Monopolkommission fordert günstigere Ladepreise

Cover Image for Monopolkommission fordert günstigere Ladepreise
Copyright ©

Ubitricity

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

In Deutschland und Europa bestehe erheblicher Reformbedarf, mahnt die Monopolkommission in einer aktuellen Veröffentlichung. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen so setzen, dass Unternehmen international wettbewerbsfähig sein können. Die Monopolkommission sieht im Wettbewerb den Schlüssel, um die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Europa wiederzuerlangen. Dazu macht sie neun Empfehlungen, die sie bereits im Dezember 2024 an die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger übermittelt und nun öffentlich gemacht hat.

In einem der Punkte, 8a, um genau zu sein, geht es um den Aufbau eines flächendeckenden Ladesäulennetzes mit attraktiven Ladepreisen, der eine wesentliche Grundlage für den erfolgreichen Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Elektroautos darstelle, so die Monopolkommission. Sie hat sich in der Vergangenheit bereits mit dem Aufbau dieser Ladeinfrastruktur befasst und dabei unter anderem auf deutliche Wettbewerbsdefizite hingewiesen. Diese könnten den Aufbau von Ladesäulen verschleppen und Ladepreise für die Verbraucher unnötig verteuern. Daraus könne ein massives Hemmnis für die Elektrifizierung des Verkehrssektors entstehen, warnt die Monopolkommission – und spricht folgende Empfehlungen aus:

  • Im Zuge der Umsetzung von EU-Transparenzvorgaben sollte für E-Auto-Fahrer kurzfristig für ein wirksamer Preisvergleich von Lademöglichkeiten schon vor Ansteuern einer bestimmten Ladesäule geschaffen werden. Dadurch soll der Wettbewerb um preiswerte Ladestromangebote in Gang gebracht werden. Die derzeitige Bezahlstruktur auf den Lademärkten sei intransparent, da sich nur die Preise von Ladekarten-Anbietern, nicht aber die Preise direkt bei den Ladesäulenbetreibern (sog. „Ad-hoc-Laden“) vor einem Ladevorgang vergleichen lassen.
  • Die Förderung kommunaler Ladenetze sollte mit Wettbewerbszielen verbunden werden, lautet die zweite Empfehlung. Durch die Verknüpfung von Fördermitteln mit wettbewerblichen Kriterien sollen hohe regionale Marktkonzentrationen einzelner Ladesäulenbetreiber von vornherein verhindert werden. Dies gelte gleichermaßen für Normal- und Schnellladepunkte für Pkw, Ladepunkte an Autobahnen als auch geförderte Ladepunkte für Elektro-Lkw. Insbesondere sollten dabei Inhouse-Vergaben und Vergaben an ausschließlich einen Anbieter vermieden werden.

Alle Empfehlungen der Monopolkommission

  1. Die Monopolkommission empfiehlt der nächsten Bundesregierung, sich aktiv für die Vollendung des Binnenmarktes einzusetzen, damit sich die positiven Wirkungen des Wettbewerbs voll entfalten können.
  2. Industriepolitik sei dann klug eingesetzt, wenn die Funktionsfähigkeit von Märkten tatsächlich gestört ist und sie mit wettbewerbsfördernden Maßnahmen belebt werden.
  3. Die effektive Durchsetzung des Wettbewerbsrechts sei konsequent zu fördern. Beschränkungen durch Machtkonzentration, insbesondere im Digitalbereich, sei entgegenzuwirken. Verfahren müssen effizienter und schneller werden.
  4. Eine vollständige Privatisierung der ehemaligen Staatsmonopolisten im Telekommunikations- und Postsektor sei dringend erforderlich, um Interessenkonflikte zu beseitigen.
  5. Bei der Bahn bedürfe es einer eigentumsrechtlichen Trennung von Infrastruktur und Betrieb, um den Wettbewerb im Schienenverkehr zu stärken und die Verkehrswende voranzubringen. Die Gemeinwohlziele der DB InfraGO AG sollten nicht durch den Aufsichtsrat, sondern durch den Gesetzgeber definiert werden.
  6. Im Energiebereich seien wettbewerbsoffene Lösungen anzustreben, z. B. wenn es darum gehe, das Marktdesign anzupassen. Zur Sicherung der Energieversorgung sollte ein wettbewerbsgesteuerter kombinierter Kapazitätsmarkt geschaffen werden.
  7. Die Versorgung mit Fernwärme erfolgt gegenwärtig durch regionale vertikal integrierte Monopolisten. Hier sei eine zielgerichtete Preisregulierung erforderlich, die Schaffung eines Netzzugangs für Wettbewerber sollte geprüft werden.
  8. Wettbewerbselemente im Netzausbau, z. B. bei der Ladeinfrastruktur, der Wasserstoffwirtschaft oder im Telekommunikationsbereich, sollten gestärkt werden. Marktbasierte Vergabeverfahren wie Auktionen sind als Standard zu etablieren, Netzzugang und Open-Access- Modelle sind zu fördern.
  9. Bei Regulierungsfragen sind im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher wettbe- werbsorientierte Lösungen zu wählen. In der Telekommunikation wäre auf Regulierung im Internet-Zusammenschaltungsmarkt (Fair Share) zu verzichten, bei Postentgelten sollten wettbewerbsäquivalente Maßstäbe genutzt werden.

