In den letzten Monaten hat sich auf dem chinesischen Elektroautomarkt ein intensiver Preiskampf entfaltet. Unternehmen wie Tesla und Volkswagen haben ihre Preise gesenkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Nachfrage anzukurbeln. Doch diese aggressive Preispolitik könnte weitreichende Konsequenzen für die Branche haben.
Die Preiskämpfe begannen Anfang des Jahres, als Tesla die Preise für seine Modelle in China senkte. Dieser Schritt löste eine Kettenreaktion aus, bei der etwa zwei Dutzend Automobilhersteller ihre eigenen Preissenkungen ankündigten. Die China Association of Auto Manufacturers (CAAM) versuchte, eine Vereinbarung zur Vermeidung “abnormaler Preisgestaltung” zwischen 16 Automobilherstellern, einschließlich Tesla, zu treffen. Doch diese Vereinbarung wurde nun wieder zurückgezogen, da sie wohl gegen das chinesische Kartellrecht verstößt.
Volkswagen in China unter Druck
Unter anderem hat Volkswagen auf diesen Preiskrieg reagiert, indem es den Preis für sein ID.3-Modell auf dem chinesischen Markt drastisch gesenkt hat. Der Preis für das günstigste ID.3 “Pure”-Modell wurde auf 125.900 Yuan (umgerechnet 15.900 Euro) gesenkt, was einem Rabatt von fast 5000 Euro entspricht. Diese aggressive Preispolitik ist ein Versuch von Volkswagen, seinen Marktanteil zu erhöhen und mit Konkurrenten wie Tesla und dem heimischen BYD-Konzern Schritt zu halten.
Trotz des Booms der Elektromobilität auf dem größten Automarkt der Welt stagnieren die VW-Verkäufe. Der Hersteller SAIC-Volkswagen kann derzeit nur gut 2500 Modelle des ID.3 in China verkaufen. Hauptkonkurrenten in China sind der heimische BYD-Konzern und Tesla, die jeweils mehr als zehnmal so viele Einheiten verkaufen – zusammen etwa 55.000 Einheiten pro Monat.
Die Konkurrenz wird härter
Obwohl diese Preissenkungen den Absatz von Elektroautos ankurbeln, könnten sie auch die Rentabilität der Branche beeinträchtigen. Einige Experten warnen, dass die zunehmende Konkurrenz und Überkapazität zu einer Marktbereinigung führen könnten. Laut einer Prognose von AlixPartners werden nur 25 bis 30 der 167 Unternehmen, die in China registriert sind, um Elektroautos oder Plug-in-Hybride zu produzieren, bis 2030 überleben.
Es gibt Anzeichen dafür, dass die aggressive Preispolitik nicht nur die Verkaufszahlen beeinflusst, sondern auch die Arbeitsbedingungen und die Profitabilität der Zulieferer. Der intensive Wettbewerb und die damit verbundenen Preisnachlässe führen zu einer Belastung der Margen und könnten sogar zu Entlassungen führen. Darüber hinaus sind einige Expansionspläne der Unternehmen aufgrund der unsicheren Marktlage in der Schwebe.
Trotz bzw. eben gerade wegen der herausfordernden Situation auf dem heimischen Markt richten chinesische Automobilhersteller ihren Blick zunehmend auf internationale Märkte. Sie streben an, ihr Wachstum in Regionen wie Europa und Südostasien zu steigern, um ihre globale Präsenz zu stärken und ihre Abhängigkeit vom chinesischen Markt zu verringern.
Die aktuellen Entwicklungen auf dem chinesischen Elektroautomarkt zeigen, wie intensiv der Wettbewerb in dieser Branche ist. Unternehmen wie Volkswagen tun sich auf dem chinesischen Markt schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Andere Hersteller ziehen sich bereits zurück. Trotzdem und gerade auch deshalb bleibt der chinesische Markt ein wichtiger Schauplatz für die globale Elektroautomobilindustrie. Immer mehr chinesische Hersteller, die im eigenen Land um einiges günstiger produzieren können, kommen auch nach Europa und setzen auch hier die Platzhirsche unter Druck. Noch sind die Preise jedoch wegen Transport und Zöllen hoch. Ein gesunder Preiskampf wird auch hier zu Lande den Kunden freuen.
Ob und wie aggressiv der Preiskampf zu uns schwappen wird, bleibt abzuwarten.
Quelle Reuters: What’s behind China’s failed truce in EV price war