Für deutsche Automobil Start-Ups sind derzeit wahrlich keine guten Zeiten. Nach Sono Motors scheint nun auch dem Aachener Unternehmen e.Go Mobile AG das Geld auszugehen. Noch bevor die Serienproduktion des e.Go Life richtig hochlaufen kann. Bereits im Oktober 2019 stand man wohl kurz vor der Pleite. Wachsende Verluste, fehlende Umsätze und Problem bei Zulassung und Auslieferung waren die Ursache. Ursprünglich war geplant 4.300 E-Autos bis Ende des Jahres auszuliefern. Bis Weihnachten 2019 konnte man das 500 Kundenfahrzeug ausliefern.
Zwischenfinanzierung für e.Go Mobile AG gesichert
Zu diesem Zeitpunkt benötigte das Unternehmen, welches von Günther Schuh, Professor an der RWTH Aachen, ins Leben gerufen wurde, nicht weniger als 100 Millionen Euro, um am Leben zu bleiben. „Eine Finanzierung über den Markt (sei) nicht möglich“ gewesen, so Schuh im Rahmen der Hauptversammlung am 30. 12. 2019. Die Aktionäre des Start-Ups mussten in die Bresche springen. Schuh selbst sowie der Automobilzulieferer ZF und die RAG Stiftung stemmten die Brückenfinanzierung. Bis Ende März 2020 gilt es nun das Geld zurückzuzahlen, da ansonsten die Anteilseigner das Recht besitzen, ihre Forderung in Stammaktien umzutauschen.
„Auf Basis der derzeitigen Liquiditätsplanung ist beabsichtigt, die Darlehen vertragsgemäß zu tilgen“, so die e.Go Mobile AG. Allerdings steht nicht fest, ob Gespräche mit Investoren, „zu einem positiven Ausgang führen, kann nicht sicher prognostiziert werden“. Der hohe Finanzbedarf bleibt weiterhin vorhanden, somit hat Schuh seinem Start-Up nur Zeit gekauft. Nun gilt es die Produktion stärker anlaufen zu lassen, Fahrzeuge zu liefern und den Umsatz/ Gewinn zu steigern.
Weiterhin hoher Finanzbedarf für 2020/ 2021
Bis Ende September 2019 kamen die Aachener auf einen Umsatz von 9,2 Millionen Euro – und erwirtschafteten einen Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 48,7 Millionen Euro. Der Mittelabfluss (negativer Cashflow) lag sogar bei 64,7 Millionen Euro. Schuh ging zum damaligen Planungsstand bis Ende 2019 von einem Verlust von 75 bis 90 Millionen Euro und einem negativen Cashflow von bis zu 145 Millionen Euro aus. Diesem Mittelabfluss standen lediglich prognostizierte Umsatzerlöse von bis zu 35 Millionen Euro gegenüber. Erwirtschaftet aus dem Verkauf von Fahrzeugen, Entwicklungsdienstleistungen für die Volkswagen AG „sowie aus Weiterberechnungen an die e.Go Moove GmbH“.
Für 2020/ 2021 geht man derzeit von einem Mittelbedarf von 110 Millionen Euro aus. Wobei zwei Drittel auf 2020 und ein Drittel auf 2021 entfallen. Bis Ende des Jahres möchte man einen positiven Cashflow erzielen. Mit bereits 35 Fahrzeugen am Tag sei dies erreichbar. Ab dem ersten Quartal 2021 soll dann der Life einen „ersten kleinen Vollkosten-Gewinn“ erzielen, wenn die e.Go-Mitarbeiter das Fahrzeug in zwei Schichten fertigen. Steigende Produktionszahlen senken somit auch beim Aachener Start-Up die Kosten. Hoffentlich früher als spät!
Preiskampf bei e.Go Life erfordert Preiserhöhung
Nicht so erfreulich ist die Tatsache, dass die kommenden e.Go Life zu höheren Preisen auf den Markt kommen werden. Die Preise der drei Varianten e.Go Life 20, 40 und 60 erhöhen sich zukünftig um jeweils 2.000 Euro, wie wir Ende November berichtet haben. Die verzögerten Straßenfreigaben mehrerer Zulieferkomponenten erhöhten den Entwicklungs- und Materialaufwand für den e.Go Life erheblich.
Bereits Anfang November haben wir berichtet, dass wegen des um künftig 1.000 Euro höheren Eigenanteils e.Go-Gründer Günther Schuh sogar die Existenz seines noch jungen Unternehmens gefährdet sieht. Denn schließlich arbeitet e.Go Mobile mit knallhart kalkulierten Margen und bietet das Einstiegsmodell seines Erstlings Ego Life schon ab 15.900 Euro an. Die e.Go Life First Edition wäre sogar ab 11.900 Euro inkl. Umweltbonus zu haben.
Quelle: Edison – E.Go Mobile ringt um Finanzierung