Die detaillierten Empfehlungen der Monopolkommission für die nächste Bundesregierung sind in einem ausführlichen PDF veröffentlicht.

Quelle: Monopolkommission – Pressemitteilung vom 20.01.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


FEB:

Wie gut es funktioniert zeigt der Wohnungsmarkt, sowie die Krankenkassenprämien mit den ständig steigenden Preisen! Ein weiteres Beispiel, in CH kostet ein Hörgerät, wie auch eine Umwälzpumpe für die Heizung etwa das doppelte so viel wie in DE. Ein weiteres Beispiel ist der Preis an den Ladesäulen, der bis 4-mal höher sein kann wie der Haushaltsstrom. Jede Systemänderung wird missbraucht für Abzocke!
Es lebe der freie Markt, bei dem sich wenige sich auf Kosten vieler bereichern können!

Daher staatliche Eingriffe müssen gut überlegt sein, sonst werden sie zu Subventionen der Produktehersteller. Ein Beispiel von politischer Dummheit war die Umweltprämie in DE für EVs. Dieser Betrag ist direkt in die Kasse der total versagenden, arroganten Automobilindustrie geflossen. Um den Betrag hat sich der Verkaufspreis erhöht und beim Wegfall gleich wieder reduziert!

Subvention wird den chinesischen Autohersteller vorgeworfen und diese mit Schutzzöllen belegt. Doch dies ist ein Eigentor!
Allenfalls sollten auch die chinesischen Solarpanels, die es ermöglichen zu vernünftigen Preisen PV-Anlagen zu erstellen, mit Schutzzöllen belegt werden? So wird die Umstellung auf saubere, umweltfreundliche Technologien noch weiter behindert!

Was ist zu tun um den Verkauf von EVs zu fördern?
Günstige EVs (sind nach langer Zeit der Abzocke im kommen), normale Ladepreise (hier tut sich nichts), Ladestationen für Mieter, ohne Abzocke (hier tut sich nichts), öffentliche Ladestationen in Städten und Quartieren (hier tut sich nicht viel), höhere Preise für Verbrenner (C02 Abgabe, funktioniert, trotz Gejammer der Autoindustrie), steuerliche Vergünstigungen für EVs (hier tut sich nichts). Genügend Ladesäulen (im kommen, dank der Abzockerpreise?)

Denkt bitte etwas weiter.
Nichts, oder zu wenig zu tun ist die allerteuerste Lösung für den Bürger.
Bedenke, alle Schäden an der Umwelt führen vermehrt zu Überschwemmungen, Murgängen, Felsstürzen, Erdrutschen, Strassendefekten etc.. Diese fallen der Allgemeinheit zur Last. Hier gibt eswieder Profiteure, die sich daran bereichern können. Ein gutes Geschäft!

Pedro G.:

Solange es Preisabsprachen in der E-Wirtschft gibt wird der Strom fürs Laden immer TEUER bleiben !

Gerd:

Ich habe zwei E-fahrzeuge und sechs Ladekarten. Immer den besten Preis zu suchen finden viele von meinem Freunden und Bekannten für viel zu aufwendig und kaufen sich deshalb auch kein E-Auto.
39cent, egal ob AC oder DC und das alles mit ganz normalen EC Karten. Dann geht die E Wende von ganz alleine.

