Weniger als 3 Prozent der Deutschen bevorzugen fossil erzeugten Strom

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Wenn Verfügbarkeit und Preis keine Rolle spielten, würden die Deutschen für die private Stromversorgung bevorzugt auf Erneuerbare als Energiequelle setzen, allen voran die Photovoltaik. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmen Appinio hervor, die im Auftrag des Energieanbieters Elevion Green entstand. Nach der Wunsch-Stromversorgung gefragt, stimmten rund 32 Prozent für Sonnenenergie, vor einem Erneuerbare-Energie-Mix (26 Prozent) sowie Kernkraft und Wind (je rund 9 Prozent). Fast 11 Prozent antworteten: „Ich bin mir nicht sicher”. Weniger als 3 Prozent sprachen sich für fossil erzeugten Strom aus Kohle oder Gas aus, der aktuell noch fast 40 Prozent des deutschen Strommixes ausmacht.

Diese positive Grundhaltung gegenüber der Solarenergie spiegelt sich auch im positiven Blick auf die Dezentralisierung der Stromerzeugung wider, also vielen kleinen, über das Land verteilten Erzeugern. Über 60 Prozent stehen einer Dezentralisierung bundesweit positiv gegenüber (sehr positiv: 18 Prozent, eher positiv: 43 Prozent). Skeptisch (8 Prozent) und sehr skeptisch (3 Prozent) zeigte sich nur ein kleiner Teil. Mehr als jede:r Vierte (28 Prozent) steht dem Thema neutral gegenüber.

Interessant: Allen aktuellen Debatten um Deutschlands Energieversorgung zum Trotz wissen rund 36 Prozent der Deutschen nicht, aus welcher Energiequelle sie ihren Strom gegenwärtig beziehen. Das ist die am häufigsten genannte Antwort. 21 Prozent gaben an, aktuell einen Erneuerbare-Energie-Mix zu beziehen, gefolgt von Solar und fossilen Brennstoffen (jeweils 13 Prozent).

Elevion-Green-Statistik-Grafik
Elevion Green

Doch für mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien auch mehr zu zahlen, lehnt fast jede:r Zweite (47 Prozent) ab. Ein um bis zu fünf Prozent höherer Strompreis im Monat wäre für 36 Prozent akzeptabel, wenn es damit beim Ausbau schneller ginge. Zehn Prozent höhere monatliche Kosten würden nur noch 9 Prozent in Kauf nehmen. 8 Prozent haben dazu keine Meinung.
Strom aus der Heimat wird geschätzt

Wenn Strom, dann idealerweise aus der Heimat – das gilt für einen Großteil der Befragten. Eine Mehrheit von über 70 Prozent findet es insgesamt wichtig, dass der privat genutzte Strom regional erzeugt wird (18 Prozent: sehr wichtig, 26 Prozent: wichtig, 27 Prozent: eher wichtig). Auch der Strom am Arbeitsplatz sollte nach Meinung der Befragten bevorzugt aus der Heimat stammen: Über 63 Prozent der Bundesbürger finden es eher bis sehr wichtig, dass der beruflich genutzte Strom in der Region produziert wird.

Bundesweit ist zudem mehr als 8 von 10 Menschen bewusst, dass auch Unternehmen selbst Stromproduzenten werden können. Insgesamt 83 Prozent stimmten eher bis voll und ganz der Aussage zu, dass Unternehmen an ihrem Standort selbst Strom produzieren können.

„Wenn Unternehmen selbst zum Stromproduzenten werden, wirkt die selbst erzeugte Energie identitätsstiftend für das Unternehmen. Zudem macht eigenproduzierter, regionaler Strom die Unternehmen unabhängiger vom Weltmarkt”, erklärt Florian Resatsch, CEO des Energieanbieters Elevion Green.

Atomkraftwerk in der Nachbarschaft? Mehr als die Hälfte ist dagegen

Mehr als die Hälfte der Deutschen (55 Prozent) lehnt ein Atomkraftwerk in ihrer Nähe ab. Zwischen den Geschlechtern gibt es jedoch deutliche Unterschiede: Die Ablehnung ist bei Frauen mit über 64 Prozent deutlich stärker, bei den Männern sind es rund 46 Prozent.

Eine Windkraftanlage in der näheren Umgebung wird hingegen von nicht einmal einem Viertel (22 Prozent) abgelehnt. Hier ist der Unterschied zwischen Männern (23 Prozent Ablehnung) und Frauen (21 Prozent) marginal. Der Aussage, dass Windkraft auch in Zukunft eine wichtige Technologie zur Energiegewinnung ist, stimmt mit 85 Prozent eine breite Mehrheit zu.

