Robert Gantner, Webasto: Darüber, wie man Batteriefertigung global lernt

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Webasto Group

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Robert Gantner ist bei Webasto Director Business Development Battery Systems. In dieser Funktion hat er den umfassenden Blick auf die Batterie-Sparte und konnte uns im Elektroauto-News.net Podcast vor allem etwas zum Thema Pkw-Batterie mit auf den Weg geben. Dabei haben wir natürlich auch andere Themenfelder gestreift. Für mich besonders spannend war die Tatsache, dass die Batteriefertigung global betrachtet und vorangetrieben wird. Mit starkem Einfluss aus Deutschland.

2016 hat sich das Unternehmen entschieden die E-Mobilität als eines der damaligen Wachstumsfelder zu besetzen und dort Fuß zu fassen. Mit dem Bereich Battery & Charging hat man einen weiteren Kernbereich – die anderen beiden sind Roof-Systems, Heating & Cooling – ins eigene Unternehmen aufgenommen, welcher maßgeblich zum Geschäftserfolg beitragen soll. Webasto ist ein deutscher Automobilzulieferer im Familienbesitz und hat seine Zentrale im Ortsteil Stockdorf der oberbayerischen Gemeinde Gauting bei München. Von dort aus agiert das Unternehmen weltweit.

Bereits in der Vergangenheit haben Nico Münch (Nutzfahrzeug-Batterie) und Anna-Lena Majer (Ladelösungen) in unserem Podcast hinter die Kulissen blicken lassen. Robert seinerseits hat sich nun dem Thema Pkw-Batterien angenommen und berichtet hier darüber. Dabei gibt er zu verstehen, dass der Markt sich schneller entwickelt, als man es aus dem Automotive-Umfeld kennt. Üblicherweise gibt es Entwicklungszyklen von vier bis fünf Jahren. Mittlerweile müsse man innerhalb von zwei Jahren eine entsprechende Lösung serienreif präsentieren können.

Mit HyundaiKia Motors hat man bereits einen potenten Kunden, für den Webasto zwei Batterievarianten produziert. In diesem Fall für eine Long-Range-Version mit einer Kapazität von 68,7 Kilowattstunden und die Basisversion mit 50,9 Kilowattstunden. „Offenbar haben wir es nicht schlecht gemacht, denn wir konnten auch einen Folgeauftrag für ein Kia-Modell im C-Segment für uns entscheiden“, so Webasto-Ingenieur Robert Gantner im Vorfeld der IAA Transportation 2022.

Zu Beginn des Jahres wurde außerdem der erste Batterieauftrag eines deutschen Herstellers bekannt, der ab 2026 in Serie starten soll. Für diesen Auftrag wird ein zusätzliches Werk in Osteuropa gebaut. Darf man der Automobilwoche Glauben schenken, werden die Batterien in Elektroautos des VW Konzerns verbaut. Unter anderem spricht das Volumen dafür, welches für das Werk in Osteuropa im Raum steht. Die jüngsten Aufträge im Bereich E-Mobilität weisen ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro auf und übertreffen damit erstmals das etablierte Kerngeschäft mit Dächern sowie Heiz- und Kühllösungen.

Robert führt im Podcast aus, dass man bei der Entwicklung und Fertigung versuchen muss den „Sweet Spot“ zwischen eigenem Webasto-Batterie-Baukasten sowie den Kundenanforderungen zu finden. Diese gemeinsam zu vereinen, um ein entsprechendes Produkt auf den Markt bringen zu können. Dabei spielt von Beginn an der „Design-to-Cost“-Ansatz eine Rolle. Nicht nur in Hinblick auf Beschaffung entsprechender Rohstoffe, sondern auch hinsichtlich des eigenen CO2-Fußabdrucks. Diesen wolle man so gering wie möglich halten und setze daher auf 30 Werke weltweit.

Hierdurch ist es möglich möglichst nah am Kunden zu fertigen. Transportwege und somit Logistik-Kosten einzusparen, als auch den eigenen CO2-Fußabdruck zu senken. In Schierling wurde Webastos Blaupause für eine hoch skalierende Batterieproduktion ins Leben gerufen. Eine Blaupause in der bereits Batterien von Webasto vom Band laufen. Welche aber auch als Vorbild für neue Werke, wie beispielsweise in Korea oder auch Osteuropa dient. Insbesondere der Austausch auf Augenhöhe der verschiedenen Teams aus der Webasto Gruppe habe es möglich gemacht, in kürzester Zeit eine überzeugende Batterie-Lösung zu entwickeln.

Die Entwicklungen ruhen nun aber nicht mit der ersten Generation der Webasto-Batterien. Künftig wolle man auf dem gleichen Bauraum mehr Energiedichte unterbringen, Module leichter austauschbar gestalten und ein Plug-and-Play Austausch (im Nutzfahrzeug-Bereich) vorantreiben. Bei gleichzeitiger Reduktion der Kosten und des CO2-Fußabdrucks. Was in Schierling schon ganz gut gelingt, wo man fast autark durch Sonnenenergie versorgt fertigt. Ähnliche Bestrebungen gibt es in Korea. Aber im Detail soll dir dies Robert Gantner am besten selbst erläutern.

Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Sebastian Henßler:

Danke Robert für dein Kommentar!

Robert Gantner:

Zuerst einmal vielen Dank für das implizite guite Feedback. Das gebe ich gerne an das gesamte Team weiter.
Zu der Diskussion in den Kommentaren möchte ich folgendes anmerken – Firmen-unabhängig ;)
Nach meiner Ansicht sind viele Zulieferer in Deutschland ordentlich aufgestellt, was den Umbruch z.B. Richtung Elektromobilität angeht. Wie in den Kommentaren ja auch angegeben wird, gibt es genug technischen Sachverstand und Lösungskompetenz in den Unternehmen. Dazu ist das Feld super breit und umfasst neben Batterien ja auch Elektromotoren, Inverter, Getriebe, Leitungssätze, Kühl- und Heizgeräte und eine Vielzahl von Steuergeräten.
Wichtig ist nur, dass jedes Unternehmen für sich identifiziert, wo die eigenen Stärken liegen und dann einfach loslegt und daran glaubt, dass es eine technisch gute bezahlbare Lösung erfolgreich sein wird.
Ein Problem bekommen aus meiner persönlichen Sicht nur diejenigen Unternehmen, die abwarten, welche Lösungen sich in ein paar Jahren „wirklich durchgesetzt“ haben werden oder auf industrieweite Einigungen oder globale Vorgaben setzen. Diese Firmen werden leider aktuell schon abgehängt, da die Welt sich gerade viel zu schnell verändert.

Jakob Sperling:

Ich würde sofort und massiv in Bosch investieren, wenn man könnte. Die haben es echt drauf. Da sind nicht primär profilierungssüchtige Manager und Hardseller dran, sondern Ingenieure und Techniker. Eine der wenigen westlichen Firmen, die langfristig denkt wie Asiaten.

Wolfbrecht Gösebert:

„… Zulieferer Bosch heul[t] noch, dass das Elektroauto-Zeitalter so gemein wäre, …“

„Dagegen will Bosch mehr als 260 Millionen Dollar investieren, um die Herstellung von Elektroauto-Komponenten in den USA auszubauen.“
c&p–>
elektroauto-news.net/2022/bosch-baut-produktion-von-e-motoren-usa-weiter-aus

Da wird dann offenbar das »Bosch-Mäntelchen nach dem Wind« gehängt …

David:

Seine Kollegen von Zulieferer Bosch heulen noch, dass das Elektroauto-Zeitalter so gemein wäre, anstatt auch gescheite Produkte anzubieten.

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