen.
Und ob nun Opel/Ford/VW/Merzedes/BMW/Audi etwas stärker bei den 70% war, ist nicht relevant. Alle verkauften sich gegenüber den finanzielle attraktiveren Franzosern/Italiener/Japaner/Koreaner über Image und Wertverlust.

Es ist noch ein weiter Weg bis die chinesischen Marken sich ein Image aufgebaut haben und sie im Wiederverkauf ähnlich gut behaupten, wie eine „alte“ Marke. Zuvor sind sie aktuell eher für Koreaner und Japaner gefährlich.

Groß:

Audi und damit VW gelten weltweit als konservative veraltete Autos.
Es wird derden die Zeichen der Zeit verschlafen.
Sagt euch der Nokia-Efekt etwas?
So wird es Vw gehen.
Merzedes gehört schon zu 20% den Chinesen.

Die erfolgreichen chinesischen Herstellen haben die gleichen deutschen Zulieferer wie BMW, Merzedes und VW.

Mir scheint es als ob es hier bei manchen mehr und E-Autos kontra Verbrenner geht als um das eigentliche Thema.

Läubli:

Das scheint genau aus Kundensicht eines E-Auto-Käufers zu kommen. Ich sehe das auch in etwas so. Die Deutschen haben qualitativ die Besten Verbrennerautos der Welt gebaut, ohne Zweifel! Das war bei den Einstiegsmodellen und Sportmodellen gleichermassen so, dies habe ich vor allem an Audi und VW heiss geliebt! Leider sieht es bei den E-Autos nun komplett anders aus: die Qualität wird immer schlechter, die Preise bleiben hoch, die E-Plattformen sind bis jetzt Anfänger massig (außer Porsche, Audi E-Tron GT), haben nicht mal einen Frunk… was bei E-Autos Standard und eben ein großer Vorteil gegenüber Verbrenner sein soll. VW hat im mittleren Preissegment auf Basis Golf keine sportlichen Elektros, die diesen Namen verdienen… es gibt einfach nichts Vernünftiges wo einem auch nur ein wenig die Lust am Kauf spüren lässt. Oder geht das nur mir so?

VW Pilot:

Absolut.

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