Quelle: Elevion Green – Pressemitteilung vom 04.02.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Stefan:

Dann ist es ja der nächste logische Schritt, ein eAuto anzuschaffen und den fossilen Verbrenner aus dem Verkehr zu nehmen.

Peter Bigge von Berlin:

:-)

Wolfbrecht Gösebert:

Wenn es im Artikel vor allem um den „Blick auf die Dezentralisierung der Stromerzeugung“ geht,
schieb Peter B. dazu:
„Warum geht es mit den erneuerbaren Energien, Netzausbau, PV, Windräder, Heizungstausch, Energiesparmaßnahmen, Klimaschutz und der ganzen Elektromobilität nicht voran?“

Birger schrieb dazu:
„… wir haben Technik und Wissen[,] uns von allen fossilen Brennstoffen [loszusagen]. …was spricht dagegen?“

Nun, warum es nicht (schneller) vorangeht, hat doch vor allem folgende Gründe:

Neben der immer noch zu hohen Anteilen Verbrenner-orientierten Autoindustrie tut die internationale Erdöl- (und sonstige Energie-) Multi-Milliarden-Industrie immer noch ALLES dafür, die *bestehenden* Energieversorgungs-Abhängigkeiten auf JEDE erdenkliche Art und Weise aufrechtzuerhalten, weil eben z.B. das eAuto KEINE Sprit-Umsätze an Tankstellen generiert, Windräder keinen Stromverbrauch haben und Wärmepumpen auch nicht mit Öl beliefert werden müssen!

So werden alle (Desinformations-) Kanäle – inzwischen vor allem die sog. (a)sozialen Medien – genutzt, um v.a. solche „Fake News“ zu verbreiten, die die Erneuerbaren Energien im allgemeinen und u.a. das eAuto im besonderen in ein schlechtes Licht stellen …

Zusätzlich stellt die weiter zunehmende, technisch + finanziell leicht mögliche SOLARE (Teil-)Autarkie privater Verbraucher resp. ganzer (Mehrfamilien-) Haushalte – die sich durch deren Nutzung von BEVs ja gern gegenseitig verstärkt! – weiterhin EIN »Schreckgespenst Erster Klasse« für diese Unternehmen dar, die dabei natürlich um absolut NICHTS als ihre Gewinne fürchten!

Peter Bigge von Berlin:

3 Prozent der Deutschen sagen ihre ehrliche Meinung, bei den restlichen 97 Prozent wär ich mir nicht so sicher.
Alle können mittlerweile auf erneuerbare Energien setzen und beziehen, teilweise sogar preiswerter als mit Fossilien.
Wer heutzutage noch ohne Notwendigkeit fossile Energien durch sein Handeln vorsätzlich oder ebenso fahrlässig verfeuert macht dies nur aus niederen Beweggründen, nicht aus Unwissenheit. Selbst bei hartgesottenen Klimaschützern ist die Vermeidung fossiler Energieträger dann plötzlich tabu, wenn es ein wenig mehr kostet, dann gibt es nur noch Ausreden zu hören, und die anderen müssen erst einmal machen.
Unter den 97 Prozent gibt es massenweise Doppelmoralisten, welche nix verändern wollen, solange ein noch so kleines Opfer dafür gebracht werden müsste.
Warum geht es mit den erneuerbaren Energien, Netzausbau, PV, Windräder, Heizungstausch, Energiesparmaßnahmen, Klimaschutz und der ganzen Elektromobilität nicht voran? Weil „Weniger als 3 Prozent der Deutschen bevorzugen fossil erzeugten Strom“ ?

Birger:

Was gibt es für Gründe, noch auf fossile Brennstoffe allgemein zu setzen? Fossile Brennstoffe sind endlich und wir haben Technik und Wissen uns von allen fossilen Brennstoffen los zu sagen. Warum sollte man dies nicht tun oder was spricht dagegen? Fakt sollte aber auch sein, wir dürfen nicht mit Scheuklappen durch die Gegend rennen sondern müssen alle klimaneutralen Alternativen fördern und nutzen und weiterentwickeln. Übrigens, sollte die AfD uns allen mal die Frage beantworten, warum diese Partei in Zukunft weiter auf fossile Brennstoffe setzen möchte! Klar, brauchen wir jetzt noch einige Zeit die Fossilen, aber wenn wir alle Alternativen nutzen und fördern und voran bringen, können wir uns um so schneller vor alter Energieform lösen. Dafür müssen aber alle offen und ehrlich sein und nicht voreingenommen.

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