Porsche-Joint Venture Cellforce errichtet Produktion in Reutlingen-Nord

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Die Cellforce Group wird ihre Entwicklungs- und Produktionsstätte für Hochleistungs-Batteriezellen im interkommunalen Wirtschaftsgebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt errichten. Dies haben die Gremien der Gesellschafter Porsche und Customcells nach gründlichem Prüfen aller Optionen entschieden. Zur Wahl standen einer Mitteilung von Porsche zufolge mehrere Standorte in Baden-Württemberg.

Den Ausschlag für das Industriegebiet zwischen Reutlingen und Tübingen habe vor allem die geografische Lage gegeben: „Ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg war für uns ein zentrales Kriterium. In Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt profitieren wir von kurzen Wegen zu zahlreichen wichtigen Forschungs- und Industrialisierungspartnern im Raum Stuttgart“, sagt Markus Gräf, Chief Operating Officer der Cellforce Group. „Die räumliche Nähe möglichst vieler Projektpartner ist für uns die zentrale Voraussetzung für einen schnellen Erfolg.“

Kurze Wege zu Forschungs- und Industrialisierungspartnern

Cellforce setze bewusst auf die Zusammenarbeit mit mehreren Partner-Unternehmen. „Das war im Bereich der Zellchemie sehr erfolgreich, deshalb werden wird das auch auf die Produktion übertragen“, sagt Gräf. „Zudem ist es über die nahe Bundesstraße B27 nur ein Katzensprung zu unserem heutigen Standort in Tübingen und zur Entwicklung der Porsche AG in Weissach“, so der COO. Im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt erwirbt Cellforce eine gut 30.000 Quadratmeter große Fläche. Auf dieser soll von 2022 an eine Produktionsstätte errichtet werden, die zunächst pro Jahr Hochleistungs-Batteriezellen für etwa 1000 Elektrofahrzeuge herstellen soll. Ihre Kapazität beträgt 100 MWh pro Jahr. Der Produktionsstart ist für das Jahr 2024 geplant. Denkbar sei, dass die Cellforce-Batteriezellen in ein elektrisch angetriebenes High Performance Modell von Porsche eingebaut werden.

Der ursprüngliche avisierte Standort in Tübingen wurde letztlich nicht ausgewählt, weil sich die Planung im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelte. Trotz der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Tübingen ließ sich dieser Standort nicht umsetzen. Die Stadt Reutlingen habe dann im Einvernehmen mit der Gemeinde Kirchentellinsfurt und der Stadt Tübingen einen Standort im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt aktiv angeboten.

Thomas Keck, Oberbürgermeister der Stadt Reutlingen, begrüßt die Standortentscheidung der Cellforce Group: „Gemeinsam mit unseren sehr engagierten Mitarbeitenden ist es uns gelungen, Cellforce von unseren Standortvorteilen und dem Technologiestandort zu überzeugen. Durch diese Ansiedlung wird das bereits bestehende Cluster der Elektromobilität deutlich gestärkt. Zudem werden das Oberzentrum Reutlingen Tübingen und unsere bereits bestehende wirtschaftliche gute Zusammenarbeit gefestigt.“

Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg fördern das Vorhaben mit rund 60 Millionen Euro. Inzwischen hat die Cellforce Group vom Bundeswirtschaftsministerium den Förderbescheid im Rahmen des europäischen IPCEI-Projekts EuBatIn (Important Project of Common European Interest – European Battery Innovation) erhalten. Ziel dieses insgesamt mit mehreren Milliarden Euro ausgestatteten Förderprojektes ist es, eine wettbewerbsfähige europäische Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Batterien aufzubauen.

Höhere Energiedichte als bei aktuellen Serienbatterien

Die Chemie der neuen Hochleistungszellen setzt auf Silizium als Anoden-Material. Damit ist es möglich, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie kann bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen. Die neue Chemie verringert zudem den Innenwiderstand der Batterie. Dadurch kann diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und ist zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger. Eine weitere Besonderheit der Cellforce-Batteriezelle: Sie soll widerstandsfähiger gegenüber hohen Temperaturen sein.

Die Cellforce Group entwickelt und produziert zunächst Hochleistungs-Lithium-Ionen-Pouch-Zellen für automobile Spezialanwendungen. An dem Unternehmen ist die Porsche AG mit 72,7 Prozent beteiligt, die restlichen Anteile hält die Customcells Holding GmbH. Geschäftsführer sind Markus Gräf als Chief Operating Officer (COO), Wolfgang Hüsken als Chief Financial Officer (CFO) und Torge Thönnessen als Chief Technology Officer (CTO). Bis 2025 soll die Belegschaft von derzeit 23 Mitarbeitern auf etwa 100 Personen anwachsen.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 17.12.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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