Karsten:

Die meisten Punkte in der Liste, lesen sich wie diktiert von Lobbyisten der Ladedienstleister-Branche, wie Lichtblick etc., die ohne selbst Risiko zu tragen und in eigene Ladeinfrastruktur zu investieren auf dem Wachstumsmarkt Geld verdienen wollen. Die Einmischung von Lobby, Kartellbehörden, Bundesnetzagentur etc. hat in bisher keinem mir bekannten Fall zur Vereinfachung und Kostensenkung für Verbraucher geführt. Im Gegenteil, es wurden durch Liberalisierung und Regulierung Verwaltungs- und Bürokratiemonster geschaffen, die horrende Ewigkeitskosten schaffen (siehe z.B. Mitarbeiterzuwachs der BNetzA), die eher den dringenden Zuwachs von Ladeinfrastruktur hemmen, als zu fördern. Empfehlung: einfach, mit Regulationsrahmen, aber ohne Einmischung. Hubject z.B. ist etabliert und funktioniert. Alles was zusätzlich aufgezwungen wird, zerstört die zarten sich entwickelnden Ladelösungen und den bestehenden Markt.

Konig:

Die CDU und die anderen Parteien Reden und versprechen nur, und halten das versprechen nicht. Das ganze Reden was die versprechen das haben die von der AFD.

Rolando:

Es wird sich nichts ändern. Deutschland ist zu bürokratisch, träge, satt und fest in Lobbyhand!

Jürgen W.:

Anscheinend ist in dieser Kommission noch nicht angekommen, dass gerade durch das Vergabe- und Zuwendungsrecht regelrechte Bürokratiemonster geschaffen wurden, die genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie ursprünglich sollten. Nämlich mehr fairen Wettbewerb schaffen. Selbst der Rechnungshof legt in seinem Bericht eine desaströse Bilanz zu öffentlichen Aufträgen vor. Durch die große Bürokratie verlieren aber viele Unternehmen das Interesse. Im Ergebnis gibt es weniger statt mehr Wettbewerbt.
Adi Preißler hat einmal gesagt: Grau ist jede Theorie, was zählt ist auf dem Platz.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Hankook testet am Limit – für leisere E-Auto-Reifen

Hankook testet am Limit – für leisere E-Auto-Reifen

Sebastian Henßler  —  

Zwischen feuchtem Asphalt und Datenanalyse: Wie Hankook die Formel E nutzt, um leisere, effizientere und langlebigere E-Auto-Reifen zu entwickeln.

Cover Image for PEM-Studie: Recycling von E-Auto-Batterien in Europa noch unrentabel

PEM-Studie: Recycling von E-Auto-Batterien in Europa noch unrentabel

Michael Neißendorfer  —  

Besonders hohe Investitionen entstehen durch den Transport, der je nach Einstufung der Batterien bis zu 70 Prozent der gesamten Recycling-Kosten verursacht.

Cover Image for Oliver Rowland ist neuer Formel E Weltmeister

Oliver Rowland ist neuer Formel E Weltmeister

Michael Neißendorfer  —  

Damit löst der Brite den deutschen Pascal Wehrlein als nun neuer amtierender Weltmeister der rein elektrischen Rennserie Formel E ab.

Cover Image for Offensive für grüne Mobilität: Großbritannien investiert Milliarden in E-Auto-Zukunft und Ladeinfrastruktur

Offensive für grüne Mobilität: Großbritannien investiert Milliarden in E-Auto-Zukunft und Ladeinfrastruktur

Michael Neißendorfer  —  

Mit einem milliardenschweren Doppelpaket treibt die britische Regierung die Transformation der Industrie und den Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Autos voran.

Cover Image for Automobilindustrie ist für die Deutschen die wichtigste Branche im Land

Automobilindustrie ist für die Deutschen die wichtigste Branche im Land

Michael Neißendorfer  —  

Die große Mehrheit der Bevölkerung ist sich der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft bewusst, so eine Umfrage.

Cover Image for Chery: Mit Omoda und Jaecoo in den europäischen Mainstream

Chery: Mit Omoda und Jaecoo in den europäischen Mainstream

Sebastian Henßler  —  

Cherys Strategie „Slow is fast“ steht für kontrolliertes Wachstum in Europa – mit Omoda und Jaecoo und lokaler Anpassung. Wir haben Details.